zum Hauptinhalt
Freudestrahlend. Antonia Stautz (r.) zeigte eine gute Leistung gegen ihren Ex-Klub Erfurt und bejubelte letztlich den Sieg.

© Julius Frick

SC Potsdam gegen Schwarz-Weiß Erfurt: Was ist schon einfach und was ist schwierig?

In der 1. Frauenvolleyball-Bundesliga festigte der SC Potsdam seinen vierten Tabellenplatz durch den nächsten Sieg gegen ein Kellerkind. Schwarz-Weiß Erfurt wurde bezwungen. Nun geht's gegen die Top-Teams weiter - die Reifeprüfung, vermeintlich.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Den Gesichtern konnte große Freude und ebenso viel Erleichterung entnommen werden. „Das war ein hartes Stück Arbeit“, sagte Antonia Stautz am Samstagabend und atmete einmal tief durch, nachdem ihr Volleyballteam des SC Potsdam das Bundesliga-Heimspiel gegen Schwarz-Weiß Erfurt mit 3:1 (27:25, 25:15, 20:25, 25:17) gewonnen hatte. Dem Brandenburger Tabellenvierten kostete es einige Mühen, den Vorletzten aus Thüringen zu bezwingen. „Am Ende sind es drei Punkt für uns“, meinte SCP-Cheftrainer Guillermo Hernandez sachlich-nüchtern, um dann doch emotional zu werden: „Das sind aber drei sehr, sehr wichtige Punkte, denn es kommt auf jeden einzelnen Zähler an.“ Der Konkurrenzkampf kocht schließlich.

Plätze drei bis acht liegen nach Punkten dicht beisammen

Während Spitzenreiter Allianz MTV Stuttgart sowie der amtierende Deutsche Meister Schweriner SC an der Spitze des Klassements voranpreschen, verdichtet sich dahinter zwischen den Plätzen drei bis acht das Feld. Nur acht Punkte beträgt die Differenz. „Das ist zu diesem Saison-Zeitpunkt ein recht kleiner Abstand bei so vielen Mannschaften“, erklärte der bundesligaerfahrene Hernandez.

Auf 31 Zähler bringt es nunmehr sein Team, das aus den vergangenen vier Partien die Maximalausbeute holte. Allerdings musste das angesichts des hohen eigenen Anspruchs auch schon zwingend so sein, denn drei der Gegner in dieser zurückliegenden Phase stecken ganz unten im Tabellenkeller. Sogenannte Pflichtsiege werden dann gerne von den favorisierten Mannschaften erwartet. „Aber so leicht ist das alles immer nicht“, betonte Antonia Stautz. Das wurde gegen Schwarz-Weiß Erfurt wieder deutlich.

Passend zur neuen Lichtshow sah der SCP zunächst rot 

Wie zwei Wochen zuvor beim 3:1-Erfolg gegen Schlusslicht VC Olympia Berlin hatte der SC Potsdam nun auch gegen die Mitteldeutschen seine Probleme und gab sogar erneut einen Satz ab, den dritten. Es hätte vor 846 Zuschauern aber auch schon der erste sein können. Nachdem bei der Mannschaftsvorstellung in der MBS-Arena noch eine neue Lichtshow mit viel rotem Anstrich für Unterhaltung gesorgt hatte, sahen die Gastgeberinnen anschließend zunächst selber rot. Sie handelten sich einen Fünf-Punkte-Rückstand ein. Allen voran Marta Drpa, die beste Angreiferin der Liga, die am Ende mit 31 Punkten glänzte, schmetterte Potsdam jedoch zurück auf Kurs. Wenngleich dieser ein schlingernder blieb. Vier Satzbälle benötigte der SCP, um Durchgang eins für sich zu entscheiden.

Stellschrauben gedreht. Guillermo Hernandez nahm im Spielverlauf Veränderungen vor.
Stellschrauben gedreht. Guillermo Hernandez nahm im Spielverlauf Veränderungen vor.

© Gerhard Pohl

„Mit unserer Anfangsformation hatten wir keinen Rhythmus gefunden“, analysierte Coach Guillermo Hernandez. „Dann haben wir Veränderungen vorgenommen und es lief besser.“ Ein guter Impuls war die Hereinnahme von Antonia Stautz, die im Sommer 2017 aus Erfurt an den Luftschiffhafen gewechselt war. Gegen ihren Ex-Klub gelangen der Außenangreiferin insgesamt neun Punkte. Auf so viele kam bei den Gästen Tess Rountree bereits zu Beginn des zweiten Satzes. Dann verletzte sich Erfurts Top-Scorerin am linken Fuß, ihr Team erlebte dadurch einen Bruch im eigenen Spiel. „Wenn Mitspielerinnen auf diese Weise raus müssen, bringt das Mannschaften oft aus der Fassung. Ich denke, das war auch der Faktor, warum wir den Satz so deutlich gewonnen haben“, urteilte Potsdams Aufschlagexpertin. Doch die abstiegsbedrohten Erfurterinnen stemmten sich mit beachtlicher Willensleistung gegen eine klare Pleite, kämpften sich leidenschaftlich zum 1:2-Anschluss. „Wir haben danach zum Glück die Ruhe bewahrt und im vierten Satz nichts mehr anbrennen lassen“, sagte die 25 Jahre alte Antonia Stautz.

In den letzten sechs Partien gegen die derzeit drei Bestplatzierten

Das soll auch für den Kampf um Platz vier so gelten. Dieser garantiert wie die drei Top-Ränge, dass im Playoff-Viertelfinale das womöglich entscheidende dritte Match der Serie wie schon das erste zu Hause stattfindet. Ein Vorteil. Nur 2016/17 hatten die SCP-Damen jene gute Ausgangslage bisher erreicht. Aktuell liegen sie vier Punkte vor ihrem unmittelbaren Verfolger Ladies in Black Aachen – und treten bei genau diesem Rivalen dann am Samstag an.

Damit beginnt Potsdams Schlussakkord in der Hauptrunde. Sechs Partien stehen noch aus, wobei die Gegnerschaft nun größeren Kalibers sein wird. Unter anderem geht es gegen die Top 3 aus Stuttgart, Schwerin und Dresden. Das klingt nach einer Reifeprüfung. Doch womöglich hat das Team von Guillermo Hernandez seine eigentliche Schwerstaufgabe bereits bravourös gemeistert. „Irgendwie waren meist eher die Spiele gegen die vermeintlich leichteren Mannschaften für uns komplizierter“, sagte Antonia Stautz. „Wenn wir nicht klarer Favorit sind, spielen wir lockerer, befreiter.“ Und oft tatsächlich auch besser. Von daher könnte der SCP die letzten Hauptrunden-Paarungen dieser Saison gleich mutig als willkommene Konstellation interpretieren – für eine Attacke auf Rang drei. Dresden ist nur einen Punkt entfernt. 

Zur Startseite