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Der SVB zeigt während der Saisonpause Videos von Spielen aus alten Zeiten.

© Manfred Thomas

Update

Retro-Liga, "Antikörper" und fiktives Heimspiel: Vereine kämpfen originell gegen wirtschaftliche Probleme

Die Coronakrise setzt auch vielen Sportvereinen zu. Der SV Babelsberg 03, SC Potsdam und Energie Cottbus gehen mit besonderen Aktionen selbst in die Offensive, um die Verluste zu verringern. Auch Turbine Potsdam zog inzwischen nach.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Not macht erfinderisch. Das beweisen in der aktuellen Coronakrise auch Brandenburger Sportvereine, um gegen wirtschaftliche Probleme anzukämpfen. Frauenvolleyball-Bundesligsist SC Potsdam verkauft Ticket für ein imaginäres Heimspiel, Fußball-Regionalligist Energie Cottbus offeriert "Antikörper" und Ligakontrahent SV Babelsberg 03 bietet eine Retro-Liga. 

Wie der SVB am Freitag auf seiner Internetseite bekannt gab, stellt der Kiezverein fortan jeden Samstag um 15 Uhr ein Video von früheren Spielen online. Diese sind in der Retroperspektive vertont und können gegen eine Spende freigeschaltet werden. Das Spektrum wird breit gefächert sein, beispielsweise: Match zum Klassenerhalt in der 3. Liga, Sieg in der ersten Runde des DFB-Pokals oder das Duell mit Union Berlin. 

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Zweimal siegte Babelsberg nach Rückstand legendär mit 3:2 gegen die "Eisernen". Deren Schlachtruf "Und niemals vergessen - Eisern Union" wurde daher bei den Filmstädtern mit Freude in "Und niemals vergessen - 3:2" umgedichtet. Zum Auftakt der Retro-Liga wird der Triumph über Union vom vierten Spieltag in der 2. Bundesliga 2001/02 gezeigt.

Die Freischaltung einer Partie kostet drei Euro. Eine Dauerkarte für die nächsten zwei Monate kostet 20 Euro. Wer eine echte Saisonkarte besitzt, kann den Zugang auch kostenlos erhalten. Das gesammelte Geld solle dem SVB helfen, "die neuen Herausforderungen in den bevorstehenden Monaten zu meistern", teilte der Club mit. Der Spielbetrieb in Brandenburg und in der Regionalliga Nordost wird wegen der Coronavirus-Pandemie vorerst bis 19. April ausgesetzt - wie es danach weitergeht, ist offen. "Bereits jetzt kämpft Nulldrei mit einem Defizit, die Einschränkungen für uns alle sind enorm und kaum abzusehen", heißt es von Vereinsseite. "Lasst uns einander auf diesem Weg begleiten – und am Wochenende an die großen Momente der Vereinsgeschichte erinnern."

"Immun gegen wirtschaftliche Auswirkungen des Coronavirus machen"

Auch Energie Cottbus hofft auf die Unterstützung seiner Fans. "Mach mit und stärke das Immunsystem unseres FC Energie", rief der frühere Erstligist auf. Für je 19,66 Euro - angelehnt an das Gründungsjahr des Vereins - können "Antikörper" gekauft werden, wodurch die Anhänger "aktiv mithelfen können, unseren Verein immun gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus zu machen". Außerdem heißt es: "Sie können lindern, Sicherheit geben und Platz für unsere Zukunft geben."

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Bereits nach dem Drittliga-Abstieg 2019 hatte der FCE auf ähnliche Weise einen beachtlichen sechststelligen Betrag einnehmen können. Damals "veranstalteten" die Lausitzer ein fiktives Heimspiel, für das mehr als 10.000 Tickets abgesetzt worden waren.

Zusammenhalt in der Frauenvolleyball-Bundesliga

Der SC Potsdam versucht nun auch diesen Weg. Der Frauenvolleyball-Bundesligist, dessen bisher beste Saison der Vereinsgeschichte mit Tabellenplatz drei kurz vor Hauptrundenende komplett abgebrochen worden war, hat die Aktion "SC Potsdam - Ligazugehörigkeit 20/21" gestartet. Für ein imaginäres Heimspiel können Karten zu je zehn Euro gekauft werden. "Mit eurer Unterstützung wollen wir einen kleinen, aber wichtigen Schritt in unsere Zukunft machen und so den wirtschaftlichen Herausforderungen etwas entgegenwirken", erklärte der Club. Man versuche aktuell "alles erdenklich Mögliche, um zusammen mit unseren Fans den Volleyballsport in Potsdam am Leben zu halten". Potsdams Sportbeigeordnete Noosha Aubel (parteilos) hatte jüngst angekündigt, dass die Brandenburger Landeshauptstadt für Sportclubs und Kulturträger einen ersten Notfallfonds über 200.000 Euro auflegen wird.  

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Am Samstag hatte sich auch nochmal die Volleyball-Bundesliga (VBL) wegen der finanziellen Herausforderungen für ihre Clubs zu Wort gemeldet. In einer Pressemitteilung betonte André Wehnert, VBL-Vizepräsident und Sprecher der Frauen-Bundesliga: "Für viele Vereine ist die Situation bedrohlich.“ Durch den Saisonabbruch gingen Einnahmen aus Ticketverkäufen und Prämien verloren. Weil viele Partner durch die Coronakrise selbst in Schieflage geraten werden, ist unsicher, wie Sponsoring in Zukunft aussieht - weitere Umsatzeinbußen drohen. Die VBL setzt in der schwierigen Lage auf einen gemeinsamen Weg. In einer Telefonkonferenz tauschten sich die Verantwortlichen der Clubs über ihre ersten Erfahrungen mit den staatlich angebotenen Hilfsleistungen aus. Kurzarbeitergeld und die Beantragung einer Steuerstundung sind Optionen. 

Michael Evers, VBL-Präsident und Geschäftsführer des Deutschen Frauen-Rekordmeisters SSC Schwerin hebt den Zusammenhalt innerhalb der Solidargemeinschaft Frauen-Bundesliga hervor. „Auf dem Feld sind wir Konkurrenten, aber hier geht es um etwas Größeres: die Zukunft des Profi-Volleyballs der Frauen in Deutschland", sagte Evers. "Ich bin sehr glücklich darüber, dass sportliche Rivalitäten für diese Aufgabe hintangestellt werden und sich alle Klubs gemeinsam dafür einsetzen, dass wir in den Arenen von Straubing bis Aachen, von Stuttgart bis Schwerin auch in der Zukunft hochklassigen Profisport zu sehen bekommen.“  Mit rund 1400 Zuschauern pro Partie ist die Damen-VBL deutlich die publikumsstärkste Frauenliga Deutschlands.

+++ Auch Turbine lädt zum virtuellen Heimspiel +++

Nach dem SC Potsdam und dem SV Babelsberg 03 hat nun auch der 1. FFC Turbine Potsdam eine Aktion gestartet, um gegen seine wirtschaftlichen Probleme wegen der Coronakrise anzukämpfen. Wie der Frauenfußball-Bundesligist mitteilte, bietet er Fans ein virtuelles Stadionerlebnis. Zu unterschiedlichen Preisen können Anhänger den sechsfachen Deutschen Meister unterstützen: Das reine Ticket gibt es für sechs Euro, Eintritt mit Bratwurst und Getränk für neun Euro und das "Fanpaket all inclusive" (Karte, Bratwurst, Getränk und Fanartikel) kostet 15 Euro.

Mit einer Zahlung für dieses imaginäre Heimspiel könne jeder "dem Verein finanziell unter die Arme greifen", heißt es auf der Vereinsinternetseite. "Kauft euch nun eure Tickets sowie alles, was zu einem erfolgreichen Heimspieltag dazugehört, und lasst uns gemeinsam unser Karli mit Leben füllen!" Aufgrund er Coronavirus-Pandemie ruht der Spielbetrieb der Frauenfußball-Bundesliga und des DFB-Pokals bis vorerst 19. April. Wie es danach mit der Saison weitergeht, ist offen.

+++ Update: Weitere Aktionen des SVB und VfL +++

Inzwischen hat der SV Babelsberg 03 auch noch die Aktion "Alles raus - alle rein! Für Nulldrei!" ins Leben gerufen. Durch ein virtuelles Heimspiel und einen Rabattverkauf von Fanartikeln sollen Einnahmen generiert werden. Der Handball-Drittligist VfL Potsdam versucht, per Crowdfunding Spenden für sich zu sammeln - die Gegenleistungen sind attraktiv.

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