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Es kommt Sonne aufs Dach. Eine Solaranlage auf der Tribüne, eine Energiespeicheranlage, neue LED-Leuchten fürs Flutlicht, eine zentrale Gebäudeleittechnik und Ladestationen für Elektrofahrzeuge rüsten das Karli zu einem grünen Stadion auf.

© Bernd Settnik/dpa

SV Babelsberg 03: Die Blau-Weiß-Grünen

Der SV Babelsberg 03 startet mit Partnern die energetische Sanierung des Karl-Liebknecht-Stadions. Als bislang einzigartig wird das mit hohen Investitionen verbundene Projekt eingeschätzt. Der Babelsberger Kiezverein erhofft sich von dem Vorhaben neben Einspar- künftig auch Einnahmepotenziale.

Von Tobias Gutsche

Rechtzeitig wurde das Ambiente passend. Lag am Montag noch eine Schneedecke auf dem Rasen des Karl-Liebknecht-Stadions, so war das Grün am gestrigen Dienstag wieder in voller Pracht zu sehen – pünktlich zur Vorstellung des Konzepts eines „grünen Karlis“. Wie der SV Babelsberg 03 im Beisein seiner beteiligten Partner verkündete, wird das Stadion voraussichtlich bis Ende 2018 auf innovative Art energetisch saniert.

Mit dem Projekt „wollen wir Energie erzeugen, Energie speichern und Energie einsparen“, sagte der SVB-Vorstandsvorsitzende Archibald Horlitz. „Als Einsparpotenzial rechnen wir uns aus, zirka 50 Prozent der jetzt benötigten Energie zukünftig nicht mehr kaufen zu müssen“, ergänzte Steve Müller, Vorstandsmitglied der Nulldreier. Etwa zwei Jahre lang hat er führend das Konzept erarbeitet, dabei zunächst eine Verbrauchsanalyse gemacht und dann nach diversen Verbesserungsmöglichkeiten gesucht.

Flutlichter sollen weniger Strom fressen

Die Sanierung, die für Zuschauer keine Beeinträchtigungen nach sich ziehen soll, beginnt mit der Installation einer Solaranlage auf dem Tribünendach und der Errichtung eines dazugehörigen Batterie-Speichersystems. „Großes Ziel ist es, damit die Notstromversorgung auszutauschen und das mit Sonnenenergie zu gewährleisten“, sagte Steve Müller. Zudem soll das Areal mit einer zentralen Gebäudeleittechnik ausgestattet werden und zwei Ladesäulen für Elektromobile erhalten.

Und natürlich gibt es auch Veränderung bei den Flutlichtern, die der größte Stromfresser im Stadion sind. In der Spitze liege ihr Verbrauch bislang bei 365 Kilowattstunden, was einer Grundlast von 80 bis 100 Einfamilienhäusern entspreche, wie es hieß. „Da“, meinte Archibald Horlitz, „brennt es also richtig im Portmonee.“ Deutlich gesenkt werden sollen diese immensen Kosten durch die Umstellung auf LED-Technologie.

ILB fördert das SVB-Projekt zu 80 Prozent

Die Gesamtinvestitionssumme für die Sanierung liege laut dem SVB-Boss „auf jeden Fall im gehobenen siebenstelligen Bereich“. Unterstützung erfährt das Projekt durch die Investitionslandesbank des Landes Brandenburg (ILB). Sie fördere über das sogenannte RENplus-Programm rund 80 Prozent, so Steve Müller. „Für den Rest können wir unsere zur Verfügung stehenden Mittel für die Stadionbewirtschaftung nutzen. Die umfassen einen gewissen Investitionsteil, den wir in dem Objekt verwenden können.“

Wichtige Partner des Projekts sind die beim SVB bereits als Sponsoren tätigen Unternehmen MegaTopSolar (MTS) sowie die städtische Energie und Wasser Potsdam (EWP). „Mitten in der Energiewende wird nach Konzepten für die Zukunft gesucht. Das ist für uns hier eine Steilvorlage gewesen, am praktischen Beispiel zu zeigen, wie Energieversorgung von morgen aussehen könnte“, erklärte Ulf Altmann. Der Geschäftsführer der kommunalen EWP erkennt in dem Stadionvorhaben auch einen großen Mehrwert für die gesamte Stadtentwicklung: „Jede Quartierslösung der Zukunft hat ähnliche Bestandteile. Das ist daher für uns ein super Referenzobjekt auch für andere Objekte in der Stadt. Wir wollen das in Potsdam weiter übertragen.“

Energieeffizienzlösungen ganzheitlich gedacht

Doch auch weit über die Grenzen der brandenburgischen Landeshauptstadt hinaus wird dem Sanierungsprojekt signifikante Bedeutung beigemessen. „Wir haben den Ehrgeiz, hier ein Referenzbeispiel zu schaffen, das auch für andere Stadien Gültigkeit bekommen kann“, sagte Archibald Horlitz. „Es geht darum zu zeigen, was man mit einem Fußballstadion auf energetischer Seite anstellen kann.“

Im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion entstehe schlichtweg ein Novum, befand der MTS-Beiratsvorsitzende Joachim Conrad. Als Besonderheit nannte er die Tatsache, dass hierbei Energieeffizienzlösungen ganzheitlich gedacht werden – eben mit einem Konzept, bei dem alle Technologien zusammenpassen. „Wir machen im Prinzip das, was gemacht werden würde, wenn dieses Stadion nun mit heutiger verfügbarer Technologie neu gebaut werden würde. So eine Form der Sanierung gibt es in Altstadien bisher nicht“, unterstrich Joachim Conrad.

Mit gesellschaftspolitischer Verantwortung

Für den um wirtschaftliche Konsolidierung ringenden SV Babelsberg 03 sei das Projekt „Gold wert“, urteilte Archibald Horlitz. Denn von der ersten Stunde würden sich hilfreiche Einsparungen ergeben. Perspektivisch könnte die Idee allerdings sogar Einnahmen generieren. Der Bedarf energetischer Erneuerungen lässt sich schließlich in vielen anderen Stadien Deutschlands dokumentieren, wovon die Babelsberger Pioniere profitieren könnten. Man hege die Vorstellung, dass aus diesem Innovationsmodell „zusätzliches Geschäft“ entstehe, erläuterte MTS-Vertreter Joachim Conrad. „Und ich bin überzeugt, dass letzten Endes, wenn sich das so weiterentwickelt mit dieser guten Partnerkombination, auch etwas Zusätzliches für den Verein entstehen wird.“ Sprich, Geld an ihn zurückfließt.

Bei all diesen wirtschaftlichen Aspekten rückten die Verantwortlichen des Kiezklubs aber zugleich eine andere wichtige Relevanz des Projekts in den Fokus. Es sei auch ökologisch wertvoll, betonte Steve Müller: „Der CO2-Verbrauch im Stadion wird extrem gemindert.“ Man komme damit einer gesellschaftspolitischen Verantwortung nach, so Archibald Horlitz. Die für Weltoffenheit kämpfenden Blau-Weißen erweitern ihr Selbstverständnis um eine grüne Einstellung.

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