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Starke Kulisse. Mit 2017 Zuschauern war die MBS-Arena zum dritten Mal bei einem Volleyballspiel ausverkauft. 

© Julius Frick

Spektakulärer Heimsieg: SC Potsdam gelingt Überraschung gegen Spitzenreiter

Es war ein Werbeblock über 128 Minuten: In ausverkaufter Halle und nach 0:2-Rückstand bezwingen die Bundesliga-Volleyballerinnen des SC Potsdam den Titelaspiranten Schweriner SC.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Für einen Moment wurde es still. Der Schmetterschlag von Laura Emonts war abgeblockt worden, gebannt verfolgten alle die Flugkurve des Balles. Er landete im Aus. Und die MBS-Arena wurde daraufhin endgültig zum Tollhaus. Nach 0:2-Rückstand hatte Frauenvolleyball-Bundesligist SC Potsdam am Samstag das Top-Spiel gegen den Schweriner SC noch mit 3:2 (26:28, 17:25, 26:24, 25:22, 15:9) gewonnen. 

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Ein denkwürdiger Abend für 2017 Zuschauer. Damit war die 2012 eröffnete Halle im Luftschiffhafen erst zum dritten Mal überhaupt bei einer Volleyballpartie ausverkauft. „Vor so einer Kulisse diese Leistung abzurufen, war großartig. Die beste Werbung für unseren Sport, unseren Verein, unser Team“, sagte SCP-Sportdirektor Toni Rieger. „Mit dem ganzen Drum und Dran war es das bisher schönste Heimspiel für uns“, meinte er. Angreiferin Emonts, die den Matchball durchgebracht hatte, sagte euphorisiert: „Es hat einfach riesigen Spaß gemacht.“

Ersten Satz nach Zehn-Punkte-Führung noch verloren

Das 128 Minuten dauernden Match zwischen dem Tabellendritten und dem Spitzenreiter nahm bereits im ersten Satz spektakuläre Züge an. Die Gastgeberinnen begannen famos, führten 21:11. Doch der Deutsche Rekordmeister schlug zurück und übernahm beim 22:23 die Führung. Nach zunächst vier abgewehrten Satzbällen musste sich Potsdam geschlagen geben. „Das war bitter. Den Satz müssen wir gewinnen“, haderte Chefcoach Guillermo Hernandez.

Freude pur bei Laura Emonts, Aleksandra Jegdic und Ana Escamilla (v.l.).
Freude pur bei Laura Emonts, Aleksandra Jegdic und Ana Escamilla (v.l.).

© Julius Frick

Danach sei sein Team zunächst „verloren“ gewesen. „Wir waren völlig verunsichert“, bestätigte auch Emonts. Durchgang Nummer zwei, in dem sich die SCP-Trainer um Hernandez an strittigen Schiedsrichterentscheidungen aufrieben, ging deutlich an die Gäste. Die „Gelbe Wand“ aus Schwerin-Fans war in Jubellaune – die Potsdamer Anhängerschaft, die dank einer Sponsorenaktion mit Hunderten roten Shirts eingekleidet worden war, deprimiert. 

Ana Escamilla wurden zum "Gamechanger"

„Aber wir haben nicht aufgegeben, sondern weitergekämpft“, hob Emonts die Willensleistung hervor. Ein wesentlicher Faktor bei der Aufholjagd wurde Ana Escamilla. Die Spanierin durfte ab dem dritten Satz in der Startformation ran. Sie kam hinein und sei ein „Gamechanger“ gewesen, habe das Spiel gewandelt, erklärte Hernandez. „Wir konnten an das exzellente Leistung vom Anfang des ersten Satzes anknüpfen.“ 

Brandenburgs Sportteam des Jahres 2019 erarbeitete sich mit viel Leidenschaft den Ausgleich nach Sätzen. Das Stimmungsbild auf den Rängen hatte sich verkehrt. Gelb wurde kleinlaut, Rot war obenauf. Im finalen Tie-Break spielte sich das Team dann vollends in einen Rausch. Die Potsdamerinnen zogen rasch auf 4:0 davon, beim Stand von 11:8 nahm Gästetrainer Felix Koslowski seine zweite Auszeit. Viel von dem, was er seinen Spielerinnen sagte, dürften diese aber kaum verstanden haben. Begleitet von Trommelschlägen und einer schrillen Hupe donnerten „SC-Potsdam“-Sprechchöre so laut durch die Arena, wie es zuvor noch nie geschehen war. Getragen von der Atmosphäre fuhr das SCP-Team auch noch die letzten vier Punkte des Entscheidungssatzes ein.

Fünfter Sieg im 38. Duell mit Schwerin

Im nunmehr 38. Pflichtspielduell zwischen den beiden Vereinen war es der fünfte Sieg für den Club aus Brandenburg. Durch die Auswärtsniederlage musste Schwerin die Tabellenführung an Titelverteidiger MTV Stuttgart abgeben, der jetzt zwei Punkte, aber auch schon ein Spiel mehr hat. Der SCP bestreitet nächsten Samstag sein letztes Hauptrundenmatch auswärts beim USC Münster, ehe die Playoffs beginnen. Im Viertelfinale trifft die Hernandez-Truppe dann auf den Sechstplatzierten – nach aktuellem Stand wären es die Ladies in Black Aachen. Aber auch Münster, die Roten Raben Vilsbiburg und der Dresdner SC kommen noch infrage.

Bei aller Euphorie nach dem Triumph über Schwerin mahnte SCP-Sportdirektor Rieger aber auch zur Demut. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir nur ein Spiel gewonnen haben, in dem es für uns um nichts mehr richtig ging“, sagte er. „Wenn wir in den Playoffs sind, dort möglichst weit kommen und solche Leistungen abrufen, freue ich mich umso mehr.“ Laura Emonts verstand die Partie am Samstag jedoch schon als Fingerzeig für die bevorstehende K.o.-Phase: „Wir haben einen Favoriten um die Meisterschaft geschlagen. Das zeigt, es ist für uns alles möglich diese Saison.“

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