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Der Wechsel zeigte Wirkung. Potsdams Zuspielerin Ann-Marie Knauf avancierte zur wertvollsten Spielerin ihrer Mannschaft.

© G. Pohl

SC Potsdam: Alles oder nichts im ersten Akt

Zum Auftakt des Playoff-Viertelfinals gelingt den Volleyballerinnen des SC Potsdam eine famose Aufholjagd gegen den VC Wiesbaden. Nun reisen sie mit einer Führung nach Hessen - die zweite Partie der Serie kann in Potsdam auf besondere Weise live geschaut werden.

Sie feierten und jubelten, als hätten sie soeben die deutsche Meisterschaft gewonnen. Indes war es das erste Playoff-Spiel des Viertelfinales der Frauenvolleyball-Bundesliga. Doch als Marta Drpa nach 116 Minuten den Matchball für den SC Potsdam ins Feld des VC Wiesbaden schmetterte, gab es kein Halten mehr. Trainer Davide Carli lag sich mit Teammanager Eugen Benzel und Sportdirektor Toni Rieger in den Armen, auf dem Feld tanzten die Spielerinnen und auf den Rängen der MBS-Arena bedankten sich die Potsdamer Anhänger lautstark für eine irre Aufholjagd, die mit einem 3:2 (14:25, 21:25, 25:23, 25:19, 15:13) für den SC endete.

Somit fahren die Potsdamerinnen mit einer 1:0-Führung am heutigen Montag nach Wiesbaden, wo morgen die zweite Playoff-Partie stattfindet. Bei einem erneuten Sieg würde sich der SCP erstmals in seiner Vereinsgeschichte für das Halbfinale der Meisterschaftsrunde qualifiziert haben. Gewinnt Wiesbaden, kommt es am Montag in Potsdam zum dritten und damit entscheidenden Spiel.

Potsdam entwickelte eine starke Kämpfermentalität

Nach etwas mehr als einer Dreiviertelstunde am Samstagabend mag VC-Trainer Dirk Groß für einen kurzen Moment an eine gut gelaunte Rückfahrt nach Wiesbaden gedacht haben. Zu dominant war sein Team vor 1789 Zuschauern auf fremden Parkett aufgetreten, während der SC Potsdam zunächst überhaupt keinen Zugriff auf die Partie bekam. „Wir haben besser aufgeschlagen, hatten die bessere Annahmen und waren gut um Zuspiel“, resümierte Groß die ersten beiden Durchgänge, in denen er mit sichtbarer Gelassen- und Zufriedenheit am Seitenrand stand, während sein Gegenüber eine Auszeit nach der anderen nahm, um sein Team neu zu justieren. „Aber“, gestand Groß, „mir war klar, dass wir nicht so leicht davonkommen werden und es nicht der Selbstläufer werden würde, nachdem es zunächst aussah.“

Tatsächlich entwickelte der SC Potsdam nach völlig missratenem ersten Satz bereits im zweiten Durchgang, eine Kämpfermentalität, die sich im Laufe des Abends noch steigern sollte. Beim Stand von 17:24 wehrten die Gastgeberinnen noch vier Matchbälle ab, ehe sie sich geschlagen gaben. Trotz des 0:2-Rückstandes blieb SC-Trainer Davide Carli, der gestern 34 Jahre alt wurde, äußerlich ruhig. „Was nutzt es, sauer, böse oder aufgeregt zu sein“, sagte er später. „Ich muss den Kopf benutzen und nachdenken, wie ich der Mannschaft helfen kann, welche Wechsel, welche Rotation und welche Taktikänderung sinnvoll sind.“ Früh wechselte er auf der Zuspielposition Ann-Marie Knauf für Denise Imoudu. Und später in den wichtigen Phasen des dritten, vierten und fünften Satzes erhöhte er durch den Einsatz von Sophie Dreblow als zweite Libera neben Lisa Rühl die Stabilität der Abwehr.

Das ohnehin große Selbsvertrauen ist weiter gewachsen

„Der wichtigste Wechsel aber war der der Einstellung“, sagte Carli. Viel mehr Aggressivität hatte er von seinen Spielerinnen gefordert – und das von Beginn an. „Aber uns war wohl zunächst nicht bewusst, dass wir sofort alles geben müssen“, gestand Ann-Marie Knauf nach Spielende. Für die 24-Jährige, von Gäste-Trainer Groß als wertvollste Potsdamer Spielerin des Abends benannt, war es schließlich Mitte des dritten Satzes, als der SC endgültig den Schalter umgelegt hatte. Dieser verlief bis zum 12:12 ausgeglichen, dann kam Potsdam immer mehr in Spielfluss – die Annahme gelang zunehmend besser, die Angriffe wurden variabler, der Block sicherer. „Potsdam musste das Risiko erhöhen und gleichzeitig haben wir zu viel zugelassen“, kommentierte Gäste-Trainer Groß später den Moment, als das Spiel kippte. „Mit einem 0:2-Rückstand hatten wir ja nichts mehr zu verlieren“, meinte Lisa Gründing nach Ende der Partie, „uns blieb ja nichts weiter übrig, als die nächsten drei Sätze zu gewinnen.“ Zumal das gegen Wiesbaden keine neue Erfahrung ist: Die beiden Partien der Vorrunde endeten jeweils mit einem 3:2 für den jeweiligen Gastgeber.

Eine enge Begegnung prognostizieren alle Beteiligten auch für den morgigen Dienstag. Die Vorrunde, die der SCP erstmals als Viertplatzierter abschloss, hat den Glauben an die eigene Stärke bereits gefestigt. „Heute ist das Selbstvertrauen, dass wir, egal in welcher Situation, immer gewinnen können, weiter gewachsen“, sagte Carli. „Es ist schon eine andere Motivation, mit einem solchen Sieg der Moral jetzt nach Wiesbaden zu fahren“, bestätigte Lisa Gründing. Die Zwei-Stunden-Schicht des Samstagabends hat viel Kraft gekostet, sodass die Frage der besseren Regeneration nicht unerheblich sein wird. Zudem bedauert Carli, dass der Zeitplan kein Training für sein Team bis zum zweiten Play-off-Akt mehr erlaubt: „Zwei Tage ohne Ball ist gefährlich.“

Liveübertragung von Spiel zwei in Potsdams UCI-Kino

Wie gut es der SC Potsdam verkraftet, kann am morgigen Dienstag live verfolgt werden: Im Saal 1 der UCI Kinowelt in den Bahnhofspassagen wird die Begegnung via Livestream übertragen. Einlass ist ab 18.30 Uhr. Das Spiel beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt kostet 6 Euro inklusive Verzehrgutschein.

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