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SC Potsdam vor dem Playoff-Halbfinale: Von Chillmusik bis Heavy Metal

Guillermo Hernandez und Nia Grant arbeiteten bereits erfolgreich in Stuttgart zusammen. Nun kreuzen sich ihre Wege wieder - beim Frauenvolleyball-Bundesligisten SC Potsdam. Dort erleben der Neu-Trainer und die Top-Mittelblockerin eine wilde Saison.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Wie sollte es anders sein. Die Stimmung unter den Bundesliga-Volleyballerinnen des SC Potsdam ist nach dem erstmaligen Einzug ins Playoff-Halbfinale bestens. Ausgelassen, aber zugleich eingehend. Beim Training am Dienstagvormittag war das gut zu beobachten. Da wurde herzlich über Scherze von Top-Angreiferin Marta Drpa gelacht, um für die nächste Übung jedoch gleich wieder volle Konzentration und Entschlossenheit zu zeigen. „Das ist die ideale Mischung“, sagt Mittelblockerin Nia Grant, als sie im Anschluss ans Training auf einem Tribünensitz der MBS-Arena Platz nimmt. „Wenn du Spaß und den klaren Fokus hast, ist das eine super Voraussetzung für das Spiel.“ Insofern passt alles vor dem Halbfinalauftakt am Donnerstag beim Schweriner SC.

Cheftrainer Guillermo Hernandez.
Cheftrainer Guillermo Hernandez.

© Gerhard Pohl

Der Titelverteidiger und diesjährige Deutsche Pokalsieger ist also Potsdams Premierengegner in der Runde der letzten vier Mannschaften. Sechsmal nacheinander war der SCP zuvor im Viertelfinale gescheitert, ehe nun der erhoffte Erfolg gelang. Entsprechend emotional war für langjährige Spielerinnen und Funktionäre der Moment, als das Weiterkommen feststand. „Man konnte genau merken, wie wichtig ihnen dieser Schritt nach all den Enttäuschungen war“, erklärt Cheftrainer Guillermo Hernandez, der erst seit Dezember am Luftschiffhafen tätig ist. „Das Viertelfinale war wie ein Trauma für den Verein. Sie dachten schon, das wird nie klappen.“

Erstes SCP-Spiel unter Hernandez war gegen Schwerin - es endete bitter

Doch es hat geklappt. Und die positiven Schlagzeilen sollen auch weitergeschrieben werden. „Schwerin ist eine Spitzenmannschaft. Jedoch wissen wir, dass wir mithalten können“, findet Hernandez. Vor allem in seinem ersten Spiel als SCP-Coach, dem Halbfinale des Deutschen Pokals gegen Schwerin, waren die Brandenburgerinnen voll auf Augenhöhe. Nur hauchdünn schieden sie aus. „Ein harter Augenblick“, erinnert sich der Spanier. In den beiden Ligaduellen danach verlor sein Team zwar je 0:3, habe sich aber vor allem auswärts gut präsentiert. „Schwerin wird jetzt Respekt vor uns haben. Weil ihnen bewusst ist, dass sie auf ein viel besseres Potsdam als damals treffen werden. Wir sind gewachsen.“

Mittelblockerin Nia Grant.
Mittelblockerin Nia Grant.

© Verein

Dies war ein Prozess. Guillermo Hernandez hatte vor Weihnachten Davide Carli kurzfristig als Cheftrainer abgelöst. Die Veränderungen des Neuen ließen den SCP zunächst „wackeln“, wie Hernandez einräumt. „Aber wir haben uns zunehmend besser gefunden.“ Hilfreich sei für ihn gewesen, dass er mit Nia Grant in Potsdam eine Spielerin im Kader hat, mit der er vor zwei Jahren bereits beim Allianz MTV Stuttgart zusammenarbeitete. Sie wurden Deutscher Vizemeister und Pokalsieger. „Nia weiß alles über meine Ideen im Volleyball. Zwar ist sie nur eine Spielerin, aber es war von Vorteil, dass jemand hier das System gleich verstanden hat.“

Keine Spielerin der Bundesliga punktet öfter per Block als Nia Grant

Hernandez steht für schnellen Volleyball. Kurze Zuspiele auf die Mittelblockerin sind ein Markenzeichen – Nia Grant ist beim SCP oft die Zielperson dafür. Die 1,88 Meter große und athletisch herausragende US-Amerikanerin weiß mit dynamisch-kräftigen Angriffsschlägen zu überzeugen. Besonders stark punktet sie allerdings aus der Verteidigung heraus, dann wenn sie gegnerischen Offensivbemühungen direkt an der Netzkante ein Stoppschild setzt. Während der Hauptrunde erzielte Grant, die im Sommer nach Potsdam gewechselt war, 58 Punkte per Block – so viele wie keine andere in der Liga. „Nia hat eine klasse Präsenz“, sagt SCP-Sportdirektor Toni Rieger. „Wenn sie in einem Spiel das richtige Feeling bekommt, holt sie jeden Ball runter.“

Dieses Feeling versucht sich die 25-Jährige auch über Musik zu verschaffen. Nicht selten schwingt oder tanzt sie bei einem Match, wenn es nebenbei aus den Boxen der Halle donnert. „Musik hilft mir, mich gut zu fühlen. Ein guter Beat reißt mit. Den Schwung kann ich aufs Feld mitnehmen“, erläutert die zweifache US-Collegemeisterin, die derzeit ihr viertes Jahr in Europa spielt. Wie der Soundtrack zur Saison mit dem SC Potsdam klingt? „Es ist ein verrückter, wilder Mix. Das Jahr war eine Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen“, meint sie. Von chilligen Songs über Pop und Hip-Hop hin zu Heavy Metal sei irgendwie alles dabei gewesen. Im Halbfinale gegen Schwerin soll am besten weiter kräftig gerockt werden.

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