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Neuer Dreh- und Angelpunkt. Die US-amerikanische Zuspielerin Lexi Dannemiller (am Ball) soll beim SC Potsdam für Kreativität und Präzision in der Offensive sorgen. 

© Gerhard Pohl

Saisonstart des SC Potsdam: Singen und siegen

Der SC Potsdam steht vor seiner zehnten Saison in der 1. Frauenvolleyball-Bundesliga. In das Jubiläumsjahr geht der Verein mit neuem Team und Ritual, aber einem altbekannten Ziel.

Von Tobias Gutsche

Beim SC Potsdam wird nicht mehr nur auf dem Volleyballfeld geschmettert. Das machen die Spielerinnen des Frauen-Bundesligisten jetzt auch in der Kabine. Als neues Ritual schmettert die Mannschaft vor den Partien ein Lied, um sich in Stimmung zu bringen, wie unlängst beim Fan-Talk verraten wurde. US-Neuzugang Lexi Dannemiller gibt die Vorsängerin, die anderen ziehen nach. „Es ist so ein Spaßsong auf Englisch. Wir tanzen auch dazu“, plaudert das 17 Jahre alte Team-Küken Emilia Weske. „Wir haben da echt Freude dran.“ Und genau diese gute Laune soll ab Mittwoch auch am Bundesliganetz versprüht werden – dann startet der SCP auswärts gegen den VC Wiesbaden in die neue Saison (Beginn: 19.10/Live-Fernsehübertragung Sport1).

Traum vom Playoff-Halbfinale in der Meisterschaft

Es ist der Auftakt ins Jubiläumsjahr des Potsdamer Vereins. Er bestreitet seine nunmehr zehnte Saison im deutschen Frauenvolleyball-Oberhaus. Dort hat sich der SCP längst fest etabliert, gehört zu den Clubs, die den Anschluss zur Spitze hergestellt haben. „Wir hoffen, dass wir endlich auch den einen Schritt weiterkommen, den wir schon seit einiger Zeit gerne schaffen würden“, sagt Sportdirektor Toni Rieger. Er meint den Einzug ins Playoff-Halbfinale der Deutschen Meisterschaft. Noch nie ist das gelungen. Sechs Mal in Folge war zuletzt das Viertelfinale Endstation. Vorige Spielzeit scheiterte der SCP 1:2 am Dresdner SC – Match eins wurde noch überraschend gewonnen. „Da kam ein kleiner Hoffnungsschimmer auf, dass es vielleicht doch eine gute Saison wird“, erinnert sich Außenangreiferin Anne Hölzig. Am Ende reichte es aber eben nicht und als Fazit für 2017/18 stand: „Wir konnten nicht zufrieden sein.“ Mit Platz sieben nach der Hauptrunde – drei Ränge schlechter als im Jahr davor – wurden die eigenen Erwartungen enttäuscht.

Nun soll es wie bei einem kraftvollen Absprung zum Angriffsschlag wieder höher hinausgehen. Für diese Mission steht Cheftrainer Davide Carli ein umfangreich veränderter Kader zur Verfügung. Nur fünf Akteurinnen sind geblieben, acht neue gekommen – dabei werden auch wieder Talente aus dem eigenen Nachwuchs integriert. Mit einem Durchschnittsalter von rund 22 Jahren ist das Team weiterhin ein sehr junges. Es ist aber internationaler geworden. Sieben ausländische Kräfte stehen im Aufgebot: je zwei Serbinnen und US-Amerikanerinnen, die Slowakei, Bulgarien und Tschechien sind einmal vertreten. „Auf dem Markt ist es schwierig mit deutschen Spielerinnen“, erklärt Toni Rieger. Die Top-Frauen der Bundesrepublik seien bei den absoluten Spitzenvereinen. „Und dann wird es eine Qualitätsfrage. Wenn man oben mitmischen möchte, reichen die weiteren Deutschen kaum aus. Man muss deshalb viel im Ausland suchen.“

„Diese Mannschaft hat wirklich Lust zu arbeiten“

Bei dieser Suche ist es dem SCP dieses Jahr gelungen, gleich drei Neuzugänge an den Luftschiffhafen zu lotsen, die bereits hierzulande Titel gewonnen haben. Lexi Dannemiller wurde Meisterin mit Schwerin und Eva Hodanova sowie Nia Grant holten den Pokal mit Dresden beziehungsweise Stuttgart. „Sie haben viel Erfahrung“, sagt Coach Carli. „Damit sollen sie den anderen helfen, auch reifer zu werden.“ Zuspielerin Dannemiller, Potsdams neuer Dreh- und Angelpunkt in der Offensive, attestiert den Vereinsverantwortlichen eine gute Arbeit hinsichtlich der Kaderzusammenstellung. „Wir haben einen sehr guten Mix beim Alter, den Charakteren und Kulturen“, erzählt sie. Die Chemie passe.

Davide Carli hat auch bereits großen Gefallen an seinem erneuerten Team gefunden. Es sei hoch veranlagt. „Wenn die Mannschaft fokussiert und im Flow ist, kann sie jeden schlagen“, glaubt der Italiener, der die intensive Kommunikation zwischen den Spielerinnen auf dem Feld unter den Stärken benennt. Und für ihn als Trainer ganz besonders erfreulich: „Diese Mannschaft hat wirklich Lust zu arbeiten.“ Zweieinhalb bis drei Stunden lang lässt er seine Schützlinge in einer Trainingseinheit schwitzen – und zu seiner Bewunderung kämen anschließend immer noch einige zu ihm, um an weiteren Feinheiten zu üben. „Das ist eine tolle Energie“, sagt er und verweist darauf, dass es vorige Saison anders war. Damals sei es schwierig gewesen, eine Einheit über zwei bis zweieinhalb Stunden qualitativ gut durchzubringen.

Wie gut schon in der Vorbereitungsphase gearbeitet wurde, sei deutlich zu erkennen gewesen, erklärt Toni Rieger. „Wir haben uns super entwickelt. Es läuft jeden Tag immer etwas besser“, meint der Sportdirektor. „Die neue Saison kann kommen.“ Und das Motto könnte lauten: Auf geht’s Potsdam, singen und siegen!

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