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Ärger über die vertane Siegchance. Der Babelsberger Andis Shala (r.) hatte seine Mannschaft gegen die Zweitvertretung des Bundesligisten aus Leipzig in Führung gebracht, haderte dann aber mit dem späten Ausgleich. Shala wütete nach Abpfiff regelrecht.

©  Jan Kuppert

SV Babelsberg 03: Regionalliga plus

In einem unterhaltsamem Fußball-Viertligaspiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und RB Leipzig II kassierten die Kiezkicker in fast letzter Sekunde den Ausgleich. Das ging zwar nach dem Spielverlauf in Ordnung, tat aber dennoch "verdammt weh", wie SVB-Trainer Cem Efe befand. Indes hat Nulldrei einen weiteren Neuzugang in seinen Reihen.

Zwischen Marvin Gladrow und Alexander Siebeck entwickelte sich an diesem Fußballabend ein Privatduell. Gefühlt ein Dutzend Mal schoss der Kapitän von RB Leipzig II auf das Tor des SV Babelsberg 03. Elf Mal war Gladrow Sieger, parierte zum Teil in überragender Manier. Siebecks erfolgreicher Versuch illustrierte schließlich, wie nah Tragik und Glück im Fußball beieinanderliegen. Es war die dritte Minute der Nachspielzeit, als sein noch abgefälschter Schuss den Leipzigern den 1:1-Ausgleich bescherte und den Babelsbergern „verdammt wehtat“, wie deren Trainer Cem Efe nach Abpfiff bekannte.

Beide Trainer waren sich indes einig, dass die Punkteteilung gerecht und der – wenn auch spät – gefallene Ausgleich verdient war. Der junge und engagierte RB-Trainer Robert Klauß hatte bis zum Schluss an den Torerfolg seiner Elf geglaubt, dies von der Seitenlinie immer wieder aufs Spielfeld vermittelt und letztlich sogar indirekt Anteil an dem späten Treffer. Denn als der SVB versuchte, den knappen Vorsprung über die angezeigte Nachspielzeit zu bringen und das Geschehen möglichst weit weg zu halten, landete der Ball im Seitenaus direkt vor der Babelsberger Bank. Klauß sprintete in die fremde Coachingzone, schnappte sich das Leder, gab es einem seiner Spieler, dirigierte schnell, welchen Weg der Ball nehmen sollte – Sekunden später zappelte er im Netz. Auf der Pressekonferenz entschuldigte sich Klauß für seinen Übereifer: „Das sollte nicht respektlos sein“, sagte er, „ich muss lernen, mich zu disziplinieren.“

Leipzig warnte vor Shala, konnte ihn aber einmal nicht stoppen

Leidenschaft hatten die 1847 Zuschauer bei diesem Flutlichtspiel am Freitagabend nicht nur in beiden Coachingzonen beobachten können. Was beide Mannschaften auf dem Platz zeigten, verdient das Prädikat: „Regionalliga plus“. Als Ausbildungsmannschaft des Bundesliga-Aufsteigers zeigten die RB-Talente, dass sie aus einer der modernsten Ausbildungsstätten im deutschen Fußball kommen. Technisch versiert, schnell und spielfreudig präsentierte sich der RB-Nachwuchs. Das Erfreuliche an diesem Abend: Der SVB stand dem in nichts nach. Zwar fehlte in den ersten 30 Minuten die Ruhe, weil Leipzig durch aggressives Pressing jeden Babelsberger störte, der auch nur einen Moment in Ballbesitz war. Aber mit dem 1:0 kam mehr Sicherheit ins Nulldrei-Spiel. Die Führung in der 35. Minute resultierte aus einem Freistoß, den Manuel Hoffmann aus halbrechter Position zentral in den Strafraum platzierte – ideal für den kopfballstarken Andis Shala, der auch prompt zur Stelle war. „Wir haben die ganze Woche über nichts anderes geredet als über Andis Shala“, ärgerte sich Klauß später und sinnierte: „Wahrscheinlich hätte ich es nicht machen sollen.“

In der Folge war der SVB etwas zu sehr auf Sicherheit bedacht, befand zumindest Trainer Efe. „Wir hätten den Gegner zu mehr Fehlern zwingen müssen“, meinte er. Bis zur 60. Minute konnte Nulldrei die Gefahrenzone vor dem eigenen Tor betriebsarm gestalten, dann erhöhte RB noch einmal Druck und Tempo. Zunächst traf Henrik Ernst nur den Pfosten (68.), dann köpfte Terrence Boyd völlig frei am Tor vorbei. Andererseits hatte der SVB seine Gelegenheiten, mit dem 2:0 das Spiel wohl zu entscheiden. Doch erst vergab Bilal Cubukcu seine Großchance (73.), als er nach schönem Zuspiel von Lukas Knechtel aus Nahdistanz zu unplatziert abschloss und RB-Keeper Benjamin Bellot klären konnte. Und dann köpfte Matthias Steinborn übers leere Tor (90.).

SVB verpflichtet den offensiven Mittelfeldspieler Timur Özgöz

Nach dem schwachen Auftritt in der Vorwoche beim Aufsteiger Union Fürstenwalde (1:1) zeigte der SVB eine deutliche Leistungssteigerung. „Wir mussten nach letzter Woche ja auch ein Zeichen setzen“, befand SVB-Torhüter Gladrow, der angesichts der vielen Leipziger Chancen genauso wie sein 90-minütiger Dauerrivale Siebeck von einem gerechten Unentschieden sprach. Ganz anders Andis Shala, der nach Abpfiff regelrecht wütete: „Wir sind selbst schuld. Einige von uns sind am Ende immer nervöser geworden“, ärgerte er sich über die vertane Siegchance.

Vor der Partie gegen Leipzig hatte der SV Babelsberg indes einen weiteren Neuzugang verkündet: Timur Özgöz wurde verpflichtet. Der offensive Mittelfeldaketur spielte zuvor bei den türkischen Zweitligisten Sanliursaspor und Adana Demispor. „Unsere Gegner können sich auf einen weiteren starken Spieler freuen, der viel Druck macht und immer seine Torabschlüsse sucht“, sagt SVB-Trainer Cem Efe über Özgöz. Seinen letzten Einsatz hatte der 29-Jährige allerdings im Mai, sodass er nun zunächst seinen Trainings- und Fitnesszustand aufholen müsse, so Efe.

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