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Der Kapitän sieht das Unheil kommen. Christian Schönwälder (l.) kann nicht mehr eingreifen, als Magdeburgs Stürmer Nicolas Hebisch zum 2:1-Siegtreffer abzieht und sein Schuss von SVB-Verteidiger Ugurtan Cepni noch abgefälscht wird.

© Jan Kuppert

SV Babelsberg 03 gegen 1. FC Magedeburg: Überraschungseffekt ohne Erfolg

Fast hätte der SV Babelsberg den Tabellenführer Magdeburg überlistet. Die Taktik ging allerdings nicht ganz auf.

Potsdam - Nicolas Hebisch jubelte verhalten, während sein Trainer Jens Härtel an der Seitenlinie einen wahren Freudentanz zelebrierte. Der 24-jährige Mittelstürmer des 1. FC Magdeburg hatte in der 82. Minute den 2:1 (1:1)-Siegtreffer gegen den SV Babelsberg 03 (SVB) erzielt, doch offen zur Schau tragen wollte er seine Freude an alter Wirkungsstätte nicht. Vor zwei Jahren spielte Hebisch noch beim SVB, sodass er am Sonntag durchaus Mitgefühl für seinen Ex-Verein hatte. Zweiter Grund für seine Zurückhaltung waren die glücklichen Umstände, die zu dem Tor führten: Auf dem schwer zu bespielenden Platz hoppelte der Ball nach einer eher ungefährlichen Hereingabe von Magdeburgs Lars Fuchs, sodass Nulldrei-Verteidiger Julian Prochnow über das Leder schlug, Hebisch zum Schuss kam, der noch abgefälscht wurde und SVB-Torwart Marvin Gladrow somit keine Abwehrchance hatte.

Viele Torchancen für den 1. FC Magdeburg

Führung und Sieg für den Tabellenführer der Fußball-Regionalliga waren zu diesem Zeitpunkt nach einer Reihe guter Möglichkeiten überfällig, was schließlich Härtels emotionale Entladung und Erleichterung erklärte. „Nach der Vielzahl an Chancen ist es ein hochverdienter Sieg“, so der 45-Jährige, der ebenfalls eine Babelsberger Vergangenheit als Spieler und später als Co-Trainer neben Dietmar Demuth hat. Vor allem in der zweiten Halbzeit erspielten sich die Magdeburger in regelmäßigen Abständen Torchancen – die größte unmittelbar nach Wiederanpfiff: Nach einem starken Pass von Fuchs lief Christian Beck allein aufs SVB-Tor zu und setzte den Ball an den Pfosten. Um letztlich den Auswärtssieg zu verbuchen, brauchte es „Leidenschaft und Willen gegen eine fußballerisch sehr, sehr gute Babelsberger Mannschaft“, resümierte Härtel.

Das Spiel vor stimmungsvoller Regionalliga-Kulisse von 4 380 Zuschauern begann mit einem Überraschungseffekt durch die taktische Aufstellung von Nulldrei-Trainer Cem Efe. In die etatmäßige Viererkette mit Ugurtan Cepni, Prochnow, Christian Schönwälder und Serverin Mihm hatte er zusätzlich den jungen Laurin von Piechowski im Abwehrverbund aufgeboten. Auf den offensiven Außenbahnen agierten Maximilian Zimmer und Enes Uzun, in der Schaltzentrale rotierten Bilal Cubukcu und Lovro Sindik. „Das hatten wir so nicht erwartet, sodass wir unsere Mühe hatten“, gestand Härtel später.

1:0-Führung in der 32. Minute

Efes Plan ging im ersten Durchgang auf. Der Abwehrblock stand gut und vor allem von Piechowski, der in der Winterpause eine gute Vorbereitung absolvierte, kreierte die eine oder andere Spieleröffnung. Im defensiven Mittelfeld erarbeitete sich Leon Hellwig vor allem in der Anfangsphase im Akkord viele Ballkontakte und brachte wiederholt den lauf- und dribbelstarken Uzun ins Spiel. Ein Freistoß von Zimmer in der 16. Minute von der linken Strafraumgrenze zwang Gäste-Keeper Jan Glinker zu eine Glanzparade. Nur zwei Minuten später stand Mihm bei einem Kopfballtor nach Cubukcu-Freistoß im Abseits. In der 32. Minute schlug Zimmer an der linken Strafraumgrenze zwei Haken, passte flach nach innen, wo Uzun zur verdienten 1:0-Führung verwerten konnte.

Müßig zu sinnieren, welchen Verlauf die Partie genommen hätte, wäre der SVB mit der Führung in die Halbzeitpause gegangen. Ebenso müßig zu ergründen, worin Schiedsrichter Eugen Ostrin in einem normalen Zweikampf zwischen Prochnow und Beck ein Foul des Babelsbergers gesehen hat, was Nulldrei-Coach Efe nur mit „Wahnsinn“ kommentieren konnte. Jedenfalls nutzte nur drei Minuten nach der SVB-Führung Nico Hammann den gegebenen Freistoß aus 17 Metern und halblinker Position, um ihn zum 1:1 in die Torwart-Ecke zu zirkeln.

Wo war das Selbstvertrauen?

„Vielleicht hat uns diese Situation zu sehr beschäftigt“, sinnierte Cem Efe später. Jedenfalls war in der zweiten Halbzeit vom Selbstvertrauen seiner Mannschaft nicht mehr viel zu sehen: „Es gelang nicht mehr, uns in Überzahl zu spielen. Und im Spielaufbau fehlte der Mut, mehr ins Zentrum zu spielen“, analysierte Efe. Vor allem lag das aber am Druck des Gegners: Magdeburg verschärfte das Pressing, war im zweiten Durchgang wesentlich zielstrebiger in den Zweikämpfen und erarbeitete sich so deutlich mehr Überlegenheit und Chancen.

Wie schon nach der Niederlage in der Vorwoche beim Berliner AK meinte Efe: „Auch ohne Punkte gehen wir gestärkt aus dem Spiel.“ Das Tabellenbild jedenfalls zeigt keine Schwächung: Der SVB bleibt auf Rang sieben.

 

SV Babelsberg: Gladrow; Mihm (73. Hecko), Prochnow, von Piechowski, Schönwälder, Cepni; Sindik, Hellwig, Cubukcu, Zimmer (63. Albrecht), Uzun (76. Makangu). Tore: 1:0 Uzun (33.), 1:1 Hammann (36.), 1:2 Hebisch (82.)

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