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Dem Stadion steht ab Oktober eine mehr als einjährige Komplettsanierung bevor. 

© Ottmar Winter

Sportpark Luftschiffhafen: Größere Plätze, Hybrid-Grün und Rasenheizung

Der Frauenfußballclub Turbine Potsdam kämpft um bessere Trainingsbedingungen im Luftschiffhafen, um auf hohem Niveau konkurrenzfähig zu bleiben. Bei der Stadt laufen die Planungen für Investitionen.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Der oberflächliche Eindruck ist kein schlechter. Im Sportpark Luftschiffhafen stehen dem Frauenfußballverein Turbine Potsdam drei Plätze für das Training zur Verfügung: das Stadion, der „Käfig“ hinter der Schwimmhalle und ein Kunstrasenfeld. Und doch hadert der Club schon seit geraumer Zeit mit den Bedingungen auf dem Areal, wo knapp 70 Leistungssport-Spielerinnen von der U15-Altersklasse bis zum Bundesliga-Frauenteam trainieren. „Die Situation ist keineswegs optimal“, sagt Turbine-Chefcoach Matthias Rudolph.

Als sich zuletzt mehrere Nationalkickerinnen für Wechsel weg vom einstigen Deutschen Serienmeister aus Potsdam entschlossen, gaben sie oft an, auch wegen andernorts besserer Trainingsbedingungen diesen Schritt zu gehen – etwa nach Wolfsburg, München oder ins Ausland. „In Vertragsgesprächen ist es immer wieder auf den Tisch gekommen, dass wir hier Defizite haben“, betont Rudolph. Gravierend sei mangelnde Rasenqualität – aber vor allem, dass kein Platz den Mindestmaßen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), geschweige denn denen der internationalen Verbände Uefa und Fifa entspreche. „Das schränkt uns stark im spieltaktischen Training ein und ist eben überhaupt nicht wettkampfnah“, so der Chefcoach.

Vom Stadionumbau sollen auch die Royals-Footballer profitieren

Nach starker Initiative des erfolgreichsten ostdeutschen Fußballvereins zeichnen sich nun Verbesserungen ab. In einer eigenen Mitteilung auf der Club-Internetseite wurden diverse Baumaßnahmen angekündigt, die laut Beitrag nach Abstimmung mit der Stadt und der Luftschiffhafen GmbH realisiert werden sollen.

Der "Käfig" hat für Turbine hohe Priorität, doch zu der Anlage plant die Stadt noch nicht konkret.
Der "Käfig" hat für Turbine hohe Priorität, doch zu der Anlage plant die Stadt noch nicht konkret.

© Ottmar Winter

Als „wichtigste Maßnahme für unseren Verein“ wird die Vergrößerung des „Käfigs“ inklusive regelkonformer Rasenqualität und Kreidung genannt. Der „abgenutzte Kunstrasenplatz“ solle auch größere Maße sowie einen neuen Belag erhalten und sogar mit einer Flächenheizung ausgestattet werden, um selbst bei winterlichen Witterungsverhältnissen uneingeschränkt trainieren zu können. Es wäre der erste Fußballplatz in Potsdam, der über eine Rasenheizung verfügt. Das Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion hat keine, was oftmals zu Spielausfällen wegen Unbespielbarkeit des Platzes führt. Ab der 3. Männer-Liga fordert der DFB in seinen Lizenzstatuten Rasenheizungen in den Stadien, bei den Frauen gibt es eine solche Vorgabe nicht. Darüberhinaus strebt Turbine im Zuge der bevorstehenden Komplettsanierung des Stadions Luftschiffhafen (PNN berichteten) eine Vergrößerung der dortigen Rasenfläche an, die mit einem sogenannten Hybridrasen bestückt werden soll, einer Mischung aus Natur- und Kunstrasen. Die mache das Geläuf strapazierfähiger und robuster. Angesichts der Tatsache, dass Football-Erstligist Potsdam Royals die Sportstätte ebenfalls nutzt, solle so ein besserer Untergrund gewährleistet werden.

Wie die Stadtsprecherin Christine Homann auf PNN-Anfrage bestätigte, sind in der Tat umfangreiche bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur im Luftschiffhafen avisiert. Allerdings befinden sich diese in unterschiedlichen Entwicklungsschritten.

Gesamtkosten belaufen sich voraussichtlich auf über fünf Millionen Euro

Noch nicht konkret sei der Stand hinsichtlich des „Käfigs“, der von Turbine selbst so hoch priorisiert wird. Man befinde sich diesbezüglich gegenwärtig „in ersten Überlegungen beziehungsweise Abstimmungen, ob, wie und unter welchen Voraussetzungen eine eventuelle Vergrößerung erfolgen könnte“, sagte Homann.

In unmittelbarer Vorbereitung ist schon die Stadionsanierung, die von Oktober 2019 bis Ende 2020 umgesetzt werden soll. Die kalkulierten Kosten betragen laut Stadt aktuell rund 4,6 Millionen Euro. Durch den Bund sowie das Land sei eine Förderung der Hälfte der Kosten in Aussicht gestellt. Neben der zwingend notwendigen Erneuerung der maroden Leichtathletik-Anlagen, die von Vereinen sowie dem Bundes- und Landesstützpunkt genutzt werden, ist eine Vergrößerung der Spielfeldmaße – auch entsprechend der Royals-Wünsche – auf internationales Niveau berücksichtigt. Ebenso der Einsatz von Hybrid-Grün, wie es seit wenigen Monaten zum Beispiel auf dem Sportplatz von Caputh liegt. Seitens der Planer finden derzeit aber noch Prüfungen zu Vor- und Nachteilen sowie Folgekosten aufgrund des vom normalen Rasen abweichenden Pflegebedarfes statt. Es werde dabei auch in Betracht gezogen, den Hybridrasen nur partiell in den besonders stark beanspruchten Bereichen zu verlegen, heißt es aus dem Rathaus. Potsdam würde sich durch eine solch attraktive Fußball-Trainingsstätte auch wieder hinsichtlich der Europameisterschaft 2024 in Deutschland als Standort für eine Nationalmannschaft interessant machen. Bei der Weltmeisterschaft 2006 gastierte hier die Ukraine.

Auf dem Luftschiffhafen-Kunstrasen könnte Potsdams erste Rasenheizung entstehen.
Auf dem Luftschiffhafen-Kunstrasen könnte Potsdams erste Rasenheizung entstehen.

© Ottmar Winter

Nach Fertigstellung des Stadions soll sich die Modernisierung des Kunstrasenplatzes im Luftschiffhafen anschließen, zu der noch Planungen laufen. „Dazu wurden verschiedene Varianten der Sanierung entwickelt, welche im Weiteren mit den Nutzern abgestimmt werden“, sagte Homann. Je nach Variante beziffert sie die Kosten auf 500.000 bis 850.000 Euro. Die Heizung und Feldvergrößerung seien dabei „mögliche Optionen“.

Turbines Vizepräsident Timo Jacob zeigt sich laut einer Vereinsmitteilung zunächst „sehr dankbar“ für die Gespräche und „letztendlich die notwendigen Zustimmungen“. Infrastrukturelle Anpassungen, meint Jacob, seien eminent wichtig, um den Frauen- und Mädchenfußball dauerhaft in Potsdam „auf höchstem Niveau“ zu erhalten.

+++ Turbine-Testspiel in Beelitz gegen Schwedens Rekordmeister +++

Turbine Potsdam bestreitet am morgigen Samstag ein anspruchsvolles Testspiel. In Beelitz duelliert sich der Vorjahres-Dritte der Frauenfußball-Bundesliga mit dem schwedischen Rekordmeister FC Rosengård. Anpfiff im Stadion des Friedens ist um 13 Uhr. Rosengård holte bislang zehnmal den nationalen Meistertitel, der letzte Triumph datiert aus dem Jahr 2015. In der aktuellen Saison belegt der Club Rang zwei. Potsdams einstige Torjägerin Anja Mittag, die acht Jahre lang für Turbine gekickt hatte, war 2012 zum FC Rosengård gewechselt. Nach Stationen in Paris und Wolfsburg kehrte sie 2017 zu den Schwedinnen zurück, ehe sie diesen Mai zunächst ihr Karriere-Endebekanntgab. Kurz darauf wurde sie dann aber beim aufstrebenden Regionalligisten RB Leipzig als Neuzugang präsentiert. Die Olympiasiegerin und Weltmeisterin soll für das erste Frauenteam spielen, als Individualtrainerin die Offensivabteilung coachen sowie Aufgaben im Scouting und bei der Spielanalyse übernehmen. 

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