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Beim Altmeister in der Schach-Lehre. Ludwig Stern leitet die jungen Spieler bei den Übungseinheiten des SV Kinder- und Jugendschach Potsdam an. Der fast 80-Jährige ist zudem Clubvorsitzender.

© Verein

"Sterne des Sports": Denksport für den Nachwuchs

Der SV Kinder- und Jugendschach Potsdam bildet in Kindertagesstätten und Grundschulen Schachspieler aus. Für das große Engagement wurde der Club bei den "Sternen des Sports" geehrt. Die 1000 Euro Preisgeld kommen wie gerufen.

In Sportvereinen ist ehrenamtliches Engagement unverzichtbar, um ein vielfältiges und im besten Falle auch noch vergnügliches Angebot für Kinder und Jugendliche auf die Beine zu stellen. Meist läuft diese Arbeit unter dem Radar der Öffentlichkeit ab. Die Volks- und Raiffeisenbanken wollen mit ihrer Initiative „Sterne des Sports“ besondere Ideen und Angebote der Sportvereine in einem bundesweiten Wettbewerb würdigen. Der jeweils beste lokale Bewerber gewinnt den „Großen Stern des Sports“ in Bronze und zieht in ein Landesfinale ein. Aus allen Landessiegern („Großer Stern des Sports“ in Silber) wird wiederum im Januar 2017 in Berlin der „Große Stern des Sports“ in Gold für den nationalen Sieger verliehen.

Ins Gold-Finale nach Berlin hat der SV Kinder- und Jugendschach Potsdam es zwar nicht geschafft, doch wurde der Verein aus der brandenburgischen Landeshauptstadt bei der Preisverleihung des Lokalwettbewerbs Ende September immerhin mit dem zweiten Platz ausgezeichnet – dotiert mit einem Preisgeld in Höhe von 1000 Euro.

Preisgeld wird für dringend benötigte neue Schachprogramme genutzt

‚Endlich gewonnen' möchte man in diesem Falle sagen, denn der Verein, der im Stadtteil Waldstadt II zu Hause ist, hatte sich mehrfach ohne Erfolg im Wettbewerb beworben und schon gar nicht mehr an eine Auszeichnung geglaubt, wie Ludwig Stern als Vorsitzender des Vereins bekennt. „In den letzten Jahren haben wir es dann gar nicht mehr versucht und erst bei der diesjährigen Runde einen neuen Anlauf genommen“, berichtet der Clubchef.

Die Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt, denn das Preisgeld kommt wie gerufen, wie Stern erzählt: „Unsere Schachprogramme konnten bei der Umstellung auf neue Rechner nicht übertragen werden, wir müssen diese komplett neu kaufen.“ Zwar habe man mit dem Anbieter verhandeln können, doch Kosten von rund 600 Euro seien dafür immer noch zu stemmen. Nicht wegen der dringenden Investition hat die Jury also die richtige Wahl getroffen. Denn auch bei genauerem Hinsehen ist die Arbeit, die Ludwig Stern und die zumeist jugendlichen Trainerassistenten leisten, durchaus beachtlich.

Ganz oben auf Sterns Agenda: Einen geeigneten Nachfolger finden

In den Kindertagesstätten „Zauberwald“ in Waldstadt II und „Pfiffikus“ am Stern machen interessierte Kinder ab vier Jahren dank des Clubs bereits erste Erfahrungen mit dem Schachspiel. Dabei werden sie frühzeitig im Bereich des logischen Denkens und der Konzentrationsfähigkeit gefordert und können im Spiel zudem den Umgang mit Siegen und Niederlagen erlernen. Das Angebot wird in Potsdamer Grundschulen nahtlos in Form von Arbeitsgemeinschaften fortgesetzt. Aktuell gehen Schüler der Waldstadt-Grundschule Potsdam und der Eisenhart-Grundschule in die Schach-Lehre von Ludwig Stern und seinem Team. Außerdem gibt es jeden Mittwochnachmittag einen offiziellen Trainingstermin in den Räumen der Bürgerinitiative Waldstadt. Zusätzlich findet dort jeden Montagnachmittag ein Anfängerkurs statt.

Ein durchaus straffes Pensum, dass der Rentner Stern mit seinen fast 80 Jahren im Auftrag des Schachspiels da noch absolviert. Noch sei der Aufwand zwar trotz zweier Operationen zu leisten, versichert er, doch ganz oben auf der Agenda steht für ihn, geeignete Nachfolger zu finden, um das bestehende Angebot auch langfristig in diesem Maße aufrecht erhalten zu können.

Besonders spielstarke Akteure werden an stärkere Clubs vermittelt

Eine Besonderheit des SV Kinder- und Jugendschach Potsdam fällt direkt ins Auge: Ludwig Stern sieht sich als Trainer, der seinen jungen Talenten eine Art Grundausbildung vermittelt und ihnen dabei neben Tricks und Kniffen genauso auch Werte wie Fairness und Spielspaß vermittelt. Sobald spielstarke Nachwuchsakteure dem Verein aber entwachsen, wird nicht mit allen Mitteln versucht, diese zu halten. Ganz im Gegenteil: Grundausbilder Ludwig Stern vermittelt die Talente an Vereine, die eine höhere Trainingsfrequenz und auch komplexere Weiterentwicklungsformate anbieten können. Gern gesehene Gäste sind die vermittelten Aktiven aber natürlich auch weiterhin.

Es lässt sich also ohne Einschränkung sagen: Im familiären Schachverein in der Waldstadt II wird die klassische Arbeit an der Basis geleistet, ohne die kein weitergehender Breiten- und erst recht kein Spitzensport stattfinden könnte. Basisarbeit, die bei „Sterne des Sports“ eine verdiente Würdigung gefunden hat. 

Yannick Lebherz

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