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Neu dabei. Die Außenangreiferinnen Natasa Cikiriz (l.) und Antonia Stautz umrahmen Athletikcoach Federica Camerlo.

© G. Pohl

SC Potsdam: Erfolg in der Saisonpause

Der SC Potsdam hat es sich vorgenommen - und letztlich auch erreicht. Dem Frauenvolleyball-Bundesligisten ist es gelungen, viele seiner Spielerinnen aus dem Kader der erfolgreichen Vorsaison zu halten. Auf dieser guten Basis soll nun aufgebaut werden.

Von Tobias Gutsche

Einen Trainingsstart wie diesen hat Lisa Gründing beim SC Potsdam noch nicht erlebt. Und sie hat schon einige hinter sich. Seit 2011 steht die Volleyballerin im Dienste des brandenburgischen Frauen-Bundesligisten und weiß daher genau, dass für gewöhnlich der Auftakt in die Saisonvorbereitung eher zu einer großen Kennenlernrunde wurde: „Jedes Jahr aufs Neue gab es einen recht großen personellen Umbruch.“ Dieses Mal aber ist es anders. Am Dienstagabend blickte sie in viele vertraute Gesichter, was bedeutete, dass der Verein sein selbstgestecktes Ziel für die Saisonpause erreicht hat.

Nach dem Ende der vorigen Spielzeit betonten die Verantwortlichen, möglichst umfänglich den Kader zusammenhalten zu wollen. Schließlich hatte er überzeugt. Zwar fehlte die Vollendung mit dem erstmaligen Erreichen des Bundesliga-Halbfinales, doch Hauptrundenplatz vier und der Vorstoß ins Semifinale des nationalen Pokals erlauben, von der besten Saison der Vereinsgeschichte zu sprechen. „Unsere junge Mannschaft hat viel Potenzial bewiesen“, sagte der SCP-Sportdirektor beim öffentlichen Trainingsstart vor rund 80 Fans in der MBS-Arena. „Das weckte Interesse bei anderen Vereinen, weshalb es schwierig war, wirklich alle Top-Spielerinnen zu halten.“

Lediglich vier Veränderungen am Aufgebot

Im Großen und Ganzen gelang es jedoch. Lediglich vier Abgänge aus dem Zwölfer-Aufgebot sind zu verzeichnen, wobei im Fall von Lisa Rühl und Wiebke Silge kein anderer Club davon profitiert – sie beendeten ihre Karrieren. Ansonsten haben nur Youngster Kimberly Drewniok (nach Wiesbaden) und Roslandy Acosta (nach Bergamo) Potsdam verlassen. Der Weggang Acostas, der besten Angreiferin der Liga, sei „schmerzhaft“, meinte Rieger. „Wir hoffen, dass wir das kompensieren können.“

Als Ersatz wurde Natasa Cikiriz verpflichtet. Die Serbin trifft beim SCP auf ihre Landsfrauen Marta Drpa und Ljubica Kecman, die 2016/17 zu den Leistungsträgerinnen gehörten. Neben Cikiriz wurde nur eine weitere externe Spielerin – Antonia Stautz von Liga-Konkurrent Schwarz-Weiß Erfurt – unter Vertrag genommen. Die zwei restlichen offenen Kaderplätze werden durch die talentierten Eigengewächse Emilia Weske und Natalie Wilczek besetzt.

Italienische Athletiktrainerin neu im Coaching-Stab

So wie sich auf dem Feld ein serbisches Trio formiert hat, ist am Seitenrand ein Italien-Triple entstanden. Chefcoach Davide Carli und sein Assistent Riccardo Boieri erhalten Unterstützung von Federica Camerlo, die das Athletiktraining übernimmt. Bislang war dafür Stefan Ritter, Stabhochsprungtrainer am Potsdamer Bundesstützpunkt, verantwortlich. „Er hat gute Arbeit geleistet, sich aber dafür entschieden, seinen Fokus voll auf das Stabhochspringen zu legen. Darauf haben wir reagiert“, erklärte Toni Rieger. „Das ist auch eine gute Chance für uns als Verein, denn Federica Camerlo ist nun zu 100 Prozent in dieser Funktion und betreut dabei unsere erste und zweite Mannschaft sowie den Nachwuchs.“ Der SCP erhofft sich dadurch im athletischen Bereich einen Sprung nach vorne.

In der Konsequenz dürfte sich das Plus an Fitness auch auf das spielerische Niveau auswirken, das vorige Saison, der ersten unter der Leitung von Davide Carli, schon im Vergleich zu davor angehoben wurde. Vor allem von mehr Variabilität waren die Auftritte geprägt. Dass sich der Kader nur geringfügig verändert hat, ist eine ordentliche Voraussetzung für eine kontinuierliche Weiterentwicklung. „Damit haben wir eine gute Basis. Die meisten wissen, wie unser Spielsystem funktioniert. Aufgabe ist jetzt, das nächste Stück vorwärts Richtung unseres Limits zu kommen“, sagte Carli, der noch keine konkrete Zielsetzung nennen möchte. Auch Toni Rieger hält sich zurück – nur so viel: „Wir möchten an die vergangene Saison anknüpfen. Daran messen wir uns.“

Potsdamer Masters mit internationalem Flair

Auf einer gefestigten Grundlage aufbauen zu können, bezeichnete Lisa Gründing als „spannende und besondere Herausforderung, weil ich das beim SC Potsdam so noch nicht durchmachen konnte“. Die Mittelblockerin hatte im Vorjahr die wohl größten individuellen Fortschritte im Team vollzogen, was auch den Verantwortlichen der Frauen-Nationalmannschaft nicht verborgen blieb. Bereits einen Lehrgang durfte sie im Kreise von Deutschlands besten Volleyballerinnen absolvieren, ab Montag folgt in Schwerin der nächste zur Vorbereitung auf die Ende September stattfindende Europameisterschaft. „Ich habe keine Erwartungen und lasse das einfach auf mich zukommen. Ich werde sehen, ob es bei mir für den EM-Kader reicht. Auf jeden Fall wird allein das Training dort wertvolle Erfahrungen liefern“, sagte sie, ehe ihr Team am Dienstag die Einheit in der MBS-Arena begann.

Dort wird der SCP am 14. Oktober mit der Partie gegen den fünffachen deutschen Meister Dresdner SC zur neuen Bundesliga-Saison aufschlagen. Rund einen Monat zuvor steigt an gleicher Stelle vom 8. bis 10. September ein reizvoller Härtetest. Für sein sechstes Volleyballmasters hat sich der Club von der Havel wieder internationale Konkurrenz eingeladen. VK Agel Prostejov (Tschechien), CSM Targoviste (Rumänien) und Budowlani Torun (Polen) sind dann zu Gast. Allerdings gilt es für Fans zu beachten: Öffentlich wird lediglich der zweite Turnierabend ausgetragen. Zumindest um sich einen Eindruck von der aktuellen Mannschaft zu verschaffen, dürfte das aber reichen. Viele der Spielerinnen sind ja diesmal bestens bekannt. 

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