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Ihre Unterstützung ist mehr gefragt denn je. Die Mitglieder des SV Babelsberg 03 sollen als Sanierungsbeitrag für den Verein einen höheren Mitgliedsbeitrag und eine jährliche Sonderumlage von 30 Euro zahlen.

© Jan Kuppert

SV Babelsberg 03: Tanz auf dem Drahtseil

UPDATE Der Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03 kämpft an mehreren Fronten gegen Liquiditätsengpässe. Die Mitglieder haben nun deshalb beschlossen, dass die Beiträge erhöht werden. Außerdem soll es freiwillige Spenden geben.

Die aktuelle finanzielle Situation des SV Babelsberg 03 war das dominierende Thema der ordentlichen Mitgliederversammlung am Donnerstagabend. „Hurra, wir leben noch, aber nach wie vor nicht gut“, fasste Vorstandschef Archibald Horlitz den Zustand des Vereins und das Fazit seiner dreijährigen Präsidentschaft zusammen. Nicht gut heißt konkret: „Wir befinden uns in einer Liquiditätskrise“, so Horlitz.

Zum 31. März plagte den Verein eine Deckungslücke zwischen 150 000 und 200 000 Euro, die durch Spenden und Anleihen des Vorstandes zum Teil geschlossen werden konnte. Unter anderem hatte der Verein Rückstände bei Gehältern, Sozialabgaben und Umsatzsteuer-Zahlungen. Kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stand der Verein, als die DKB Anfang des Jahres auf Fortsetzung der vereinbarten Zins- und Tilgungszahlungen für einen Kredit bestand. Die jährliche Tilgungs- und Zinsleistung an die DKB beträgt 100 000 Euro. „Im zweiten Halbjahr 2015 war uns das nicht mehr möglich“, erklärte Horlitz.

Drohende SVB-Insolvenz

Abgewendet werden konnte die Insolvenz zunächst, weil sich DKB, die Stadt Potsdam und SVB auf die Erstellung eines Sanierungsgutachtens verständigt haben. Die Expertise wird seit gut zwei Monaten von der bdp-Beratungsagentur erarbeitet. Bis 15. Juni soll auf Basis des Gutachtens gegenüber der Bank eine Lösung aufgezeigt werden, wie der SVB künftig seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann oder aber auch, warum die DKB unter Umständen auf ihre Forderungen verzichten müsste. „Bis dahin hält die Bank still“, sagte Horlitz. Sollte die DKB danach die ihr geschuldeten 270 000 Euro einfordern, „wäre dies das Aus für den Verein“, machte der Vorstandschef klar.

Neben der DKB hat der Verein derzeit monatlich 7500 Euro abzuzahlende Altlasten, die sich ab September auf 2500 Euro reduzieren und bis Ende des Jahres abgezahlt werden sollen. Dennoch versuchte Horlitz Optimismus zu verbreiten. Grund: Nach einem Minus von 1,1 Millionen Euro im Jahr 2012 schloss der Verein das Geschäftsjahr 2015 mit einem Plus von 39 000 Euro – ohne den zu leistenden Kapitaldienst – ab. Diese Zahl birgt die Hoffnung in sich, dass der Verein langfristig überleben kann. Auch die Sponsoreneinnahmen konnten in den vergangenen drei Jahren um etwa 30 Prozent auf 790 000 Euro im Jahr erhöht werden.

Erhöhung der Mitgliederbeiträge vorgeschlagen

Zur weiteren Sanierung des Vereins sollen künftig auch verstärkt dessen Mitglieder beitragen. Der Vorstand hat eine Erhöhung der Beiträge vorgeschlagen, um die gestiegenen Kosten etwas auszugleichen. Der ermäßigte Beitrag von drei auf fünf Euro und der normalen Beitrag von acht auf zehn Euro. Außerdem sollen sich die Mitglieder bereit erklären, einen jährlichen Extra-Solidarbeitrag von 30 Euro zu zahlen.

Mit der Wahl eines neuen Aufsichtsrates (nach Redaktionsschluss) endete auch die dreijährige Amtszeit des Vorstandes mit Horlitz an der Spitze sowie Steve Müller und Christian Lippold als Stellvertreter. Das Führungsgremium hatte den SVB in einer Zeit übernommen, als nach dem Drittliga-Abstieg Insolvenzgefahr, Macht- und Grabenkämpfe an der Tagesordnung waren. Hinzu kamen im Laufe der Zeit Probleme mit der Betriebssicherheit des Karl-Liebknecht-Stadions, da in den Vorgängerzeiten notwendige Wartungsarbeiten entweder nicht korrekt durchgeführt oder nicht dokumentiert wurden. „Das Stadion stand Millimeter vor der Schließung“, erinnerte Horlitz. Die zunächst kontroverse Auseinandersetzung mit den Zuständigen der Stadt führte letztlich zu dem positiven Ende, dass die Stadt inzwischen die Kosten für die Stadionbewirtschaftung übernommen hat.

Update 25.Mai, 18.29 Uhr: Aufsichtsrat wiedergewählt - Mitgliedsbeiträge erhöht

Die Mitglieder des SV Babelsberg 03 setzen bei der Führung ihres Vereins auf Kontinuität. Auf der Mitgliederversammlung am Donnerstagabend wählten sie mit großer Mehrheit den Aufsichtsrat wieder. Das siebenköpfige Gremium um Aufsichtsratschef Guido Koch hatte sich geschlossen zur Wiederwahl gestellt und bekam in offener Block-Wahl bei nur wenigen Gegenstimmen das Vertrauen ausgesprochen. Lediglich Kai Dudzack vom Fanbeirat hatte sich als neues Mitglied beworben und ist ebenfalls gewählt worden. Wie Koch im Namen des Aufsichtsrates erklärte, fühle sich das gesamte Gremium verpflichtet, den begonnenen Weg der Konsolidierung des Vereins weiter zu begleiten. „Wir haben noch einiges zu tun“, sagte Koch und fügte hinzu: „Ich bin der tiefsten Überzeugung, dass wir die Sanierung erfolgreich abschließen werden.“

Beständigkeit wird es auch im Vereinsvorstand geben, der vom Aufsichtsrat gewählt wird. Das Kontrollgremium betonte unisono, dass der eingeschlagene Weg und der erreichte Stand der Konsolidierung ohne die Vereinsvorstände Archibald Horlitz, Steve Müller und Christian Lippold nicht möglich gewesen wäre. Daher werde die konstruktive Zusammenarbeit mit dem bestehenden Vorstand fortgesetzt.

Ein starkes Signal, für die Sanierung ihres Vereins einen eigenen Beitrag zu leisten, sandten die Mitglieder selbst. Mit ebenfalls großer Mehrheit stimmten sie einer Erhöhung der Mitgliedsbeiträge um zwei Euro und dem Aufruf für eine zusätzliche freiwillige Jahresspende zu. (Peter Könnicke)

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