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Spitzensportliche Studierende. Vergangene Woche ehrte die Universität Potsdam ihre erfolgreichen Athleten. Darunter die Teilnehmer der Sommerspiele von Rio: Maike Naomi Schnittger, Ronald Rauhe und Ralf Buchheim – Schnittger und Rauhe gewannen Silber und Bronze. Außerdem gingen auf das Konto der Potsdamer Uni 24 Medaillengewinne bei deutschen und europäischen Hochschulmeisterschaften.

©  Universität Potsdam/Karla Fritze

Sport an der Universität Potsdam: Athletisch-akademischer Zweikampf

Für die Karriere nach der Karriere vorzusorgen, ist Leistungssportlern wichtig. Als „Partnerhochschule des Spitzensports“ unterstützt die Universität Potsdam hiesige Top-Athleten dabei, indem sie eine gute Vereinbarkeit von Training und Studium ermöglicht.

Von Tobias Gutsche

Der vergleichende Blick ging nach Übersee. Mehrfach wurde vergangene Woche beim zweiten Sportlerempfang der Universität Potsdam thematisiert, wie stark der Sport das Leben an US-amerikanischen Hochschulen bestimmt. Er lässt es ganz besonders pulsieren. Zwar sei das an der Universität Potsdam – wie auch andernorts in Deutschland – bei Weitem nicht derart ausgeprägt, doch versteht sich die Potsdamer Einrichtung durchaus als sehr sportlich, erklärte Universitätspräsident Oliver Günther.

Sogar sehr spitzensportlich, wie das Jahr 2016 eindrucksvoll bewies. Neben achtmal Gold, neunmal Silber und siebenmal Bronze, die Potsdamer Uni-Studierende bei deutschen sowie europäischen Hochschulmeisterschaften gewannen, schafften es drei von ihnen sogar zu den Sommerspielen nach Rio de Janeiro und kehrten mit zwei Medaillen zurück. „Wenn unsere Studierenden große Erfolge im Sport erreichen“, sagte Oliver Günther, „dann ist das für uns eine äußerst positive Publicity. Sie ist ebenso wertvoll wie starke Leistungen in der Forschung und Lehre.“ Und genau deshalb wird an der Universität Potsdam vieles daran gesetzt, dass Top-Sportler dort den anspruchsvollen athletisch-akademischen Zweikampf gut meistern können.

Vier "Partnerhochschulen" in Brandenburg, zwei in Potsdam

Seit dem Jahr 2006 wird das unter dem Gütesiegel „Partnerhochschule des Spitzensports“ forciert. Dieses Projekt wurde 1999 ins Leben gerufen und umfasst inzwischen deutschlandweit über 100 mitwirkende Einrichtungen. Allein in Brandenburg sind es vier: Universität Potsdam, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), BTU Cottbus und Potsdams Fachhochschule für Sport und Management – sie war Nummer 100 der Partnerinstitutionen. Zu zahlreichen Förderleistungen für herausragende Sportler bekennen sich jene Hochschulen, die in enger Abstimmung mit den Laufbahnberatern der Olympiastützpunkte stehen. Angefangen mit der Erleichterung bei der Studienaufnahme, individuelle Betreuung durch Mentoren, Flexibilisierung der Studienorganisation und so weiter. Rund 1200 Athleten kommen in den Genuss dieser Unterstützung – an der Universität Potsdam werden momentan 27 Studierende mit dem Label „Spitzensportler“ gelistet.

Zu ihnen gehören die Rio-Starter Maike Naomi Schnittger, Ronald Rauhe und Ralf Buchheim. Schnittger, die bei den Paralympics 2016 zu Silber geschwommen war, studiert Psychologie im Bachelor und konnte nur Gutes berichten: „Es wird für mich an der Uni wirklich alles möglich gemacht. Es werden immer Lösungen gefunden, wenn es darum geht, Prüfungen zu verschieben oder Kursbelegungen individuell anzupassen, weil ich auf Trainings- oder Wettkampfreisen bin.“ Worauf es hierbei ankommt, brachte Kanute und Sportmanagement-Bachelorstudent Ronald Rauhe, der in Rio Bronze holte, auf den Punkt: „Die Partnerschaft, die hier gelebt wird, beruht vorrangig auf Kommunikation.“ Dem pflichtete Ralf Buchheim bei. Der mit WM- und EM-Medaillen dekorierte Skeetschütze erklärte: „Um die Doppelbelastung ordentlich unter einen Hut zu bekommen, muss viel miteinander geredet werden.“ Buchheim, der vor einiger Zeit mit seiner Familie nach Potsdam gezogen ist und weiterhin regelmäßig für das Schießtraining an seinen heimischen Bundesstützpunkt in Frankfurt (Oder) reist, hat bereits sein Sportwissenschaftsdiplom in der Tasche – nun hängt er noch Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre als Bachelor heran. Hinsichtlich des Umgangs mit ihm, dem Spitzensportler, machte er studiengangsabhängig unterschiedliche Erfahrungen. „Bei den Sportlern war es überhaupt gar kein Problem, weil dort alle im Lehrstuhl irgendwie sportaffin sind und meine Lage nachvollziehen konnten. Im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich gibt es hingegen jetzt ab und an mehr Diskussionsbedarf, weil die Anschauungen dort manchmal etwas anders sind.“ Am Ende aber, urteilte Buchheim, sei bislang stets ein vernünftiger Konsens erzielt worden.

Auch an der FH Potsdam gute Studiermöglichkeit für Sportler

Stichwort Ziel – das ist der Antrieb für die Athleten. Sowohl im Sport als auch im Studium. Vor allem Ronald Rauhe, der schon etliche Semester auf dem Buckel hat, betonte, nun möglichst schnell seinen Uni-Abschluss erlangen zu wollen. „Ein Jahr paddel ich noch – dann ist Schluss und es wartet das Arbeitsleben auf mich“, erzählte der 35-Jährige und lobte das „Partnerhochschulen-des-Spitzensports“-Konzept: „Für die Karriere nach der Karriere zu sorgen, ist wichtig und so ein Punkt, der es doch sehr risikoreich macht, sich dafür zu entscheiden, Leistungssportler zu werden und das – so wie ich – auch noch lange zu sein. Die Möglichkeit, hier während der aktiven Zeit mit viel Hilfe zu studieren und sich dadurch etwas für die Zukunft aufzubauen, ist einfach großartig.“

Diese Chance ergibt sich aber nicht nur exklusiv bei den Partnereinrichtungen. Sondern auch woanders. Wie etwa an der Fachhochschule Potsdam. Dort studiert beispielsweise die vierfache Kanu-Olympiamedaillengewinnerin Franziska Weber Bauingenieurwesen. Auch sie kann dank der Unterstützung durch die Olympiastützpunkt- und FH-Verantwortlichen Paddeln und Pauken gut verbinden.

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