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Fit mit Achtzig: Helga Mühlberg trainiert regelmäßig im Luftschiffhafen.

© Günter Welke

Potsdams erste Kanu-Weltmeisterin: Energiebündel damals wie heute

Helga Mühlberg fuhr 1966 zum ersten WM-Titel für Potsdamer Kanutinnen und hatte später auch als Trainerin Erfolg. Nun feiert sie ihren 80. Geburtstag.

Von Tobias Gutsche

Potsdam - Als sich die Potsdamer Paddel-Familie am Freitagabend zur jährlichen Kanuparty des KC Potsdam im OSC traf, durfte Helga Mühlberg nicht fehlen. Unter ihrem Geburtsnamen Ulze sorgte sie 1966 für einen Meilenstein in der glorreichen Kanugeschichte der Brandenburger Landeshauptstadt: Zusammen mit Anita Kobuß, ihrer Vereinskollegin vom SC Potsdam, fuhr sie zu Gold im Kajak-Zweier über 500 Meter bei den Weltmeisterschaften in Berlin-Grünau – es war der erste WM-Titel für Potsdamer Kanu-Rennsportlerinnen. Später war sie erfolgreiche Trainerin. Am heutigen Montag wird Helga Mühlberg nun 80 Jahre alt.

Als Energiebündel glänzte sie auf dem Wasser und zu Land. Mit damals nur rund 1,57 Meter Körperhöhe verfügte Mühlberg nicht über gute Voraussetzungen für den Kanu-Rennsport. „Mir haben mein starker Wille und mein Durchsetzungsvermögen geholfen“, erinnert sie sich. „Und ich habe viel mit Kraft gemacht – das war schon mein Plus aus meiner Zeit als Turnerin.“ Nach einer anfänglichen Turnausbildung wechselte Helga Mühlberg 1954 zu den Kanuten bei der BSG Empor in ihrer Heimatstadt Bernburg. Mit großen sportlichen Ambitionen kam sie dann nach Potsdam, wo sie von 1961 bis zur Auflösung des Vereins 1969 für den SC startete. Erstmalig WM-Edelmetall mit Vierer-Bronze holte sie 1963 im einstigen Jugoslawien. Drei Jahre danach gelang die historische Goldfahrt von Grünau, ehe Mühlberg auch anschließend mit ihren Trainingspartnerinnen Anita Kobuß, Petra Grabowski und Karin Haftenberger erfolgreich auf internationaler Medaillenjagd war. 1969 heiratete sie ihren damaligen Coach Horst „Mike“ Mühlberg, der als Trainerlegende im Kanu-Rennsport gilt. 2015 verstarb er.

Als Regatta-Helferin weiterhin mittendrin im Paddelgeschehen

Nach dem Ende ihrer aktiven Karriere war Helga Mühlberg zunächst als Lehrerin und Trainerin in Rostock tätig. 1986 kehrten sie und ihr Ehemann zurück an den Luftschiffhafen. Sie betreute den Kanunachwuchs und arbeitete als Lehrerin an der Potsdamer Sportschule. 1999 ging Helga Mühlberg in den beruflichen Ruhestand, doch dem Paddeln blieb die frühere Weltklasse-Athletin weiterhin eng verbunden. Noch sechs weitere Jahre lang trainierte sie ehrenamtlich Jugendsportler des KC Potsdam. Unter anderem führte sie Kajakfahrer Torsten Eckbrett aufs Podium bei Junioren-Welt- und -Europameisterschaften. 2008 gewann Eckbrett Olympia-Bronze.

Bis heute engagiert sich Helga Mühlberg auch bei der Durchführung von Regatten auf dem Brandenburger Beetzsee und in Werder/Havel. „Während der Regatten kommt man mit Sportfreunden aus vergangenen Zeiten zusammen, frischt Erinnerungen auf und informiert sich über interessante Neuigkeiten“, erzählt Mühlberg. „Solche Gespräche sind für mich gleichzeitig eine zusätzliche Motivation, immer wieder dabei zu sein.“ Sie selbst sehe sich als glücklichen Menschen, wie sie sagt. „Ich versuche, aus jeder Situation – auch aus schweren – das Beste zu machen. Deshalb bin ich fast nie deprimiert.“ Und Kraft gibt ihr seit jeher der Sport. Zweimal wöchentlich absolviert Helga Mühlberg weiterhin ein straffes individuelles Trainingsprogramm im Luftschiffhafen. Unverändert ein Energiebündel.

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