zum Hauptinhalt
Es gibt noch viel zu tüfteln. Davide Carli erkennt einige Schwachstellen bei seiner Mannschaft – doch auch Fortschritte. Der Cheftrainer des SC Potsdam betont, dass im Umgang mit der jungen Mannschaft Rücksicht und Geduld wichtig seien.

© Julius Frick

SC Potsdam: Defektbehebung

Ihr Potenzial rufen die Volleyballerinnen des SC Potsdam in dieser Bundesliga-Saison noch nicht ab wie erhofft. Es wird daran gearbeitet, die nötige Konstanz und Mentalität zu entwickeln. Nun kommt es zum Heimduell mit dem Team, das den SCP im Vorjahr aus den Playoffs warf.

Von Tobias Gutsche

Bei der Vorbereitung auf ihre nächste Heimpartie mussten die Bundesliga-Volleyballerinnen des SC Potsdam etwas umdisponieren. Für gewöhnlich trainieren sie stets in der MBS-Arena, wo auch ihre Spiele stattfinden – wie am Sonntag gegen den VC Wiesbaden (Beginn: 16.30 Uhr). Doch am Dienstag und Mittwoch dieser Woche war der SCP gezwungen, in die benachbarte Ballspielhalle auszuweichen, weil die große Arena durch eine Tagung der Sparkasse blockiert war.

SCP hat erst drei Punkte eingefahren

Und wenn man die schon mal bei sich „zu Hause“ hat, kann man doch auch glattweg einen Blick auf das eigene Konto werfen. In diesem sportlichen Fall ist es das Punktekonto. So macht es Davide Carli. Der Cheftrainer des SCP sitzt auf der Treppe im Foyer der Luftschiffhafen-Multifunktionshalle und beurteilt das, was sich seine Mannschaft in dieser Saison bereits angespart hat: drei Zähler nach vier Spielen. „Etwas wenig. Wir hatten uns mehr erhofft“, sagt Carli, während seine Schützlinge nebenbei an Stehtischen im Akkord Weihnachtskalender mit ihren Unterschriften verzieren.

Eine so richtig schöne Zierde im Spieljahr 2017/18 ist für Potsdams „Rothemden“ bislang lediglich die Auftaktvorstellung. Am ersten Bundesliga-Spieltag gelang ein beachtlicher 3:2-Heimerfolg gegen den traditionell als Titelkandidat gehandelten Dresdner SC. „Das war schon besonders“, meint der Coach. „Wir hatten eine lange Vorbereitung hinter uns und zwei sehr gute, intensive Trainingswochen mit Fokus auf das Dresden-Spiel. Alle waren heiß. Dann fangen wir an, unterstützt durch die Energie des Publikums, und es läuft einfach.“

"Wir möchten mehr Tempo und Dynamik"

Dieser starke Beginn erwies sich allerdings schon als Höhepunkt der Liga-Saisonstartphase, wie sich rückblickend feststellen lässt. In Schwerin (0:3), gegen Münster (1:3) und in Aachen (2:3) setzte es Niederlagen. War der Auftritt gegen Dresden etwa eher kontraproduktiv? Gab er zu viel Selbstsicherheit und hatte Nachlässigkeiten zur Folge? „Ich denke nicht“, antwortet Davide Carli. „Wir konnten im ersten Spiel einfach sehr gut unsere Defekte verstecken, die uns noch beschäftigen. Wir haben reichlich, die wir beheben müssen.“ Zum Beispiel die Verbindung zwischen den Akteurinnen auf dem Feld – die Zahnrädchen der komplexen SCP-Volleyballapparatur greifen zuweilen nicht optimal ineinander. Laut Carli hängt das auch damit zusammen, dass die Kommunikation verbesserungswürdig ist. „Wir bekommen manchmal überhaupt nicht den Spielstil umgesetzt, den wir wollen, eigentlich auch können und schon gezeigt haben. Wir möchten mehr Tempo und Dynamik. Oft sind wir stattdessen zu fest.“

Es mangelt dem Italiener also gewiss nicht an Arbeit. Allerdings betont er, dass dabei Rücksicht und Geduld eine wichtige Tugend sei, schließlich ist sein Team ein außergewöhnlich junges, womit schwankende Leistungen im Bereich des Normalen liegen. „Unser Ziel ist jetzt, die Defekte abzustellen und konstanter zu werden. Im Training sehe ich bereits viele Fortschritte, aber der Weg ist noch sehr lang“, sagt Davide Carli und blickt passenderweise die Treppe hinauf, an deren unteren Ende er Platz genommen hat.

Sieg im Pokalspiel stärkt die Mannschaft

Ein Schritt nach oben soll übermorgen erfolgen. Gegner ist der VC Wiesbaden, der vorige Saison den SCP im Playoff-Viertelfinale knapp bezwungen hatte. Beide Teams konnten damals durchaus als positive Überraschungen des Jahres eingeordnet werden – die neue Ligaserie läuft nun nicht nur für den Brandenburger Club schleppend an, sondern auch für den aus Hessen. „Wiesbaden hat aber noch den etwas besseren Start erwischt“, findet Davide Carli. Immerhin fünf Punkte sind beim VCW, der als Siebter einen Tabellenrang vor Potsdam liegt, momentan auf der Habenseite. Wenn die Wiesbadenerinnen am Sonntag in die MBS-Arena kommen, könnten es allerdings mehr sein, denn schon heute Abend sind sie Gast des Schlusslichts VC Olympia Berlin. Ob die Doppelbelastung für übermorgen einen Vor- oder Nachteil mit sich bringt, vermag Carli nicht zu sagen: „Sie kriegen vielleicht mehr Rhythmus, was helfen kann. Aber sie lassen natürlich auch ein paar Kräfte.“

Wie es um den Konkurrenten bestellt ist, hat für ihn jedoch ohnehin nur zweitrangigen Wert. „Wichtiger ist, dass wir bereit sind. Ich bin mir sicher, das werden wir – das Erlebnis der vergangenen Woche hat uns dabei psychisch geholfen“, erklärt der 34-Jährige hinsichtlich des 3:1-Auswärtserfolges im Achtelfinale des deutschen Pokals gegen NawaRo Straubing. „Natürlich war das nur ein Zweitligist – aber ein guter. Wir haben die spezielle Drucksituation, die so ein K.o.-Spiel hat, gemeistert.“ Und das stärkt, denn: „Die notwendige Gewinnermentalität entwickelst du nur, wenn du auch gewinnst.“

Zur Startseite