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Die Bälle gut verteilt. Ann-Marie Knauf (l.) zeigte gegen Suhl als Ersatz für die zuletzt etwas kränkelnde erste Potsdamer Zuspielerin Denise Imoudu eine gefällige Leistung.

©  Gerhard Pohl

SC Potsdam: Ein Präsent im letzten Heimspiel der Hauptrunde

Gegen den VfB 91 Suhl gelingt den Volleyballerinnen des SC Potsdam der erste 3:0-Sieg dieser Bundesligasaison. Sehr zur Freude der SCP-Fans, die wieder deutlicher zahlreicher in die MBS-Arena kommen als vorige Spielzeit. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Von Tobias Gutsche

Roslandy Acosta war die Auszeichnung sichtlich unangenehm. Nach dem 3:0 (25:17, 25:19, 26:24)-Bundesligaheimsieg des SC Potsdam am Samstag gegen den VfB 91 Suhl wurde die Volleyballerin durch Gästetrainer Han Abbing zur wertvollsten SCP-Akteurin der Partie gekürt. Ihre Mitspielerinnen amüsierte das köstlich, die Venezolanerin wiederum lächelte verlegen und reichte, als sie zurück zu ihren feixenden Kolleginnen kam, die Goldmedaille sofort weiter an Marta Drpa. „Ich denke nicht, dass ich diese Ehrung heute verdient habe, denn ich habe ja nur den ersten Satz komplett gespielt und war ansonsten fast nur draußen“, erklärte Roslandy Acosta, die sich zu Beginn des zweiten Satzes leicht am linken Sprunggelenk verletzt hatte und danach kaum noch eingesetzt wurde. Auf acht Punkte kam sie im Match. Gleich 19 Zähler steuerte derweil ihre Offensivpartnerin Marta Drpa bei, die „großartig“ gewesen sei, wie Acosta urteilte. „Daher habe ich ihr die Medaille gegeben.“

Doch letztlich, befand sie, sei jene individuelle Ehrung ohnehin nur nebensächlich. „Richtig interessant ist bloß, wie wir als Mannschaft aufgetreten sind. Und das war gut.“ Vor allem war es um Längen besser als bei der derben 0:3-Pleite am Mittwoch gegen die Ladies in Black Aachen. „Nach dieser Niederlage“, berichtete Roslandy Acosta, „waren wir ziemlich down, weil wir auf so eine schwache Art einfach nicht verlieren dürfen.“ Die Klatsche zeigte Wirkung. Im positiven Sinn. „Alle haben danach sehr konzentriert trainiert und sich mit großer Spannung präsentiert. Das hat mir gefallen“, sagte Chefcoach Davide Carli, dessen Team dies dann auch im Spiel gegen Suhl fortsetzte. Es glänzte zwar nicht, wusste aber durch Leidenschaft und Durchsetzungsvermögen zu überzeugen.

Auf jede Niederlage folgt ein Sieg

„Wir“, fand Ann-Marie Knauf, „haben eine gute Reaktion gezeigt.“ Wie immer diese Saison. Nach jeder der bislang sechs Bundesliga-Niederlagen ließ der SCP stets einen Sieg im nächsten Duell folgen. Knauf, die vorgestern die krankheitsbedingt geschwächte erste Potsdamer Zuspielerin Denise Imoudu gut vertrat, meinte: „Dass wir das immer so hinbekommen haben, liegt daran, weil wir die schlechten Leistungen einerseits gedanklich schnell abhaken – wir lassen uns davon nicht unterkriegen. Und zum anderen ziehen wir die richtigen Schlüsse daraus und arbeiten dann gleich als super harmonierendes Team an Verbesserungen.“

Diesmal führte dies sogar zum bestmöglichen Endresultat. Ein Erfolg ohne Satzverlust. Das war den Potsdamerinnen in der aktuellen Saison bis dato noch gar nicht gelungen – als einziger Mannschaft neben dem Tabellenletzten VC Olympia Berlin. Ein Grund, warum der SCP erst jetzt im 20. von 22 Hauptrundenspielen einen 3:0-Sieg landen konnte, scheint die gewisse Unerfahrenheit des zweitjüngsten Teams der Liga – nur der VCO hat ein geringeres Durchschnittsalter – zu sein. Noch fehlende Ruhe und Cleverness sorgten oftmals für Inkonstanz im Potsdamer Spiel, sodass mindestens ein Satz abgegeben wurde. Gegen Suhl kam es dazu nicht. Was Ballverteilerin Ann-Marie Knauf veranlasste, zu fabulieren. „Wir haben so oft vor einem Spiel gesagt, dass wir 3:0 gewinnen werden, aber es hat eben nie funktioniert. Heute hat es keiner gesagt – und es hat geklappt“, plauderte sie und zog als Lehre daraus: „Wir wissen jetzt, was zu tun ist: Mund halten und einfach machen.“

Zuschauerschnitt wieder über 1000er-Marke

Das ist die Devise für die beiden letzten, jeweils auswärts stattfindenden Hauptrundenpartien. In denen möchte der SC Potsdam seinen vierten Tabellenplatz – der Vorsprung auf den Fünften aus Vilsbiburg beträgt sechs Punkte bei einem Spiel mehr – weiter behaupten, um dann ab Mitte März die „Best-of-three“-Viertelfinalserie mit Heimrecht beginnen und falls notwendig auch beenden zu dürfen. „Für die Play-offs werden wir uns noch deutlich steigern müssen“, sagte Trainer Davide Carli. „Aber wir freuen uns erst einmal, dass wir unseren Fans im letzten Heimspiel der Hauptrunde ein 3:0 als Geschenk machen konnten.“

Jenes Präsent nahmen rund 1000 MBS-Arena-Besucher gerne entgegen. Abermals herrschte damit eine ordentliche Kulisse am Luftschiffhafen, wo diese Saison im Schnitt 1014 Zuschauer die Potsdamer Hauptrundenduelle verfolgten. Zwar waren es 2013/14 (1086) und 2014/15 (1041) schon mehr, doch verglichen mit der Vorsaison, als lediglich durchschnittlich 839 Fans in die Halle kamen, ist wieder ein klares Plus zu verzeichnen. Für Toni Rieger, Sportdirektor des SC Potsdam, liegt das an mehreren Aspekten: „Eine große Rolle spielt, dass wir dieses Jahr weniger Mittwochsheimspiele hatten, bei denen der Fanzuspruch generell etwas geringer ausfällt. Außerdem hat, denke ich, unser personeller Umbruch mit neuem Trainer und vielen neuen Spielerinnen das Interesse aufgefrischt. Und wer dann mal hier war, kommt gerne wieder, weil man merkt, dass wir eine sympathische Mannschaft haben, die viel Spaß rüberbringt. Am allerwichtigsten ist aber, dass der Erfolg da ist.“

Das soll möglichst auch so bleiben. Indem zunächst mit Rang vier die beste Hauptrundenplatzierung der Vereinsgeschichte fix gemacht und anschließend obendrein erstmalig der Einzug ins Halbfinale der deutschen Meisterschaft geschafft wird.

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