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Eine, die durchzieht. Clara Thieme zählt zu den besten deutschen Kanutalenten. In Potsdam lernt sie täglich von den ganz Großen ihres Sports.

© privat

Potsdamer Talente: Kanutin Clara Thieme: Druck am Paddel und Reife im Kopf

Mit viel Kraft sowie Disziplin zieht die Potsdamer Nachwuchskanutin Clara Thieme über das Wasser. Nach Bronze bei der Junioren-WM 2015 möchte sie auch in diesem Jahr wieder bei den Welttitelkämpfen des Nachwuchses glänzen.

Von Tobias Gutsche

Aller Anfang ist schwer. Die Gültigkeit dieser Redewendung erfährt jeder, der sich im Kanu-Rennsport versucht und dafür in eines dieser schmalen und äußerst wackligen Boote steigt. So war es auch bei Clara Thieme. „Die ersten Wochen damals waren teilweise echt deprimierend. Ich sah, wie die anderen, die es bereits beherrschten, sich einfach reinsetzten und fröhlich übers Wasser fuhren – und ich bin hingegen immerzu reingefallen und kaum vom Steg weggekommen“, erinnert sie sich an den Beginn ihrer Kanu-Laufbahn im Jahr 2006. „Aber ich hatte den Ehrgeiz, das auch hinzubekommen, und bin dran geblieben. Mit der Zeit habe ich dann das richtige Gefühl entwickelt.“ Dieses hat sie bereits weit gebracht, denn heute – knapp zehn Jahre später – gehört die Athletin des KC Potsdam zu den besten Nachwuchspaddlerinnen in ganz Deutschland.

Ihren bislang größten sportlichen Erfolg landete die gebürtige Schwedterin vergangene Saison, als sie bei der Junioren-Weltmeisterschaft Bronze im Kajak-Vierer über 500 Meter gewann. „Das war schon eine Überraschung, weil wir eine sehr junge Truppe waren. Lediglich eine von uns kam aus dem älteren Jahrgang“, sagt Clara Thieme, die Ende Juli 18 Jahre alt wird und damit auch in dieser Saison wieder an der JWM teilnehmen kann. Nach dem Athletik-Test und der ersten nationalen Qualifikationsregatta ist sie gut im Kampf um einen Platz im deutschen Team postiert und möchte nun am kommenden Wochenende bei der zweiten Quali-Runde in Duisburg ihre Startansprüche untermauern.

Am wohlsten fühlt sich Clara Thieme auf der Sprint-Distanz

Diese stellt der Schützling von Trainer Lutz Altepost nicht nur hinsichtlich des 500-Meter-Vierers, sondern auch im Solo-Sprint. Bei den Junioren-Welttitelkämpfen im Vorjahr war die 1,80 Meter große Kanutin bereits im Kajak-Einer über 200 Meter dabei, „doch mit der Leistung war ich nicht zufrieden“. Sie schaffte es lediglich ins C-Finale. „Von der Sekunde an habe ich mir vorgenommen, 2016 wieder den K1 zu fahren und dann auch deutlich besser abzuschneiden.“

Zumal sie sich auf der kurzen Distanz am wohlsten fühlt. Dort könne die C-Bundeskaderathletin ihre Stärken besonders gut ausspielen, wie sie erklärt: „Ich bin schon relativ kräftig für mein Alter und schaffe es dadurch, guten Druck am Paddel zu erzeugen. Außerdem kann ich die Frequenz ordentlich hochziehen.“ Ihre größte sportliche Reserve spürt sie wiederum vornehmlich auf der 500-Meter-Distanz, wo ihr noch die Tempohärte fehle, um die Strecke auf konstantem Niveau durchzufahren. „Bisher habe ich oft noch zwischendurch einen Hänger. Daran wird gearbeitet.“ Und das macht Clara Thieme mit großer Zielstrebigkeit. Wenn sie über das Training und dessen tägliche neue Herausforderungen – wie körperliche Strapazen, Wind und Wetter – spricht, ist ihr die Hingabe für den Leistungssport sowie das nötige hohe Maß an Disziplin anzumerken.

Im Jahr 2010 wechselte die Kajakfahrerin auf die Sportschule Potsdam

Um eine solch vorbildliche Einstellung sei die ruhige und besonnene Nachwuchshoffnung zwar schon seit jeher bemüht, doch in den Jahren an der Potsdamer Sportschule, auf die sie 2010 wechselte, wurde dieses Bestreben noch stärker ausgeprägt – weil die Zwölftklässlerin es tagtäglich von KCP-Idolen wie Katrin-Wagner-Augustin, Sebastian Brendel, Ronald Rauhe, Franziska Weber und Conny Waßmuth vorgelebt bekam und bekommt, wie sie meint: „In meiner Anfangszeit hier habe ich vor allem wegen der Wettkampfleistungen zu ihnen aufgeschaut. Aber inzwischen sind es gar nicht mehr so sehr nur ihre Erfolge, die mir imponieren. Stattdessen ist es eher ihre Professionalität auf dem Weg dorthin. Es ist beeindruckend, zu sehen, wie sie über einen langen Zeitraum fokussiert arbeiten. Immer geradeaus, da gibt es kein links und kein rechts. Das versuche ich auch so hinzubekommen, denn ich habe meine Ziele – wie zum Beispiel eine Olympia-Teilnahme – und möchte mir am Ende nicht vorwerfen, dass ich nicht alles für das Erreichen dieser Ziele gemacht habe.“

Aussagen wie diese zeugen von großer psychischer Reife, die sich bei der Noch-17-Jährigen mit starker physischer Qualität paart. Ein guter Mix für ihre Karriere im Boot. Bevor Clara Thieme diese startete, hatte sie zunächst Volleyball gespielt, musste aber feststellen, dass das nicht so recht ihr Ding war. Dann entdeckte sie aber ihr Interesse für den Kanu-Rennsport. „Ich fand die Vorstellung spannend, statt um ein Gewässer drum herum zu müssen, einfach drüber hinweg zu fahren.“ Zum Anfang war das aber noch leichter gesagt als getan. 

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