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Potsdamer Talente: Im Flow

Früher war Sophie Koch Kajakfahrerin. Doch angesichts großer Rückenprobleme wurde ihr empfohlen, umzuschulen. Nun bringt die Potsdamer Kanutin mit dem Stechpaddel ihr Canadierboot auf Touren und versucht dabei, den perfekten Rhythmus zu finden.

Von Tobias Gutsche

Ganz sacht treibt Sophie Koch an den Steg heran, schwingt ihr linkes Bein aus dem Boot und setzt den Fuß auf die hölzerne Anlegestelle. Das schwarze Stechpaddel legt die Sportlerin des Kanu Clubs Potsdam behutsam dort ab, danach kommt sie selbst an Land. „War eine kleine, lockere Runde“, sagt sie und hievt im strahlenden Sonnenschein ihr Gefährt aus dem Templiner See.

Es ist ein Canadierboot. Also eines, in dem gekniet und nur auf einer Seite gepaddelt wird. In ihrem Fall auf der rechten. Seit 2012 bewegt sich Sophie Koch auf diese Weise über das Wasser. Mehrere Jahre zuvor saß sie noch im Boot und sorgte beidseitig für Vortrieb. Doch Rückenbeschwerden, die operativ behandelt werden mussten, zwangen die einstige Kajakfahrerin zunächst zu einer einjährigen Pause und im Anschluss zur sportlichen Umschulungsmaßnahme. „Man hatte mir empfohlen, Canadier zu fahren, weil das nicht so sehr den Rücken belastet“, erzählt die gebürtige Schwerinerin, die auch einen weiteren Ratschlag ihres früheren Trainers annahm.

Von Schwerin wechselte Sophie Koch ins Mekka des Kanu-Rennsports

Er erkannte nämlich ihr großes Potenzial und meinte, dass sie die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern verlassen müsse, um sich als Athletin weiterzuentwickeln. „Ich bin in Schwerin zwar auf ein Sportgymnasium gegangen, allerdings gab es da keinen professionellen Kanu-Stützpunkt. Deshalb habe ich mir dann, wie angeraten, überlegt, wo ich meinen Sport besser ausüben kann.“ Die Antwort war schnell gefunden: in Potsdam, dem Mekka des Kanu-Rennsports.

Dort besucht die 17-Jährige seit Sommer 2013 die Eliteschule am Havelufer und findet, dass ihr der Standortwechsel viel gebracht habe: „Ich bin sehr zufrieden mit der Entscheidung. Hier habe ich die perfekten Bedingungen – und eine tolle Trainingsgruppe.“ Die hat es wahrlich in sich. Vor allem im Canadierbereich der Juniorinnen. Bei den nationalen Sichtungsrennen gingen die Gesamtranglistenplätze eins, zwei und drei an Mitglieder der Truppe, die von Petra Welke betreut wird. Hinter Annika Loske und Ophelia Preller, die vorige Saison bei der Junioren-Europameisterschaft Bronze im Zweier gewonnen hatten, reihte sich Sophie Koch an dritter Stelle ein.

Bei der Junioren-WM wird sie ihr Nationalmannschaftsdebüt geben

Das junge Trio ist Teil des Anfang dieses Jahres vom KCP gegründeten „Team Zukunft“. Im Rahmen des Förderprojekts, für das die AOK Nordost nunmehr die Patenschaft übernommen hat, sollen talentierte Junioren- und U23-Kanuten intensiv unterstützt werden, um erfolgreich den Sprung in die Leistungsklasse zu meistern. Für die deutsche A-Nationalmannschaft nominiert zu werden, nennt Sophie Koch daher auch konsequenterweise als persönliches Ziel. „Aber das ist sehr perspektivisch gedacht“, meint die sechsfache Medaillengewinnerin bei nationalen Titelkämpfen. Zunächst steht schließlich erst einmal ihr Nachwuchsdebüt im schwarz-rot-goldenen Dress an. Bei der Junioren-Weltmeisterschaft, die vom 23. bis 26. Juli im portugiesischen Montemor-o-Velho stattfindet, geht die Sprinterin im Einer über 200 Meter an den Start. Als Neuling auf internationalen Gewässern hält sie sich im Vorfeld demütig mit konkreten Leistungsvorgaben zurück. „Für mich ist wichtig, dass ich mein Optimum erreiche.“

Das Prädikat „optimal“ definiert die Elftklässlerin dabei weniger über eine Platzierung, sondern vielmehr über das Fahrgefühl. „Das Boot“, beschreibt Sophie Koch, „soll gleiten, in einen Flow kommen.“ Technisch sauber, rhythmisch und kraftvoll müssen die Paddelschläge dafür sein. In absoluter Harmonie ausgeführt. Wenn ihr das bei einem Rennen gelingt, könne sie sich danach voller Zufriedenheit aus dem Boot schwingen und zurück an Land kehren. 

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