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Einheitskick. Auf Toleranz und Fairplay wird beim Streetsoccer großen Wert gelegt.

© Andreas Klaer

Streetsoccer beim Europatag in Potsdam: Europa spielt auf Potsdamer Asphalt

Im Mai wird auf dem Alten Markt ein Straßenfußball-Turnier mit 16 Grundschulen veranstaltet. Anfangs wurden solche Kick-Events in Brandenburg noch belächelt und kritisiert - inzwischen ist es eine Erfolgsgeschichte.

Potsdam - Es ist eine Karawane von bis zu 35 Kids, mit denen Kay Völker fast täglich von der Freien Schule am Bisamkiez über die Straße pilgert zum gegenüberliegenden Bolzplatz. Dort wird gekickt, egal ob Jungs oder Mädchen. „Die Begeisterung für Fußball ist einfach groß“, erklärt sich der Erzieher das tägliche Gebolze. Die Liebe zum Fußball hat Völker animiert, die Viert- und Drittklässler der Grundschule aus dem Schlaatz für das Straßenfußball-Turnier anzumelden, das am 9. Mai auf dem Alten Markt im Rahmen des Potsdamer Europatages stattfindet.

Geburtsstunde der Europäischen Union als Fest erlebbar machen

Europatag? An dem dicken Fragezeichen hat sich Ines Friedrich von der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft heftig gestört. Meist gebe es an diesem Tag im Mai, an dem die Geburtsstunde der Europäischen Union gefeiert wird, ein paar Podiumsdiskussionen hinter verschlossenen Türen, irgendwelche Leute würden mit Urkunden ausgezeichnet und gewürdigt. „Und keiner kriegt es mit“, beklagt Friedrich. Deshalb soll der Europatag in Potsdam auf die Straße gebracht werden – in Form eines Festes auf dem Alten Markt. Und mit einem Straßenfußball-Turnier.

16 Grundschulen aus Potsdam und dem Umland werden daran teilnehmen – die dritten und vierten Klassen sowie die fünften und sechsten spielen in jeweils zwei Gruppen. Zunächst gibt es drei Gruppenspiele, dann Platzierungsspiele sowie Halbfinale und Finale.

Brandenburger Turnier mit Finale am Tropical Islands

Die Idee des Straßenfußballs in Brandenburg ist nicht neu. Vor 20 Jahren veranstaltete die Brandenburgische Sportjugend (BSJ) erstmals ein Turnier – auf dem Brauhausberg vor dem damaligen Landtag. „Damals wurden wir etwas belächelt und auch kritisiert, warum wir Konkurrenz zum Vereinsfußball initiieren“, erinnert sich BSJ-Chef Robert Busch. Zwei Jahrzehnte später ist das märkische Straßenfußball-Projekt eine Erfolgsgeschichte und im Laufe der Jahre eine sportliche Abwechslung geworden für Kids und Jugendliche, die eben nicht in Vereinen Fußball spielen – vielleicht auch gerade, weil auf der Straße andere Regeln herrschen: Gespielt wird ohne Torwart, Mädchen im Team sind ausdrücklich erwünscht, Schiedsrichter gibt es nicht, vielmehr werden strittige Situationen selbst geschlichtet und darüber geurteilt. Seit 2000 gibt es das Projekt „Straßenfußball für Toleranz“. Im Jahr 2016 initiierte die Brandenburgische Sportjugend erstmals eine landesweite Straßenfußballmeisterschaft. In fünf regionalen Vorrundenturnieren können sich die besten Teams für das große Meisterschaftsfinale am Tropical Islands qualifizieren.

Landtagspräsidentin Britta Stark, Philip Saalbach vom SVB und Turbines Svenja Hut (v.r.) losten die Gruppen aus.
Landtagspräsidentin Britta Stark, Philip Saalbach vom SVB und Turbines Svenja Hut (v.r.) losten die Gruppen aus.

© Peter Könnicke

Auch die Sieger des Potsdamer Turniers qualifizieren sich für die Endrunde. Ausgetragen werden die Spiele auf dem Alten Markt – am Europatag – als Europameisterschaft. Am gestrigen Donnerstag wurden den teilnehmenden Schulen die EU-Länder zugelost, als welche sie in dem Turnier antreten. Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD), Turbine-Kapitänin Svenja Huth und Philip Saalbach als Spielführer des SV Babelsberg 03 losten die Ländernamen den Grundschulen zu. Unter der Flagge Sloweniens werden die Straßenfußballer der Freien Schule antreten, auch Kroatien, Schweden, Malta, Finnland oder die Niederlande werden auflaufen. „Sollen wir dann so spielen wie die Länder oder so gut wie wir es können?“, fragte Felix von der Katholischen Marienschule und gab zu bedenken: „Deutschland wäre ja dann schlecht.“

Beim Straßenfußball gibt es eine gesonderte Wertung für Fairplay

Natürlich zählt auch der sportliche Wettstreit und Eifer, doch gibt es beim Straßenfußball für Fairplay eine extra Wertung. „Finde ich super“, sagt Nationalspielerin Svenja Huth. Sie selbst kennt es noch aus ihrer Zeit an der Carl-von-Weinberg-Schule in Frankfurt am Main, der dortigen Partnerschule des Leistungssports, dass sie mit den Jungs von Eintracht Frankfurt und Kickers Offenbach Fußball gespielt hat. „So eine richtige Straßenfußballerin war ich aber nicht“, sagt sie.

Auch für die Kids der Freien Schule aus dem Schlaatz wird es das erste Straßenfußball-Turnier. Den ausgesprochenen Gedanken des Fairplay und der Toleranz kennen sie aber bereits vom Schülerturnier des Babelsberger Fußballfestivals „Der Ball ist bunt“, bei dem diese Tugenden ebenfalls einen hohen Stellenwert haben. In diesem Jahr ist die Schlaatzer Kicker-Karawane quasi auf Tournee: Erst die Straßenfußball-EM, dann anderthalb Wochen später beim „bunten Ball“.

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