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Das bislang letzte Duell zwischen Nulldrei und Luckenwalde im märkischen Cup-Wettbewerb liegt nur knapp vier Monate zurück. Andis Shala (r.) gewann damals mit dem SVB das Finale gegen André Leimbachs FSV.

© Julius Frick

SV Babelsberg 03 im AOK-Landespokal: Nächste Runde für die Dauerrivalen

Sechsmal trafen der SV Babelsberg 03 und der FSV 63 Luckenwalde bereits im Fußball-Landespokal aufeinander. Stets gewann der SVB. Heute folgt das siebte Duell und die Luckenwalder um Trainer Ingo Nachtigall halten die Zeit reif für einen Sieg.

Die vereinseigene Ankündigung des FSV 63 Luckenwalde für das nächste Fußballspiel seiner ersten Männermannschaft klingt kämpferisch und auch etwas trotzig: „Es wird Zeit, Babelsberg zu schlagen“, heißt es auf der Internetseite des Regionalligisten. Am heutigen Freitagabend soll die Zeit gekommen sein, dass der kleine Verein aus der Flämingprovinz den vermeintlich großen aus der Landeshauptstadt bezwingt.

Zu oft in der jüngeren Vergangenheit verbuchte der SV Babelsberg 03 das bessere Ende für sich: Sechs Mal standen sich beide Vereine in den vergangenen 13 Jahren im Pokal gegenüber, sechs Mal hieß der Sieger SV Babelsberg 03 – zuletzt im Mai beim 3:1-Sieg gegen den Lokalrivalen im Finale des märkischen Cups. Heute nun messen sich beide um 19 Uhr beim Achtelfinale des diesjährigen Pokalwettbewerbs im Karl-Liebknecht-Stadion. „Viel zu früh in dieser Phase des Pokals“, wie Luckenwaldes Cheftrainer Ingo Nachtigall befindet. „Lospech“ nennt er es, dass sein FSV bereits in der vierten Runde auf den SVB trifft.

Luckenwalde von zahlreichen Verletzungsausfällen geplagt

Der 55-Jährige hätte sich demnach einen anderen Gegner gewünscht als den Kontrahenten aus der Regionalliga. Denn momentan hält er sein Team nicht für zwingend konkurrenzfähig innerhalb der vierten Liga. Seit Wochen muss er auf fünf, sechs „absolute Leistungsträger“ verzichten, auch gegen Babelsberg fehlen etablierte Stammkräfte wie Felix Nachtigall, Georgis Kitsos, Stefan Guthke, Denys Repetylo, André Leimbach oder Angreifer Tiago Sprenger. „In diesem Umfang sind Leistungsträger nicht zu ersetzen“, meint Nachtigall, der es daher durchaus als Erfolg bewertet, dass seine Truppe zuletzt viermal in Folge nicht verloren hat. Allerdings weiß er die vier Unentschieden auch sofort zu relativieren: In den Spielen gegen Meuselwitz, Auerbach und Bautzen habe man sich die Punkte schließlich mit direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt geteilt. „Das waren im Ligavergleich schwächere Gegner“, beurteilt Nachtigall. Hinter das 1:1 zu Hause gegen den BFC Dynamo setzt er hingegen ein Ausrufezeichen: Das sei ein starker Luckenwalder Auftritt gewesen.

„Sportlich“, so fasst der FSV-Coach die personellen Missstände zusammen, „sind die Aussichten auf einen Pokalerfolg gegen Babelsberg gering.“ Doch das ändere nichts an dem Anspruch, dass „wir uns achtbar aus der Affäre ziehen wollen“, so Nachtigall. „Wir verstecken uns nicht. Das ist ohnehin nicht unsere Art, Fußball zu spielen.“

Die Mängelliste beim SVB hat sich zuletzt reichlich gefüllt

Die Serie, ungeschlagen zu bleiben, hat der SVB mit seinem heutigen Pokalgegner gemein. Die letzten fünf Partien hat die Mannschaft von Nulldrei-Trainer Cem Efe nicht verloren, doch von Zufriedenheit kann am Babelsberger Park keine Rede sein. Zu viele Gegentore, Abwehrschwächen, fehlende Kreativität im Spielaufbau – Efes Mängelliste hat sich gefüllt in den vergangenen Wochen. Nach dem eher enttäuschendem 0:0 vor Wochenfrist gegen den FC Schönberg 95 schrieb er seinen Spielern zudem fehlenden Mut ins Tageszeugnis. Anders als seinem Luckenwalder Trainerkollegen sind es nicht reihenweise Verletzungen seiner Leistungsträger, die ihm Sorgen machen, sondern Formkrisen.

Gegen Schönberg verordnete er seinem Innenverteidiger Erdal Akdari eine Denkpause auf der Ersatzbank – nach seinem Wechsel im Sommer 2015 zum SVB war es das erste Mal, dass Efe den 22-Jährigen nicht berücksichtigte. Zuvor war es Abwehrspezialist Laurin von Piechowski, den Efe für zwei Matches zum Einwechselspieler degradierte. Mit guten Trainingsleistungen in der vergangenen Woche arbeitete er sich aber wieder in die Startelf zurück, fällt nun jedoch wegen eines Muskelfaserrisses aus. Auch mit der wenig effizienten Spielweise von Dauerläufer und Tempomacher Matthias Steinborn gegen Schönberg haderte Efe, sodass er den Angreifer bereits zur Halbzeit rausnahm.

Nachtigall wünscht sich mehr Anerkennung für seinen Club

Für Ingo Nachtigall, der selbst eine Vergangenheit in Babelsberg hat und den Kiezklub vor 15 Jahren gemeinsam mit dem damaligen Trainer Hermann Andreev bis in die zweite Liga führte, mag die kritische Momentaufnahme des SVB ein Klagen auf hohem Niveau sein. Die Bedingungen beider Vereine seien nicht zu vergleichen angesichts der bescheidenen Möglichkeiten in Luckenwalde. Doch es ärgere ihn, wenn der FSV lediglich als Randerscheinung wahrgenommen und zu wenig anerkannt werde, dass der die Luckenwalder nun bereits die zweite Saison in der Regionalliga Nordost bestreiten. Auch wenn das ein fortdauernder Kraftakt sei, „sind wir froh, dass wir in der vierten Liga spielen dürfen“, sagt Nachtigall. Erneut den Klassenerhalt zu schaffen, habe für ihn Priorität, der Landespokal ist eine andere Bühne.

Der Vorhang dafür geht am heutigen Abend für Timur Özgöz genau zum richtigen Zeitpunkt auf. Der offensive Neuzugang des SVB brennt nach seinem 45-minütigen Einsatz gegen Schönberg auf mehr. Nach der torlosen Schonkost komme das Pokalspiel genau richtig, um den Ambitionen der Nulldreier wieder etwas mehr Nachdruck zu verleihen: Um in der Liga vorn mitzuspielen und dem FSV zu zeigen, dass die Zeit noch nicht gekommen ist, den SV Babelsberg 03 aus dem Wettbewerb zu werfen.

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