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Bei der Reform der Fußball-Regionalliga streiten sich regionale Verbände und Drittliga-Vereine um eine Lösung.

© Sebastian Wells

Reform der Fußball-Regionalligen: Warten auf Erleuchtung

In einem Jahr soll geklärt sein, wie künftig die Fußball-Regionalligen und die Aufstiegsregelungen aussehen. Die Reformpläne kommen nicht von der Stelle. Der SV Babelsberg 03 hat eine klare Position.

Potsdam - Innovative Lösungen haben in der Vergangenheit so manchen strittigen Fall im Fußball gelöst. Mit einem sogenannten Hawk-Eye – einer elektromagnetischen Technologie – wird in der Bundesliga visualisiert, ob ein Ball die Torlinie überschritten hat oder nicht. Mit dem Videobeweis lassen sich Entscheidungen der Schiedsrichter bestätigen oder korrigieren. Im Dauerstreit, wie künftig der Aufstieg aus der vierten in die dritte Liga geregelt wird, hilft den Funktionären des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Regionalverbände allerdings keine Technik. Die hohen Herren müssen die Frage mit eigenem Sachverstand und Gespür klären.

Und sie tun sich schwer damit. Seit zwei Jahren überlegen sie hin und her, wie der sportliche Lohn für die Meister der derzeit fünf bestehenden Regionalligen aussehen kann. Bis zur vergangenen Saison spielten die jeweiligen fünf Staffelsieger aus dem Norden, Nordosten, Bayern, West und Südwest sowie der Zweite aus dem Südwesten – weil es der mitgliederstärkste Verband ist – in Relegationsspielen drei Aufsteiger aus. Zwei Meistern blieb somit der Sprung in den Profifußball verwehrt. Das ist nicht gerecht, begehrten die betroffenen Vereine auf. Unisono hieß es: Wer Meister wird, muss auch aufsteigen!

Dritte Liga wird auch „Geldverbrennungsliga“ genannt

Es geht um viel Geld. Zwar gilt die dritte Liga als unwirtschaftlich, in Fachkreisen wird sie auch „Geldverbrennungsliga“ genannt: Bei hohen Personal- und Reisekosten sind 900.000 Euro an Fernsehgeldern pro Saison Peanuts verglichen mit den TV-Milliardenbeträgen in der ersten und zweiten Bundesliga. Dennoch ist die dritte Liga für ambitionierte Vereine – gepaart mit einer langen Tradition – ein Mindestmaß. Lieber heute als morgen wollen Traditionsvereine wie der Chemnitzer FC und der FC Rot-Weiß Erfurt, die aktuell mit dem SV Babelsberg 03 in der Regionalliga spielen, wieder eine Etage höher. Es gehört zum Selbstverständnis dieser Klubs. Denn natürlich ist die dritte Liga sportlich wert-, gehalt- und für die Zuschauer reizvoller als Viertklassigkeit.

Das Duell Babelsberg gegen Bautzen könnte es womöglich künftig nicht mehr in der Regionalliga geben.
Das Duell Babelsberg gegen Bautzen könnte es womöglich künftig nicht mehr in der Regionalliga geben.

© Manfred Thomas

Deshalb kommt die an sich naheliegende Lösung, dass bei derzeit fünf bestehenden Regionalligen auch deren fünf Meister aufsteigen, für die Drittliga-Vertreter nicht infrage. Denn dies würde auch fünf Drittliga-Absteiger bedeuten. Die Gefahr ist riesig, dass sich bei dieser Lösung potenzielle Drittliga-Absteiger immens verschulden, weil sie mit viel Geld den Abstieg verhindern wollen – ein Viertel der Teams würde es dennoch treffen.

Vorschlag: Nordosten, Norden und Bayern auf zwei Staffeln verteilen

Im Ringen um einen finalen Wurf verständigten sich DFB und Regionalverbände vor Jahresfrist auf eine zweijährige Übergangslösung bis 2020. Eine Arbeitsgruppe wurde gebildet, die für die Präsidiumssitzung des DFB am kommenden Freitag einen Vorschlag erarbeiten sollte. Ergebnis: Man ist genauso weit wie vor einem Jahr. „Der Versuch ist so gut wie gescheitert – die Arbeitsgruppe wurde aufgelöst“, vermeldete das Fußball-Fachmagazin „Kicker“ in dieser Woche. Stimmt nicht, dementierte der DFB und sieht sich bei der Regionalliga-Reform weiter voll im Plan. Die Arbeitsgruppe habe vorgeschlagen, die Regionalliga von fünf auf vier Staffeln zu reduzieren, aus denen alle Meister direkt in die dritte Liga aufsteigen, so der DFB. Bei dem Vorschlag für eine viergleisige Regionalliga würde unter anderem die derzeitige Nordoststaffel mit dem SV Babelsberg 03 aufgesplittet und in Teilen dem Norden und Bayern angegliedert werden.

Prompt regt sich Widerstand. Die 20 Drittliga-Vereine wollen keinen weiteren Absteiger hergeben. Sie machten in einer gemeinsamen Erklärung unmissverständlich klar, „dass kein vierter Verein der 3. Liga für den offensichtlich fehlenden Willen zur Bildung einer Lösung mit vier Regionalligen mit dem Abstieg bestraft werden“ dürfe. Auch Rainer Milkoreit, Noch-Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV), schüttelt den Kopf und lehnt eine Zerschlagung des Nordostens ab. „Unser Anliegen wird und muss es sein, die Regionalliga Nordost zu erhalten“, so der 72-Jährige, für den auf dem morgigen NOFV-Verbandstag ein Nachfolger gewählt wird. Milkoreit stößt durchaus auf Verständnis beim DFB. Dessen Vize-Präsident Rainer Koch, zu dem Fußball-Landeschef in Bayern, sagt: „Wir werden uns in Bayern, genauso wie die Kollegen im Norden, nicht gegen den Willen des Nordostens stellen.“ Aber er erwartet Gegenvorschläge.

SVB: Dritte Liga aufstocken oder Regionalliga wieder dreigleisig

Der SV Babelsberg 03 als Mitgliedsverein des Nordostdeutschen Fußballverbandes hat dazu eine klare Position. „Unabhängig von der aktuellen Ligazugehörigkeit und seiner mittelfristigen Zielstellung sieht es der SVB weiterhin als zwingend notwendig an, dass der Regionalligameister einer Saison aufsteigen muss“, heißt es in einer Erklärung des Kiezvereins vom gestrigen Donnerstag. Als fairste Lösung favorisiert der SVB eine Erhöhung der dritten Liga auf 22 Mannschaften bei gleichzeitiger Beibehaltung der aktuellen Regionalligastruktur. Die Vorteile für die Drittligisten wären die Erhöhung um zwei Heimspiele und Steigerung der Zuschauerzahlen und der Sponsoren-Einnahmen. Die Mehrbelastungen an Spielen könnten mit einem späteren Einstieg in den Landespokal abgefedert werden.

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Ein zweites Modell könnte nach Ansicht des SVB eine Rückkehr zu der bereits in der Vergangenheit praktizierten dreigleisigen Regionalliga sein, deren Zugehörigkeit beim DFB geregelt ist. Dies lehnt der DFB aber als zu teuer ab.

Ein Jahr bleibt noch Zeit, um eine faire Lösung zu finden. Im September 2019 soll auf dem DFB-Bundestag die Reform endgültig beschlossen werden.

+++ Nulldrei startet gegen Halberstadt in die Rückrunde +++

Rückrundenstart in der Regionalliga Nordost. Zum Flutlichtspiel erwartet der SV Babelsberg 03 am Freitagabend Germania Halberstadt (Beginn: 19 Uhr/Karl-Liebknecht-Stadion). Im vorletzten Punktspiel des Jahres will die Truppe von Trainer Almedin Civa nach der 5:0-Gala der Vorwoche gegen Auerbach die nächsten drei Punkte. Nach abgesessener Gelb-Sperre ist Kapitän Philip Saalbach wieder dabei. Für mindestes drei Monate fehlen wird indes Offensivspieler Tobias Dombrowa. Der 19-Jährige zog sich gegen Auerbach eine komplizierte Schulterverletzung zu, die operiert werden muss.

Gänzlich verabschiedet vom SVB hat sich Yannik Schulze. Der 24 Jahre alte Abwehrspieler war im vergangenen Sommer zu Nulldrei gewechselt und bat wegen neuer beruflicher Perspektiven bei seinem alten Verein VfV Hildesheim um die Auflösung seines Ein-Jahres-Vertrages in Babelsberg. Beim SVB kam Schulze lediglich zu drei Regionalliga- und einem Pokaleinsatz.

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