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Muckis und Köpfchen. Dreikämpfer Christian Flueras.

© Chantal Willers

Potsdamer Talente: Kraftdreikämpfer Christian Flueras: Mehr als nur Luft in den Muskeln

Christian Flueras war ein eher „zweitklassiger Kanute“, wie er selbst sagt. Dann aber folgte der Wechsel zum Kraftdreikampf. Nun hebt er fast 260 Kilogramm – so viel wie derzeit kein anderer Deutscher mit 18 Jahren.

Mit dem Klischee des aufgepumpten Bodybuilders hat Christian Flueras häufig zu kämpfen. „Die meisten fragen, ob in den Muskeln nur Luft drin ist oder ob ich damit auch etwas anfangen kann. Die vergessen dann häufig, was für Gewichte wir hier bewegen“, meint er. Denn beim Kraftdreikampf – einer Sportart, die sich aus den Disziplinen Bankdrücken, Kreuzheben und Kniebeuge zusammensetzt – hebt Flueras regelmäßig Gewichte jenseits der 200-Kilogramm-Marke. Bei den Deutschen Meisterschaften im Kreuzheben, die am vergangenen Wochenende in Sonnenberg stattfanden, konnte der Athlet des Sanssouci-Gym Potsdam mit 257,5 Kilogramm den nationalen Titel in der Altersklasse Jugend A gewinnen.

„Das kam völlig unerwartet“, erzählt der 18-Jährige. Denn gegen die Konkurrenz in seiner Altersklasse hatte er sich im Vorfeld des Wettkampfes nicht so viel ausgerechnet. Denn mit Philipp Karbstein aus Langen und dem Amberger Franz Graaf musste sich Flueras gegen zwei Athleten beweisen, die bereits schon international Erfahrungen sammeln konnten. Mit 240 Kilogramm Ausgangsgewicht starteten seine beiden Kontrahenten bereits mit 20 Kilogramm mehr in den Wettkampf als Flueras. Um das wieder aufzuholen, musste eine besondere Wettkampftaktik her. „Ich habe zu meinen Betreuern gesagt: ,Ihr seht das von außen besser als ich. Sagt mir wie viel ich draufpacken soll und ich hebe das dann einfach hoch’“, erklärt der Athlet, der in der Gewichtsklasse bis 93 Kilogramm startet. Den Kopf einfach ausschalten, wenn er an die Gewichte geht – das ist eine der wichtigsten Grundlagen für Christian Flueras. „Zu viel nachdenken ist nicht gut. Sobald man an die Gewichte geht, müssen die automatisierten Bewegungsabläufe stimmen.“

Bankdrücken, Kniebeuge, Kreuzheben

Als ehemaliger Kanute lernte der Schüler der Sportschule „Friedrich-Ludwig-Jahn“ die Leidenschaft für den Kraftsport kennen. Für ihn als eher „zweitklassigen Kanuten“, wie er selbst sein Leistungsvermögen auf dem Wasser beschreibt, endete seine Kanu-Karriere bereits nach der elften Klasse. Und sowohl der Spaß am Krafttraining blieb, ebenso der Drang, sich im Wettkampf messen zu wollen. Seit knapp eineinhalb Jahren hat sich der Dreizehntklässler, der zurzeit mitten im Stress der Vorabi-Klausuren steckt, dem Kraftdreikampf verschrieben. Als „Nicht-Sportler“, als Schüler ohne Leistungsauftrag, bleibt ihm die Organisation seines Sportes jedoch größtenteils selbst überlassen. Obwohl er mit einem Pensum von bis zu sechs Trainingseinheiten in der Woche annähernd so viel trainiert wie seine Mitschüler und sich dabei auch immer wieder an den Rand der körperlichen Leistungsfähigkeit bringt.

„Wenn man nach einem harten Training oder einem Wettkampf komplett erschöpft ist, ist das ein richtig gutes Gefühl“, meint Flueras. Die Abwechselung des Dreikampfes mache dabei einen besonderen Reiz aus: Bankdrücken, Kniebeuge und Kreuzheben – jede der drei Disziplinen fordert einen besonderen Krafteinsatz des Athleten. „Vor allem braucht man aber die richtige Einstellung zu dem Sport und den Ehrgeiz, das auch eine gewisse Zeit durchzuziehen.“

Mit Sanssouci-Gym in der ersten Liga

Nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Kraftdreikampf (Gewichtsklasse bis 83 Kilogramm) ist Flueras mit dem Titel im Kreuzheben der zweite große Erfolg in seiner noch jungen Karriere in dieser Sportart gelungen. Im kommenden Jahr, in dem der 18-Jährige in der Junioren-Altersklasse antreten muss, steht für ihn neben der Teilnahme in der Dreikampf-Bundesliga mit Sanssouci-Gym Potsdam die 260-Kilo-Marke im Kreuzheben auf seiner Liste. Und spätestens dann wird er jeden überzeugt haben, dass in seinen Muskeln mehr steckt als nur heiße Luft. 

Chantal Willers

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