zum Hauptinhalt
Nicht zimperlich. Die Prussian Fat Cats gehen im Spiel ordentlich zur Sache. Auch ihr politisches Engagement verbergen die Skaterinnen nicht. 

© Sophie Marschner/Verein

Roller Derby beim SV Babelsberg 03: In Rollschuhen über einen steinigen Weg

Das Roller-Derby-Team des SV Babelsberg 03 startet in den offiziellen Spielbetrieb der 3. Bundesliga Nord. Um es an diesen Punkt zu schaffen, musste eine schwere Hürde überwunden werden. Dabei gab es Hilfe vom nationalen Verband.

Von Tobias Gutsche

Der Weg dorthin war steinig, doch die Prussian Fat Cats haben diesen mit ihren Rollschuhen gemeistert. Am morgigen Samstag feiert das Roller-Derby-Team des SV Babelsberg 03 seine Premiere im offiziellen Spielbetrieb – mit einem Auswärtsspiel der 3. Bundesliga Nord gegen die Riot Rockets Leipzig. Roller Derby ist ein Vollkontaktsport auf Rollschuhen und wird fast ausschließlich von Frauen ausgeübt. Aus den USA kommend findet jene Teamdisziplin etwa seit 2006 auch immer mehr Anhänger in Deutschland. Dabei geht es nicht nur um den sportlichen Wettstreit, sondern vor allem auch um politische Statements. Es wird sich beispielsweise für Feminismus und Antifaschismus stark gemacht.

Diese entschlossen ausgelebte Einstellung hatte den Prussian Fat Cats Probleme bereitet. Seit Oktober 2014 existiert die Mannschaft und strebte alsbald den Start im Ligageschehen an. Dafür war die Aufnahme in den Brandenburgischen Rollsport und Inline Verband (BRIV) Voraussetzung. Doch der lehnte das 2016 ab. Begründung: Das Team präsentiere sich zu politisch. In Internetbeiträgen der Cats erkannte die BRIV-Führung ein „militant wirkendes Auftreten“, dazu sorgten offen verbreitete Sprüche wie „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“ für Ablehnung. Damit wende sich die Mannschaft „gegen den bestehenden Rechtsstaat“, hieß es damals vonseiten des Verbandes.

Keine geeignete kommunale Sporthalle in Potsdam

Inzwischen aber ist der SVB mit seiner Roller-Derby-Abteilung doch Mitglied des BRIV. Durch die Vermittlungsbemühungen von Roller Derby Deutschland, der Fachkommission innerhalb des Deutschen Rollsport- und Inlineverbands, wurden im Mai 2017 die Fronten zwischen den Parteien aufgebrochen. Von ihrem grundsätzlichen Standpunkt lassen sich die Prussian Fat Cats auch weiterhin nicht abbringen. Eine Spielerin, die sich „Burperette“ nennt, betont, dass „Botschaften von Freiheit, Emanzipation und Toleranz“ unverändert über den Roller-Derby-Sport transportiert werden sollen. „Weil sie genau dorthin gehören.“ Zum Ausdruck bringen die Ansichten bereits rund 30 Babelsberger Skaterinnen. „Wir hatten zu zweit begonnen“, erinnert sich „Burperette“ an die Anfänge und fügt angesichts der positiven Entwicklung stolz hinaus: „Als Team haben wir in den letzten Jahren schon eine Menge erreicht.“

Nun drehen die Cats als erste Brandenburger Truppe ihre Runden in der 3. Bundesliga. Nach dem morgigen Auftakt in Leipzig stehen noch zwei weitere Spiele auf dem Programm: am 13. Oktober in Berlin und am 27. Oktober in Potsdam. Beim Heimauftritt tritt die SVB-Mannschaft gegen die Meatgrinders Bremen an, ehe sich anschließend noch Leipzig und die Berlin Rollergirls duellieren. Ausgetragen wird das Doppelevent in der Sporthalle des Oberlin-Berufsbildungswerks in der Steinstraße, wo sich die Prussian Fat Cats seit zwei Jahren für ihre Aktivitäten einmieten, wie sie mitteilen. Potsdam verfüge derzeit über „keine geeignete Sporthalle für Roller Derby in öffentlicher Hand“, hadern sie. 

Zur Startseite