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Erster Schritt. Felix Krüsemann bei seinem Bronze-Lauf in Berlin.

©  Jens Büttner/dpa

Potsdamer Talente: Mittelstreckenläufer Felix Krüsemann: „Beim Laufen behindert mich nichts“

Es soll der erste Schritt gewesen sein. Bei der EM der paraylmpischen Leichtathleten gewann Kleinmachnows Mittelstreckler Felix Krüsemann Bronze. Der 17-Jährige, dessen Muskelspannung krankhaft erhöht ist, läuft auf dem Weg zu den Paralympischen Spielen 2020.

Die Antwort ist unmissverständlich. "Na Tokio 2020", sagt Felix Krüsemann derart überzeugt, dass es keinen Zweifel daran gibt am Fahrplan des Mittelstreckenläufers vom RSV Eintracht 1949. Die Paralympischen Spiele in gut zwei Jahren sind das große sportliche Ziel des Abiturienten aus Kleinmachnow. Der Glaube und die Überzeugung, auf dem richtigen Weg zu sein, nährte sich vor wenigen Tagen mit bei den Para-Europameisterschaften im Berliner Jahn-Sportpark, als Felix Krüsemann die Bronzemedaille über 1500 Meter gewann.

Sport als Mittel zum Umgang mit dem Handicap

Es war sein erster großer Wettkampf bei den Erwachsenen. "Da wollte ich unbedingt hin, weil ich da tatsächlich unmittelbare Konkurrenten habe", sagt Felix Krüsemann. Im vergangenen Jahr startete er noch bei den Junioren-Weltmeisterschaften, wo er im 1500-Meter-Finale als Erster über die Ziellinie lief, aber als Dritter gewertet wurde, "weil die beiden Läufer hinter mir einen höheren Behinderungsgrad haben", erklärt Krüsemann.

Der 17-Jährige hat eine Spastik, eine krankhafte Erhöhung der Muskelspannung, die durch eine Schädigung des zentralen Nervensystems hervorgerufen wird. Bei ihm mache sich dies durch ein leichtes Zittern bemerkbar, was ihn im Alltag nicht behindere. "Mit der Pubertät wurde es schlimmer", erzählt Felix Krüsemann, der im Sport ein gutes Mittel fand, mit der Beeinträchtigung umzugehen. Lange Zeit spielte er Fußball - wie sein fünf Jahre älterer Bruder Luca, der einst für den RSV in der Brandenburgliga auf Torejagd ging, jetzt beim SV Zehdenick kickt und "der mein großes Vorbild ist", wie Felix Krüsemann sagt. Dass er eine gute Ausdauer hat, habe er schon als Kind gemerkt, sodass er neben dem Fußballspielen auch mit der Leichtathletik begann. Es war schließlich Ralf Paulo, Cheftrainer des Behindertensportverbandes Brandenburg, der Felix Krüsemann zum ambitionierten Laufen riet. Seitdem geht es schnell voran. Unter den Fittichen von RSV-Trainer Martin Konrad - einst selbst ein schneller 800-Meter-Läufer - hat Krüsemann nun den Sprung in die deutsche Para-Nationalmannschaft geschafft.

Nächstes Ziel: WM 2019 in Dubai

"Beim Laufen kann ich mich verlieren, der Kopf wird frei", versucht der Mittelmärker zu erklären. Drei- bis fünfmal in der Woche trainiert er. Von seiner Behinderung merke er beim Laufen wenig, außer beim Start: "Dann zuckt es in den Armen und Beinen und ich kann nicht mehr ruhig stehen." Nach dem Startschuss fühle er sich frei von Anspannung und Verkrampfung, "nur manchmal merke ich, dass ich etwas unkoordiniert einen Fuß aufsetze", sagt Felix Krüsemann und meint: "Gerade, weil ich beim Laufen merke, dass mich nichts behindert, laufe ich gern. Deshalb liebe ich es."

Die Para-Weltmeisterschaften im kommenden Jahr in Dubai sollen eine Wegmarke auf der Route nach Tokio sein. Nach den Kriterien des Deutschen Behindertensportbundes gilt der achte Platz der Weltrangliste des jeweiligen Vorjahres als Norm für eine Nominierung. Aktuell liegt Felix Krüsemann in seiner Kategorie (T38) mit einer Zeit von 4:21,51 Minuten über die 1500 Meter weltweit auf Rang sechs. An der Spitze steht der Kanadier Nate Riech mit einer Zeit von 3:57,92 Minuten. Der Respekt vor dieser Zeit ist deutlich rauszuhören, als Felix Krüsemann sie zitiert. Aber auch seine Zuversicht: "Ich glaube fest daran, dass ich dahin komme und auch so schnell laufen kann."

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