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Debütsaison. Davide Carli übernahm vergangenen Sommer den SCP-Cheftrainerposten von seinem italienischen Landsmann Alberto Salomoni – und arbeitete erfolgreich.

© Julius Frick

SC Potsdam: „Charly hat uns auf ein neues Level gebracht“

Toni Rieger ist Sportdirektor des Frauenvolleyball-Bundesligisten SC Potsdam. Im Interview spricht er über Cheftrainer Davide Carli, der seine erste Saison im Amt hinter sich hat, Titelträume des Clubs und die Kosten einer Europapokalsaison.

Von Tobias Gutsche

Herr Rieger, nach Spielende waren Sie am Montag blitzschnell aus der MBS-Arena verschwunden.

Richtig, ich musste erst einmal eine Dreiviertelstunde für mich alleine sein. Ich bin nach draußen gegangen, frische Luft schnappen.

Was ging Ihnen dabei durch den Kopf?

Ich war einfach traurig und enttäuscht, weil mehr für uns drin war. Wir haben zuvor eine tolle Hauptrunde gespielt, aber dann eben leider nicht in den drei Playoff-Partien gegen Wiesbaden unsere absolute Topform erreicht – individuell und mannschaftlich. Wir waren vor allem nicht variabel genug.

Trübt der Ausgang den Gesamteindruck der Saison 2016/17?

Nur ein wenig vielleicht. Im Endeffekt können wir trotzdem auf ein starkes Jahr zurückblicken. Nach der unbefriedigenden vergangenen Saison haben wir uns jetzt wieder super weiterentwickelt.

Ein wichtiger Faktor für den Fortschritt dürfte Davide Carli sein. Was schreiben Sie ihm ins Arbeitszeugnis seiner ersten Saison als Cheftrainer?

Dass wir total zufrieden mit ihm sind. Charly hat uns auf ein neues Level gebracht. Mich beeindruckt vor allem, wie unheimlich intensiv er sich mit den Spielerinnen beschäftigt, sie durch viel Kommunikation und akribische Arbeit verbessert. Ein Beispiel ist Lisa Gründing. Sie hat als Mittelblockerin dieses Jahr einen enormen Sprung nach vorne gemacht.

Den strebt der SCP sicher auch künftig in Bezug auf Abschlussplatzierungen an.

Definitiv. Schon als wir 2009 aufgestiegen sind, war uns klar, dass wir irgendwann nicht nur im Mittelfeld hängen wollen. Wir möchten mehr. Halbfinal- und Finalteilnahmen im Pokal und der Meisterschaft sind Ziele – und wir träumen natürlich auch von Titeln. Wir haben bislang einen guten Weg eingeschlagen – diesen wollen wir weitergehen.

Wie vielfach betont wurde, soll das mit dem aktuellen Kader geschehen.

Wir sind da tatsächlich in einer für uns außergewöhnlichen Situation, denn wir möchten gerne alle hier bei uns behalten und nicht – wie zuvor immer – viele Zu- und Abgänge haben. Diese Einstellung spricht für das jetzige Team, das viel Qualität besitzt, einen guten Charakter hat und absolut glaubwürdig gegenüber den Fans und Sponsoren herüberkommt. Daher werden wir alles, was in unserer Macht steht, tun, um die Mannschaft so zusammenzuhalten. Letztlich hängt das jedoch von vielen Komponenten ab.

Sie haben die Sponsoren angesprochen. Welche Signale gab es denn bereits in puncto möglicher Unterstützung für eine kostspielige Europapokalteilnahme?

Seit Februar laufen die Gespräche. Mit unserem aktuellen Jahresetat liegen wir zwischen 500.000 und 650.000 Euro – eine Europapokalsaison würde zusätzlich 80.000 Euro kosten, was eine große Steigerung wäre. Aber ich denke, dass es sich vollends lohnt, in uns zu investieren.

Warum?

Weil wir eine Attraktion für die Stadt Potsdam sind. Die gestiegenen Zuschauerzahlen unterstreichen das Ganze.

Europapokal in der MBS-Arena – wie klingt das für Sie?

Sehr gut. Aber wir gehen das Thema jetzt erstmal relaxt an und warten ab, welcher Startplatz tatsächlich für uns möglich wäre. Sollte es am Ende Champions League sein, müssten wir wohl abwinken, weil das einfach zu hoch gegriffen wäre.

ZUR PERSON: Toni Rieger, 40 Jahre alt, ist Sportdirektor des SC Potsdam und managt in dieser Funktion den Frauenvolleyball-Bundesligisten von der Havel. Seit 1994 ist Toni Rieger beim SCP aktiv.

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