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Bei Brandenburgs Sportgala 2019 in Potsdam erhielt Sibylle Kumm-Kottke die Auszeichnung. 

© Manfred Thomas

Sportsympathiegewinnerin Sibylle Kumm-Kottke: Mit Herzblut und dem Gehör für Kritik

Seit vielen Jahren gestaltet Sibylle Kumm-Kottke den Ruder-Klub Werder (Havel) mit. In vielfältiger Weise. Für ihr außergewöhnliches Engagement wurde sie nun mit einem Brandenburger Ehrenamtspreis geehrt. 

Von Tobias Gutsche

Für die meisten Menschen ist Rasenmähen eine eher lästige Angelegenheit. Nicht so für Sibylle Kumm-Kottke. „Ich mache das ganz gerne“, sagt sie über ihre Hingabe, regelmäßig mit dem Mäher auf dem Gelände des Ruder-Klubs Werder (Havel) umherzuziehen. Draußen an der frischen Luft zu sein, die Probleme des Alltags auszublenden, bereitet ihr ein gutes Gefühl. Und trotz des Lärms habe das Mähen sogar etwas sehr Kommunikatives an sich, findet die 48-Jährige. „ Es ist beachtlich, mit wie vielen Urlaubern ich dabei ins Gespräch komme. Sie wollen dann dies und das wissen“, berichtet Sibylle Kumm-Kottke.

Doch die Pflege des Klub-Grüns macht nur einen winzigen Teil des riesigen Engagements von ihr in dem Verein aus, der idyllisch auf der Werderaner Insel beheimatet ist. „Sibylle ist immer und für alles und jeden da“, betont Ulrike Hartmann, die wie Kumm-Kottke zum Vorstand des 101 Jahren alten Klubs gehört. Um ein Zeichen des Danks zu setzen, schlug Hartmann die emsige Ruder-Enthusiasten für den Ehrenamtspreis „Sportsympathiegewinner 2019“ vor, eine Aktion des Landessportbundes Brandenburg und Lotto Brandenburg. Bei der märkischen Sportgala am vergangenen Wochenende in Potsdam wurde sie nun als eine von drei Gesamtsiegern auf großer Bühne geehrt – inklusive Siegerpokal und 500 Euro für die Vereinskasse.

„Für mich ist die Arbeit im Sport eine Form der Therapie“

Sibylle Kumm-Kottke gestaltet Werders Ruder-Klub in vielfältiger Weise mit. Als Vorstandsvertreterin, Trainerin, Kampfrichterin und inzwischen auch Regattaleiterin, zudem organisiert sie die Bootstransporte und neues Material. All das in ihrer Freizeit neben dem Familienleben und Vollzeitjob als Physiotherapeutin. „Für mich ist die Arbeit im Sport eine Form der Therapie“, erzählt sie. Beruflich habe sie viele schwierige Fälle, betreut unter anderem schwer kranke Menschen und ist dabei nicht selten auch mit dem Thema Tod konfrontiert. „Wenn ich dann zum Verein komme, sind diese Sorgen weg. Da herrscht für mich nur pure Freude.“ Natürlich legt sie sich selbst auch gerne im Boot ins Zeug. 

Es ist eine Leidenschaft, der Sibylle Kumm-Kottke bereits seit ihrer Kindheit frönt. Eigentlich, gesteht die Werderanerin, wollte sie ja anfangs Kanu-Rennsport machen. „Aber ich war zu faul, nach Potsdam zu fahren.“ Der Faszination, „in einem so dünnen Boot schnell über das Wasser zu gleiten“, ging sie stattdessen bei den Ruderern in der Blütenstadt nach. Ihr älterer Bruder war einer von ihnen. Also ging sie mit. „Zunächst wurde ich immer wieder weggeschickt, weil man meinte, ich sei noch zu jung, zu klein, zu schmächtig“, erinnert sich Kumm-Kottke. „Irgendwann habe ich jedoch gesagt: Nein, Schluss, ich bleibe jetzt hier.“ Das sei im Alter von zehn, elf Jahren gewesen.

Reifeprozess von jungen Menschen begleiten

Am Rudern schätzt sie die Naturverbundenheit und Gruppendynamik. „Sich gemeinsam bei Wind und Wetter durchzubeißen, gemeinsam Siege, aber auch Niederlagen zu erleben, ist das Besondere“, erklärt Sibylle Kumm-Kottke, die einst Medaillen bei DDR-Nachwuchsmeisterschaften gewann. 

Später nahm sie sich der ehrenamtlichen Aufgaben an in ihrem „sehr harmonischen Verein“, der reich an Vorbildern für die Jugend sei. „Es ist doch großartig, wenn Leute noch mit 82 Jahren begeistert sportlich aktiv sind“, meint sie. Was sie immer wieder antreibe, sich im Klub einzubringen? „Mich erfüllt es vor allem mit Stolz, zu sehen, dass junge Leute durch Sport erwachsen werden und dann selber Verantwortung tragen wollen.“

Die Auszeichnung auf der Brandenburger Sportgala nahm Sibylle Kumm-Kottke gerne an. Lob und Anerkennung seien wichtig, sagt sie. „Aber das Wichtigste ist, dass man Kritik gut hört“, betont sie. „Denn nur so kann man besser werden, nur das bringt einen weiter.“ Auch Pflegehinweise für einen noch schöneren Rasen auf dem Vereinsgelände nimmt sie dankend entgegen. 

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