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Wieder im Wasser. Yannick Lebherz hatte 2015 lange Zeit pausieren müssen.

© dpa

Schwimmen in Potsdam: Aus Rücksicht auf Rio

Von Donnerstag bis Sonntag findet in Wuppertal die deutsche Kurzbahn-Meisterschaft statt. Wegen der baldigen Olympia-Qualifikation haben Potsdams Top-Schwimmer diesmal aber keine explizite Vorbereitung auf die Titelkämpfe absolviert.

Von Tobias Gutsche

Wettkämpfe auf der Kurzbahn, also der 25 statt 50 Meter langen, haben für Top-Schwimmer durchaus ihren Reiz. Vor allem in finanzieller Hinsicht, denn bei wichtigen, meist in den Herbst- und Wintermonaten veranstalteten Meetings können die Stars der Szene hohe Prämien einstreichen. Die Ungarin Katinka Hosszú hat sich beispielsweise bereits über eine Million US-Dollar in den 25-Meter-Pools dieser Welt verdient.

Und doch seien im kurzen Becken erzielte Erfolge eher zweitrangig, meint Jörg Hoffmann, Chef-Trainer am Potsdamer Schwimmstützpunkt. Er sagt: „Am Ende sind immer die Langbahn-Leistungen im Sommer entscheidend.“ In der aktuellen Saison, die ganz im Zeichen der Olympischen Spiele steht und damit eine immense Bedeutung für Förderungen in den nachfolgenden Jahren hat, gilt dieser Leitsatz ganz besonders.

Yannick Lebherz ist wieder zurück

Deshalb haben Potsdams Asse, die große Olympia-Hoffnungen hegen, auch keine explizite Vorbereitung auf die von Donnerstag bis Sonntag in der Wuppertaler Schwimmoper stattfindende deutsche Kurzbahn-Meisterschaft absolviert. Aus Rücksicht auf Rio wurde nicht wie sonst üblich eine längere Ruhephase vor den Titelkämpfen eingelegt, sondern bis zuletzt „die Trainingsbelastung im Grundlagenbereich angezogen und hochgehalten“, erklärt Hoffmann. „Wir haben schon im Mai unsere Quali für die Sommerspiele und mussten jetzt die Zeit effektiv nutzen.“

Vor allem für Yannick Lebherz ging es hierbei darum, das persönliche Fitness-Level wieder zu heben. Der Staffel-Europameister von 2014 hatte im laufenden Kalenderjahr mehrere Monate lang aufgrund von hartnäckigen muskulären Problemen pausieren müssen. „Die Trainingsintensität hat er nach seiner Rückkehr gut verkraftet. Zwar sind noch nicht alle Defizite aufgeholt, aber die Werte waren soweit schon in Ordnung“, findet sein Coach und verweist darauf, dass die anstehende Kurzbahn-Meisterschaft in erster Linie ein Belastungstest für den vielseitigen Schwimmer wird: „Wir wollen sehen, wie er unter Wettkampfbedingungen klarkommt.“

Potsdams Top-Leute verzichten auf EM

Neben Lebherz gehen in Wuppertal 22 weitere Sportler vom Luftschiffhafen ins Rennen. Unter ihnen Christian Diener, der als Favorit auf den Rückenstrecken gilt. Hoffmann: „Christian ist so ein Typ, dem die 25-Meter-Bahn liegt, weil er starke Tauchphasen hat.“ Dass hat der gebürtige Cottbuser auch schon in internationalen Gewässern eindrucksvoll unter Beweis gestellt: 2013 schwamm er gleich viermal bei der Europameisterschaft im dänischen Herning auf das Siegerpodest. In diesem Jahr ist Netanya in Israel vom 2. bis 6. Dezember Austragungsort für den Kontinentalvergleich, für den sich die deutschen Athleten nun bei ihrem nationalen Championat qualifizieren können.

Aber selbst wenn ein Schützling von ihm die Kriterien erfüllen sollte, kommt kein EM-Start infrage, macht Jörg Hoffmann klar: „Der Verband überlässt den Trainern und Aktiven diesmal die Entscheidung über eine Teilnahme. Wir verzichten und sind damit wohl nicht die Einzigen.“ Vermutlich werde daher hauptsächlich eine Junioren-Auswahl in Netanya starten. „Dass jemand aus unserem Nachwuchs mit dabei sein wird, kann ich mir vorstellen“, sagt Hoffmann. Für Mitglieder seiner Gruppe aber werde der Dezember lieber für das Training genutzt. Und für weiteres Sammeln von wichtiger Wettkampfpraxis. Das erfolgt dann aber natürlich auf der Langbahn. 

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