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Sport: Schnelle Chinesen, siegessichere Judoka

Die 11. Potsdamer Wasserspiele boten rund 5000 Gästen am Samstag wieder viel Kurzweil

Die „Men in black“ waren glücklich. „Die Revance ist uns geglückt“, strahlte Jörg Marzoll. Er war am Samstag Schlagmann der Potsdamer Schornsteinfeger, die bei den 11. Potsdamer Wasserspielen auf der Havel hinterm art“otel in schwarzer Berufsbekleidung und mit Zylinern das Prominentenrennen gewannen. „Im vergangenen Jahr waren wir Zweiter hinter der Freiwilligen Feuerwehr, diesmal haben wir sie hinter uns gelassen“, freute sich auch Mannschaftskapitän Wolf Schneider. Das Erfolgsgeheimnis: „Wir Schornsteinfeger fahren regelmäßig Drachenboot auf dem Brandenburger Beetzsee.“

Völlig ungeübt paddelten am Samstag die wenigsten der über 1000 Freizeit- und Breitensportler vor insgesamt rund 5000 Gästen 200 Meter weit in Dreier-, Zehner- und Zwanziger-Canadiern um Sieger- Sekt „Duisburg Gold“ des Rewe-Marktes, in dem kleine Blattgoldstückchen schwimmen. Die Judoka des UJKC Potsdam hatten nur einmal trainiert, waren sich ihres Erfolgs im Rennen der Bundesliga-Teams aber schon vorher recht sicher: Kaum waren sie vor den Germania-Ringern, Regionalliga-Kickern des SV Babelsberg 03 und Turbine-Fußballerinnen durchs Ziel gerauscht, da zerrten sie schon Abklebestreifen von ihren T-Shirts. „Seriensieger“ war zu lesen, als sie wieder an Land kletterten. „Naja, Judo ist ein Allroundsport, Kraft haben wir alle und Wettkampftypen sind wir auch“, sagte UJKC-Mannschaftskapitän Silvio Paul, der mit seinen Mannen bei der sechsten Wasserspiel-Teilnahme zum sechsten Mal gewann.

Kraft war auch ein Trumpf, mit dem Chen Zhao wucherte, als er das chinesische Team zum Sieg im Botschafterrennen mit insgesamt zwölf Ländern führte. „In meiner Freizeit mache ich Kraftsport“, verriet der 21-jährige Schlagmann, der an der Technischen Universität Berlin studiert und nun erzählte: „Das war sehr anstrengend, aber ein Super-Rennen.“ So gewann China den erstmals vergebenen Wanderpokal vor den Vertretungen Polens und der USA. „Ein Jahr vor Peking ist China schon olympiareif“, staunte Moderator Jürgen Karney von der Bühne.

In der „Schlacht der Gastronomen“ setzten sich bei den Frauen das Trio „Corona Girlz“ – mit den Potsdamer Kanutinnen Carolin Kratochwil und Yvette Erlebach“ – und bei den Männern die drei „Flinken Hobel“ durch, in den Kükenrennen Acht- bis Elfjähriger des Veranstalters KC Potsdam gewannen Laura Zander aus der Zeppelin-Grundschule 28 und Damian Grünbacher aus Wilhelmshorst, die im Verein von Ute Plessmann trainiert werden. Und das Rennen mit Parteien in Zwanziger-Canadiern entschied erstmals Die Linke.PDS vor der Industrie- und Handelskammer und den Wirtschaftsjunioren. Pech hatten die Boote der PNN als Fünfte und der SPD als Letzte, deren Canadier durch eine Motorbootwelle aus ihren Bahnen geworfen wurden; die Sozialdemokraten mit Ministerpräsident Matthias Platzeck im Bug rammten sogar die Ufer-Mauer

Ebenfalls über ihren ersten Sieg konnten sich im Frauen-Rennen die Damen des KC-Potsdam-Fördervereins freuen. „Das Boot ist optimal gelaufen“, schwärmte Schlagfrau Martina Franzen. Alexander Schank gewann die Konkurrenz Potsdamer Betriebe mit der Alternative Energiesysteme AG (Alensys), die Solar- und Biogasanlagen baut. „Im vergangenen Jahr hat unser Tochterunternehmen BBG GmbH gewonnen, diesmal unser Boot der Muttergesellschaft mit lauter Ingenieuren an Bord.“ An Bord der „Kanu-Väter“, die die Wettfahrt der Sportvereine vor vor dem OSC Potsdam und dem ASK Schwielowsee gewannen, saß mit Torsten Gutsche auch der einst dreifache Potsdamer Olympiasieger und elffache Weltmeister. „Ich hatte“, erzählte er, „vor zwei Jahren das letzte Mal gepaddelt und bin heute eher zufällig ins Boot gerückt.“

Lutz Altepost ist aktueller Weltmeister des KC Potsdam und musste am Samstag während der traditionellen Wette Mitleid mit seinem Gegner Tobias Seesing aus Warburg haben. Der wollte in einer großen Stahldrahtkugel über 100 Meter ebenso schnell sein wie Altepost im Einerkajak mit bloßen Händen. Doch obwohl der Kanute meist nur ins Wasser platschte, stapfte Seesig wie im Hamsterrad hoffnungslos hinterher. Den Kindern der Karl-Foerster-Schule wird“s egal sein – sie werden mit Oberbürgermeister Jann Jakobs, der diese Wette verlor, zum Eisessen zum Strandbad Templin paddeln.

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