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Der Cheftrainer hat das Wort. Cem Efe ist Kritiker und Realist in einem. Seine Mannschaft steht nach zwei Dritteln der Saison auf dem sechsten Tabellenplatz der Fußball-Regionalliga Nordost. Efes Zwischenfazit: „Wir stehen zurecht da, wo wir jetzt sind.“ 

©  Jan Kuppert

SV Babelsberg 03 gegen TSG Neustrelitz: Wirklichkeit entspricht Anspruch

Zwei Drittel in der Regionalliga-Nordost-Saison sind rum. Cem Efe, Cheftrainer des SV Babelsberg 03, sieht sein Team momentan im Plan und erklärt, warum ein Spitzenplatz in der vierten Liga Illusion ist. Am Freitag spielt der SVB daheim gegen die TSG Neustrelitz.

Für Cem Efe läuft es nach Plan. Der Cheftrainer des SV Babelsberg 03 sieht den Fußball-Regionalligisten nach zwei Dritteln der Saison da, wo er ihn von Beginn an erwartet hatte. Aktuell auf Platz sechs – eine Tabellenregion, um die nach seiner Einschätzung Mannschaften wie der VfB Auerbach, die Hertha-Reserve oder die TSG Neustrelitz – der heutige Heimspielgegner (19 Uhr/Karl-Liebknecht-Stadion) – mitspielen. „Wir stehen zurecht da, wo wir jetzt sind“, sagt Efe und bewertet damit auch noch einmal die 0:2-Niederlage der Vorwoche beim Tabellenzweiten Wacker Nordhausen. Um gegen Spitzenteams der vierten Liga zu bestehen, „müssten unsere elf besten Spieler jedes Mal 100 Prozent spielen können“, sagt Efe.

Efe ist Kritiker und Realist in einem. Nach der Vorbereitung in der Winterpause sah er die Fortsetzung der Rückrunde kritisch. „Das tue ich immer noch“, sagt er. Denn der Umstand, dass ihm während des Wintertrainings aufgrund krankheits- und verletzungsbedingter Ausfälle mitunter nur elf Akteure auf den Übungsplatz folgten, ist ein Spiegelbild des SVB-Kaders. Der hat in der Breite zwar an Qualität gewonnen, wie es im Fachjargon so schön heißt, aber nicht in dem Ausmaß, um an der Regionalligaspitze oder gar um den Drittliga-Aufstieg mitzumischen. „Dieses Format haben bei uns vielleicht sechs, sieben Spieler“, schätzt Efe ein.

Beste Abwehrreihe der Liga ist derzeitig gesprengt

Ausfälle kann er zwar wesentlich besser kompensieren als in den beiden vergangenen Jahren, aber eine adäquate Qualität erreicht er mit der zweiten Reihe nicht. Innenverteidiger Laurin von Piechowski, der aufgrund eines Knochenödems im Rücken nicht spielen kann, sei beispielsweise nicht zu ersetzen. Philip Saalbach, der den Part ausfüllt, macht das solide, „aber ist kein Innenverteidiger“, so Efe. Und Tobias Grundler stürmt eigentlich im linken Offensivbereich, grätschte und köpfte zuletzt drei Spiele für den rot-gesperrten Linksverteidiger Ugurtan Cepni. Die eigentliche Viererkette mit Severin Mihm, Piechowski, Erdal Akdari und Cepni ist die Beste der Liga. Dass Efe in den vergangenen fünf Spielen mit fünf verschiedenen Abwehrformationen spielen musste, die an dieses Gütesiegel bei Weitem nicht herankommt, illustriert den Status Quo des SVB: „Wir haben eine gute Mannschaft für einen einstelligen Tabellenplatz. Alles andere ist Illusion“, betont der 37-jährige Trainer.

Der SVB macht kleine Schritte. Spielte er in den vergangenen Jahren in den Hinrunden bis November guten und attraktiven Fußball, „waren wir diesmal auch im Dezember gut“, betonte unlängst Torjäger Andis Shala. Nun: Der Februar und März waren bislang durchwachsen. Die Derby-Siege gegen Rathenow (2:0) und vor allem das 6:1 gegen Luckenwalde bezeichnet Efe zwar nicht als Muster ohne Wert, aber man muss es realistisch einschätzen: Regionalliga-Tauglichkeit kann man Luckenwalde kaum attestieren.

Verträge mit den Top-Leuten laufen im Sommer aus

Diesen Realitätssinn verlangt Cem Efe auch von Spielern wie Merphi Kwatu – doch er vermisst ihn zuweilen und verlangt: „Du musst jeden Tag an die Leistungsgrenze gehen.“ Und genau dieser Druck sei noch nicht groß genug – etablierte Spieler vernehmen nicht laut genug die Kampfansage aus der zweiten Reihe, dass ihnen ihr Stammplatz streitig gemacht wird. Da erwartet Efe von Kwatu, Nils Fiegen oder eigenen Nachwuchsleuten mehr. Wobei: „Die Jungen suchen ihre Chancen“, betont er. Er freue sich über die Fortschritte von Laurits Schulze-Buschhoff, Antonin Hennig oder des A-Jugendlichen Ramasan Günel. „Da haben wir eine Entwicklung gemacht und werden diese weiter forcieren“, sagt Efe.

Ob der SVB in der nahen Zukunft den nächsten kleinen Schritt machen kann, hängt neben der wirtschaftlichen Konsolidierung des Vereins, der Güte auf dem Platz in den ausstehenden Spielen auch vom Verhandlungsgeschick und der Überzeugungsarbeit der sportlichen Leitung ab. Bei fast allen Spielern, die Efe für drittligatauglich hält und die zum Stammpersonal gehören, laufen die Verträge im Sommer aus: Shala, Mihm, Cepni, Leon Hellwig, Lovro Sindik, Bilal Cubukcu. So planmäßig die aktuelle Saison laufen mag, die Planwerkstatt für die nahe Fußball-Zukunft bei den Nulldreiern dürfte in den kommenden Wochen und Monaten auf Betriebstemperatur kommen.

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