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Integriert. Neuzugang Natasa Cikiriz (l.) zeigte bei ihrem SCP-Ligadebüt eine gute Leistung. Sie erzielte 18 Punkte. Besser war nur ihre serbische Landsfrau, die sensationelle 30 Zähler beisteuerte.

© Gerhard Pohl

SC Potsdam: Bereits berauschend

Partien am ersten Saisonspieltag sind eine Sache für sich - häufig läuft noch nicht viel zusammen. Ganz anders bei den Volleyballerinnen des SC Potsdam, denen zum Bundesligastart ein Coup gelang. Das serbische Triumvirat überzeugte gegen den Dresdner SC und bei Youngster Sophie Dreblow mischten sich Tränen.

Von Tobias Gutsche

Bei Sport1 werden sie wohl gehadert haben. Der Fernsehsender wollte gerne seine erste Live-Übertragung aus der Frauenvolleyball-Bundesliga mit der Partie SC Potsdam gegen Dresdner SC vollziehen, doch der Club aus Brandenburg verzichtete, weil ihm aus Rücksicht auf die eigenen Fans für den Heimauftakt ein Samstag lieber war als die mittwöchliche TV-Sendezeit. So genossen nur die 1231 Zuschauer in der MBS-Arena – und diejenigen, die den Sportdeutschland-Internetstream nutzten – das große Privileg, dieses herausragende Match unter großartiger Atmosphäre mitverfolgen zu dürfen. So eine Darbietung als Premiere bundesweit auf die Mattscheiben zu liefern, hätte Sport1 ganz gewiss glücklich gemacht. Denn es war allerbeste Werbung für die Frauenvolleyball-Bundesliga.

Vor allem dank des SC Potsdam. Er gewann 3:2 (25:20, 18:25, 23:25, 25:23, 15:13) und schaffte damit im 17. Liga-Duell gegen den mehrfachen deutschen Meister seinen vierten Sieg. „Ein geiler Start“, fand Sophie Dreblow nach dem wild umjubelten Coup und bezog dies auf ihr Team und sich persönlich. Erstmalig stand die 19-Jährige bei einem SCP-Pflichtspiel als Libera Nummer eins auf dem Feld. Sie tritt in die Fußstapfen von Potsdams langjähriger Identifikationsfigur Lisa Rühl, die ihre Karriere beendet hat und vorgestern offiziell verabschiedet wurde. „Ich war natürlich aufgeregter als sonst“, gestand Sophie Dreblow, die sich gut präsentierte und mit einer besonderen Aktion zum Sinnbild des verbissen um den Erfolg kämpfenden SCP an diesem Tag avancierte. In der Endphase des entscheidenden Tie-Breaks wollte das Vereinseigengewächs partout einen Ball nicht verloren geben und krachte dabei heftig gegen eine Bande. Ein Schreckmoment. Aber der Youngster rappelte sich auf und machte weiter. Wenige Minuten später war der Triumph perfekt, woraufhin Sophie Dreblow ihren Gefühlen freien Lauf ließ. Sie weinte. „Es mischen sich Schmerz- und Freudentränen“, erzählte das Talent, während es einen blauen Eisbeutel auf den etwas lädierten rechten Ellenbogen drückte.

SCP war Dresden in der taktischen Abstimmung voraus

Ein bisschen Eis hätte jeder in der MBS-Arena gebrauchen können, um sich nach den rund 130 heißen Spielminuten abzukühlen. Für die äußerst hohe Betriebstemperatur der Potsdamer Mannschaft sorgte besonders das serbische Triumvirat: Marta Drpa glänzte mit sensationellen 30 Punkten, die erst im dritten Satz eingewechselte Ljubica Kecman stach derart gut als Joker, dass Dresden-Trainer Alexander Waibl sie zur wertvollsten Spielerin der Partie kürte, und Natasa Cikiriz überzeugte durch 18 Zähler bei ihrem Debüt. Letztere deutete damit ihr Potenzial an, nach dem Abgang von Liga-Top-Scorerin Roslandy Acosta Potsdams Angriffsniveau weiterhin enorm hoch zu halten. „Sie haben wir schon echt schnell integriert“, urteilte SCP-Chefcoach Davide Carli über seine Sommerverpflichtung.

Natasa Cikiriz war die einzige Neue in der Startformation des Gastgebers – die andere hinzugekommene Dame, Antonia Stautz, fügte sich in ihren Kurzeinsätzen ebenso gut ein. Grundsätzlich aber baggerten, pritschten und schmetterten Spielerinnen für den SCP, die schon vorige Saison dessen roten Dress trugen. Titelkandidat Dresden hingegen hat einen großen personellen Umbruch hinter sich, wird demnach noch einige Zeit zum Finden der Abstimmung brauchen. „Das war heute der Schlüssel“, sagte Carli. „Unser System ist den meisten bei uns vertraut.“ Deshalb funktionierte bereits äußerst viel am ersten Saisonspieltag, der aus Potsdamer Sicht berauschte. Die zweite Partie des neuen Ligajahres folgt für den SCP erst am übernächsten Mittwoch. Es geht zum aktuellen deutschen Meister Schweriner SC. Sport1 überträgt live. Dann hat die Truppe vom Luftschiffhafen – gemeinsam mit dem Gegner – die Chance, nicht nur im kleinen Kreis als Werbeträger ihres Sports zu fungieren. 

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