Potsdamer Talente: Zwei Charaktere – eine Leidenschaft

Die eine ruhig, die andere temperamentvoll. Die eine leise, die andere laut. Alissa und Margarita Kolosov könnten vom Wesen her kaum unterschiedlicher sein. Doch teilen beide eine gemeinsame Leidenschaft für die Rhythmische Sportgymnastik – und setzen sie auf ihre ganz eigene Art und Weise auf der Matte um. Für den SC Potsdam sind die beiden Schwestern in ihrem noch jungen Alter bereits sowohl auf der Bühne nationaler als auch internationaler Wettkämpfe unterwegs.

Anmutig, grazil, schön und leichtfüßig – das sind die Schlagworte, die den meisten Menschen zur Rhythmischen Sportgymnastik einfallen. Jedoch werden von den Gymnastinnen vielmehr Dynamik, Schnellkraft, Koordination, Beweglichkeit und ein Gefühl für die Musik verlangt. „Wenn die Elemente so schön zur Musik passen, ist das einfach toll“, erklärt Alissa, die mit elf Jahren die ältere der beiden Schwestern ist, das Zusammenspiel aller Faktoren. Gerade die Musik spielt für die beiden eine entscheidende Rolle. Während sie selbst die klassische, ruhige Musik vorzieht, liebt ihre zehnjährige Schwester eher die schnelle, freche Musik, sagt Alissa. Was beide jedoch haben, ist der starke Ausdruck. „Dabei ist der Gesichtsausdruck und der vom ganzen Körper wichtig“, meint Margarita, die dabei gerne auch ein bisschen übertreibt und mit lustigen Grimassen ihre Übungen auflockert.

"Klassische Schönheit" und "Pfeffer im Hintern"

In der Rhythmischen Sportgymnastik treffen die Sportler in den unterschiedlichen Altersklassen – von Schüler-, über Junioren- bis zur Meisterklasse – aufeinander. Sie messen sich miteinander in den zwei Kategorien Einzel und Gruppe, wobei fünf verschiedene Handgeräte zum Einsatz kommen: Seil, Band, Ball, Reifen und Keule. „Die Handgeräte, mit denen die Gymnastinnen ihre Übungen turnen müssen, sind jedoch von Altersklasse zu Altersklasse unterschiedlich“, erklärt Trainerin Sylke Flügel das Wettkampfsystem. Margarita startet noch in der Schülerklasse, während ihre große Schwester ab dem Jahreswechsel in der Juniorenklasse an den Start geht.

Seit viereinhalb Jahren trainieren Alissa und Margarita bei der Rhythmischen Sportgymnastik des SC Potsdam. Mit damals fast acht Jahren war Alissa bereits eine Spätanfängerin, denn in dieser Sportart werden die Grundlagen bei den Athleten meist im Alter zwischen fünf und sechs Jahren gelegt. „Die beiden sind sehr talentiert“, meint Sylke Flügel. „Ali“ sei die „klassische Schönheit“, während „Maga“ eine Gymnastin mit „Pfeffer im Hintern“ sei. In diesem Jahr sorgte Margarita für den bislang größten Erfolg, als sie bei den Deutschen Meisterschaften in der Schülerklasse als erste Athletin des SC Potsdam den Mehrkampf-Titel gewann. Und beide haben bereits auch schon den Sprung in den D-/C-Kader und damit den ersten Schritt in Richtung deutsche Jugend-Nationalmannschaft geschafft.

Wechsel auf sportbetonte Schule in Berlin

Für die beiden Schwestern, die bereits jetzt fünf bis sechs Trainingseinheiten in der Woche absolvieren, steht der Aufstieg auf das nächste Level in ihrer sportlichen Karriere an. Beide werden an die Berliner Poelchau-Oberschule wechseln, wo seit Beginn dieses Schuljahres Rhythmische Sportgymnastik angeboten wird. „Das ist einer der wenigen Standorte, wo man Sportgymnastik als Leistungssport betreiben kann“, sagt Sylke Flügel. Für die Sechstklässlerin Alissa und Margarita, die die fünfte Klasse besucht, bietet sich dort die beste Möglichkeit, ihre schulische Ausbildung mit ihrer Leidenschaft zu verbinden. Denn beide haben sich für ihre sportliche Laufbahn eines vorgenommen: Irgendwann wollen sie bei den Olympischen Spielen auf die Wettkampfmatte gehen. 

Chantal Willers