zum Hauptinhalt
Sensible Nachbarschaft. Die Lage im Landschaftsschutzgebiet macht eine Erweiterung des Areals offenbar nicht so einfach wie gedacht. Nun soll zumindest der vorhandene Bolz- in einen Kunstrasenplatz umgewandelt werden.

© Sebastian Gabsch

Sportstättensituation in Potsdam: Spiel-Verzögerung in Golm

Eigentlich sollte am Kuhforter Damm längst ein neuer Fußball-Kunstrasenplatz in Bau sein. Nach jahrelanger Konzeption der Sportstättenentwicklung für die boomenden Stadtteile Eiche und Golm gibt es nun planungsrechtliche Bedenken.

An jedem frühen Abend herrscht rege Betriebsamkeit auf der Sportanlage am Kuhforter Damm. An der Heimstätte des Sportvereins Grün-Weiß Golm wird von Montag bis Freitag fleißig Fußball trainiert, an den Wochenenden geht es für die elf Mannschaften des Vereins um Tore und Punkte. Die boomenden Ortsteile Eiche und Golm haben dem Verein in den vergangenen Jahren reichlich Zuwachs beschert. „Wir sind 360 Mitglieder, davon 280 Kinder“, sagt Vorstandsmitglied Olav Schreiter.

Wachsender Bedarf an Flächen für Freizeitsport

Auf das Wachstum soll reagiert werden, doch das droht sich nun zu verzögern. Schuld sollen nach PNN-Informationen ein Fingerzeig vom Land verbunden mit einem reichlich späten Erkenntnisgewinn der Stadtplaner und angeblich ein Reptil sein. Das Vereinsgelände ist einer von drei Standorten, für die in den vergangenen Jahren mit viel Geld und Aufwand ein Sportflächenentwicklungskonzept für Eiche und Golm geschrieben wurde. Angesichts des Wegfalls der Sportflächen der Uni Potsdam am Neuen Palais in den kommenden Jahren und des wachsenden Bedarfs an Flächen für den Freizeitsport holte die Potsdamer Stadtverwaltung gleich zum großen Schlag aus und konzipierte mit einem externen Planungsbüro eine komplett neue Sportanlage an der Kaiser-Friedrich-Straße und die Erweiterung des Sportgeländes am Kuhforter Damm.

Das war der Plan. Erheblich erweitert werden soll der Sportstandort am Kuhforter Damm in Golm. Anders als bislang gedacht, braucht es dafür nun ein aufwendiges Bebauungsplanverfahren.
Das war der Plan. Erheblich erweitert werden soll der Sportstandort am Kuhforter Damm in Golm. Anders als bislang gedacht, braucht es dafür nun ein aufwendiges Bebauungsplanverfahren.

© Stadtverwaltung Potsdam

An Letzterem war bislang auch ein neuer Kunstrasenplatz vorgesehen. Das Geld dafür – etwa 430.000 Euro – ist vom Golmer Ortsbeirat und im städtischen Haushalt vorgesehen. Die Golmer Sportfreunde haben in Eigeninitiative das Baufeld bereits vorbereitet, Bäume sind gefällt, eigentlich sollte im vergangenen November mit dem Bau begonnen werden. Doch trat der Kommunale Immobilienservice (KIS) auf die Bremse und legte den bereits vorbereiteten Bauantrag auf Eis.

Einwände nach Neubauvorhaben in Farhrland

Grund ist ein mahnender Fingerzeig aus dem Brandenburger Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL), dass der Bau des Kunstrasenplatzes nicht ohne ein Bebauungsplanverfahren (B-Plan) erfolgen könne. Bislang waren alle Beteiligten – Stadt und Planungsbüros – davon ausgegangen, dass die einzelnen Bauvorhaben an den beiden Standorten nach und nach ohne B-Plan entwickelt werden können.

Nachdem nun aber im Rahmen des Neubauvorhabens an der Ketziner Straße in Fahrland planungsrechtliche Einwände erhoben wurden, soll das MIL die Stadt gebeten haben, ähnliche Bauprojekte zur Bewertung vorzulegen. Dies hat sie nach PNN-Informationen auch getan – mit der Folge, dass das MIL auch am Kuhforter Damm sowie an den anderen Standorten aufwendige B-Planverfahren für erforderlich hält. Denn die Bauvorhaben sind in ihrer Gänze so groß, dass öffentliche Belange und mögliche Einwände abgewogen werden müssen. Laut Grün-Weiß-Vorstandsmitglied Schreiter soll im Fall eines Kunstrasenplatzes die Untere Naturschutzbehörde Bedenken angemeldet haben, weil durch die Baumaßnahme das natürliche Umfeld der Zauneidechse beeinträchtigt werde. Ob es tatsächlich so ist, dass durch die Entwicklung des Areals der Lebensraum des Reptils gestört werden könnte, würde im B-Planverfahren geklärt.

Umwandlung statt Neubau als kurzfristige Lösung

Darüber hinaus sind es weitere Aspekte, für die sich die Stadtplaner nach dem Fingerzeig aus dem Landesministerium nun sensibilisiert fühlen. Denn das Vereinsgelände am Kuhforter Damm liegt mitten im Landschaftsschutzgebiet, es ist Teil der Trinkwasserschutzzone sowie des Überschwemmungsbereiches der Havel. Es ist also ein sensibler Bereich mit Konfliktpotenzial. Zudem würde die geplante Erweiterung des Standortes um Tennis- und Beachvolleyballplätze, einen BMX-Parcours sowie 90 Pkw-Stellplätze eine Prüfung erfordern, ob oder unter welchen Voraussetzungen sich diese Nutzungen mit der Umgebung vertragen. All diese Fragen sind in einem B-Planverfahren zu klären.

Sensible Nachbarschaft. Die Lage im Landschaftsschutzgebiet macht eine Erweiterung des Areals offenbar nicht so einfach wie gedacht. Nun soll zumindest der vorhandene Bolz- in einen Kunstrasenplatz umgewandelt werden.
Sensible Nachbarschaft. Die Lage im Landschaftsschutzgebiet macht eine Erweiterung des Areals offenbar nicht so einfach wie gedacht. Nun soll zumindest der vorhandene Bolz- in einen Kunstrasenplatz umgewandelt werden.

© Sebastian Gabsch

Warum diese Erkenntnis erst jetzt gereift ist, vor allem aber, dass es weitere drei Jahre dauern würde, um endlich bauen zu können, ist für die Golmer Ortsbeiratsvorsitzende und CDU-Politikerin Saskia Ludwig „völlig unverständlich und nicht akzeptabel“. Ebenso für die CDU-Fraktion im Potsdamer Stadtparlament. Daher wird diese in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 5. September beantragen, dass zumindest der bestehende Bolzplatz auf dem Areal am Kuhforter Damm in einen Kunstrasenplatz umgewandelt wird. Per Beschluss der Stadtverordneten soll Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) diese Möglichkeit prüfen und veranlassen. „Die finanziellen Mittel sind da“, meint der CDU-Stadtverordnete Clemens Viehrig und betont: „Es ist wichtig, dass es an dem Standort vorangeht.“ Damit wären zwar keine weiteren Platzkapazitäten geschaffen, aber die Qualität des Standortes würde sich verbessern. Der Bedarf, das Areal zu erweitern, bleibt dennoch bestehen, sodass Viehrig sagt: „Wenn es nach mir geht, sollte ein neuer Kunstrasenplatz dennoch gebaut werden.“ Auch Ortsbeiratschefin Saskia Ludwig sieht das so und hofft auf „etwas Spielraum durch das Landesministerium“.

Zur Startseite