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Preußische Meile in Potsdam: "War jut - hat richtig Spaß gemacht"

Die Preußische Meile feierte bei ihrer 26. Auflage eine Rekordteilnahme in den Schülerläufen. Den Hauptlauf des Potsdamer Cityevents gewann Tom Thurley, der damit eine Lücke in seiner Erfolgsliste schloss.

Der Läufer mit der Startnummer 1 kam als Letzter ins Ziel. Doch der Beifall war ihm sicher. Schließlich war Rigo Gebhardt zum 26. Mal bei der Preußischen Meile dabei, was neben dem Berliner nur noch Johannes Matthews gelang. Auch der Potsdamer hat bislang alle Rennen des Citylaufes mitgemacht – am vergangenen Freitag machte er hinter seinem 26. Start einen Haken. „Ganz so schnell wie die ersten Male geht es nicht mehr“, meinte der 56-Jährige nach dem Zieleinlauf, aber der erste Kilometer sei mit 3:45 Minuten erstaunlich flott gewesen. 

Alles andere als öde

Ordentlich aufs Gas gedrückt hat auch das Spitzenduo des Hauptlaufes, das sich vom Startschuss an sofort absetzte. In 2:54 Minuten absolvierten Vorjahressieger Hannes Hähnel und Lokalmatador Tom Thurley den ersten Kilometer. „Doch das war für mich heute zu schnell, ich bin nicht ganz so gut in Form“, meinte Hähnel im Ziel, wo er diesmal Thurley zum Sieg gratulieren musste. Der Caputher vom Potsdamer Laufclub (PLC) zählt seit einigen Jahren zur regionalen Laufspitze, mehrmals gewann er den rbb-Lauf, vor wenigen Wochen war er Zweiter über den Halbmarathon beim Rennsteiglauf. Ein Sieg bei der Preußischen Meile fehlte noch. „Deswegen wurde es jetzt langsam mal Zeit, es ist ja schließlich auch der Lauf von meinem Verein“, freute er sich über den Triumph. Die Zeit von 23:46 Minuten über die 7,532 Kilometer war ihm dann auch nebensächlich.

Zum ersten Mal dabei war Thurleys Vereinskollegin Wibke Richter. Die 21-jährige belegte den dritten Platz in 28:44 Minuten. Erste wurde Julia Brugger (28:24) von der LG Region Landshut, die in Potsdam lebt und studiert. Für Wibke Richter lief das Rennen besser als erwartet: „Zuerst dachte ich, die vielen Runden könnten öde werden. Aber ich fand es dann doch schön, durch die Stadt zu laufen.“ Vorigen Oktober zog Wibke Richter für ihr Geoökologie-Studium aus Neubrandenburg nach Potsdam und fand schnell beim PLC eine neue sportliche Heimat. 

Fast 2000 Schüler am Start

Für Marco Riege war die 26. Auflage der Preußischen Meile die Premiere als PLC-Chef. Er freute sich über einen neuen Schüler-Teilnehmerrekord, perfektes Wetter und viele Nachmeldungen. Optimistisch schaute er in die Zukunft: „So lange wir nicht aufhören müssen, wird es noch etliche Auflagen geben.“ Insgesamt nahmen dieses Jahr 1982 Läufer und Läuferinnen und 23 Schulen teil. Das Publikum verteilte sich während des Events nicht sonderlich, daher wurde es um das Brandenburger Tor, wo die Zieleinläufe zu sehen waren, recht voll. Die Aktiven hatten auf dem Rest der Strecke entlang der Hegelallee und Friedrich-Ebert-Straße weitestgehend ihre Ruhe, wurden dann aber auf den letzten 150 Metern unter tosendem Beifall von einem gut gelaunten Moderator empfangen. 

Bereits beim Bambinilauf und den ersten Schülerläufen wurde es sehr laut am Streckenrand. Einige Eltern und Lehrer liefen noch ein paar Meter neben ihren Schützlingen, um diese zu motivieren. Schon die Läufe der Schüler sorgten für Spannung und angeregte Analysen von Eltern und Verwandten: „Kurz nach dem Start war sie noch im hinteren Drittel, aber später dann war sie im vorderen Drittel und konnte nochmal richtig was rausholen. Man muss immer ganz genau abwägen können, wie man die Sache angeht in so einem Feld“, war aus einer Gruppe Mittvierziger zu hören nach dem Lauf der Viertklässler über 1800 Meter. 

Ein besonderer Lauf

Den Drei-Kilometer-Lauf der Neunt- bis Zwölftklässler konnte Hendrik Feige mit einer Zeit von 11:46 Minuten für sich entscheiden. Der Läufer vom OSC Potsdam trainiert erst seit kurzem wieder im Verein. Er habe sich zuletzt lieber auf die Schule konzentrieren wollen und daher ein Jahr pausiert, erzählte Feige. Bei seinem vorherigen Verein SC Potsdam trainierte er fünf- bis sechsmal die Woche, weswegen das Lernen etwas zu kurz kam. „Das mit der Schule wollte ich lange nicht wahrhaben, vor allem wenn die ersten Erfolge kommen – wie Medaillengewinne bei der Landesmeisterschaft. Dann bist du richtig motiviert“, erzählte er. Zunächst war der Plan, erst nach dem Schuljahr wieder die Laufschuhe zu schnüren, jedoch juckte es dem Zwölftklässler von der Peter-Joseph-Lenné-Schule so sehr in den Füßen, dass er vor zwei Monaten nicht anders konnte und bereits wieder anfing zu trainieren. Zum Rennen vom vergangenen Freitag sagte er ganz trocken: „War jut – hat richtig Spaß gemacht.“ Er war bereits das vierte Mal dabei. „Die Preußische Meile war für mich immer schon der größte Wettkampf in Potsdam. Schon als Kind, als ich meine Schwester angefeuert hatte, dachte ich mir: Wenn du hier mal startest, dann ist das schon ein großes Ding. Und dann ganz oben zu stehen, das ist echt was Besonderes.“ Bei den Mädchen gewann Malin Karlotta Müller vom Evangelischem Gymnasium Hermannswerder in in 13:24 Minuten.

Auch Potsdams Sozialbeigeordneter und SPD-Oberbürgermeisterkandidat Mike Schubert hält die Preußische Meile für etwas Besonderes. Bevor er diesmal selbst wieder an den Start ging, wünschte er den Teilnehmern alles Gute. Emotional und spannend ging es direkt im Anschluss dann auch weiter mit dem WM-Spiel Portugal gegen Spanien. An der großen Leinwand auf dem Luisenplatz konnte nach dem Lauf noch das eine oder andere nette Gespräch geführt werden. Es war gerade Halbzeit, als auf der anderen Seite des Brandenburger Tores Rigo Gebhardt ins Ziel lief. 

Fritz Könnicke

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