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Verrückt nach schnellen Bällen. Paul Twarz, Torwart-Talent beim VfL Potsdam, bestätigt, dass Handball-Keeper durchaus etwas speziell sind.

©  Julius Frick

Potsdamer Talente: Handballer Paul Twarz: Das Kribbeln nach der Parade

Paul Twarz ist Handballtorwart. Damit gehört er zu einer sehr eigenwilligen Spezies. Das Empfinden der Keeper ist sonderbar. Wehrt Paul Twarz nämlich einen wuchtigen Wurf ab, bleibt bei ihm kein Schmerz zurück, sondern ein richtig gutes Gefühl.

Von Tobias Gutsche

Handballtorhüter genießen in der Sportwelt einen besonderen Ruf. Es heißt, sie seien äußerst furchtlos – und dadurch auch irgendwie verrückt. „Das höre ich oft. Ich denke, dass da auch etwas dran ist“, meint Paul Twarz und legt ein leichtes Grinsen auf. Der Potsdamer Sportschüler gehört zu dieser Spezies unerschrockener Typen, die sich den aus wenigen Metern Entfernung mit gut und gern 100 Stundenkilometern heranrauschenden Bällen entgegenstellt, um sie mit dem Körper abzuwehren. Einen Beleg dafür, dass Handballkeeper tatsächlich sehr eigenwillig ticken, liefert Paul Twarz selbst, indem er über das Empfinden nach einer Parade spricht: „Wenn es wehtut und die Haut noch einige Sekunden lang kribbelt, dann ist das für mich keine Form von Schmerz. Sondern ein gutes Gefühl, weil ich weiß, dass ich ein Gegentor verhindert habe.“

Dieses gute Kribbeln kann der 18-Jährige oft genießen. Er verfügt nämlich bereits über ein feines Gespür zwischen den Pfosten, das dem muskulösen 1,90 Meter großen Sportler hilft, viele Würfe des Gegners wegzufischen. Die Kunst dabei sei, erklärt Paul Twarz, gut mit den Abwehrspielern zu harmonieren, geschickt eine möglichst große Fläche des Tores abzudecken sowie die Bewegungen des Werfers zu erfassen, um daraus Rückschlüsse ziehen zu können, wohin der Ball fliegt. Denn: „Man muss viel antizipieren. Wer reagiert, wenn bereits geworfen wurde, hat kaum eine Chance, etwas zu halten, weil alles viel zu schnell geht.“

Twarz trainiert und spielt in mehreren Mannschaften

Eine gute Athletik auf der einen sowie die nötige Cleverness und Auffassungsgabe auf der anderen Seite machen also das Torwartverhalten aus. Es sind Fähigkeiten, die sich durch Training und das Sammeln von Spielerfahrungen weiterentwickeln lassen. Paul Twarz erhält in beiden Bereichen eine sehr umfangreiche Förderung. Der Zwölftklässler, der sogar schon bei einem Junioren-Länderspiel auf der Platte stand, profitiert hierbei von den stark auf die Nachwuchsarbeit ausgerichteten Strukturen des Potsdamer Handball-Leistungszentrums. Bis zu acht Einheiten absolviert der Youngster pro Woche. Verteilt auf verschiedene Gruppen. Er trainiert mit der A-Jugend- Bundesligamannschaft des VfL Potsdam, mit der Auswahl des Stützpunktes Berlin-Potsdam vom Deutschen Handballbund und zudem auch mit den Männer-Teams des Drittligisten VfL sowie dessen in der Oberliga antretenden Kooperationspartners HV Grün-Weiß Werder.

Im Spielbetrieb wurde Paul Twarz diese Saison bereits einmal bei den VfL-Männern eingesetzt und mehrfach – wie zuletzt beim Landespokalsieg – bei den Werderanern. „Die Priorität liegt aber ganz klar auf der A-Jugend. Die hat immer Vorrang“, sagt der Goalie, der sein letztes Jahr in dieser Altersklasse bestreitet. „Nächste Saison bin ich nur noch bei den Erwachsenen spielberechtigt. Daher ist es gut, dass ich jetzt schon Einsatzchancen auf diesem Niveau bekomme.“ Den Blick für die Zukunft hat Paul Twarz folglich bereits geschärft. Allerdings sei er keiner, der in diesem Zusammenhang große Ziele formuliert. Er begründet: „Ich bin zwar ehrgeizig, aber ich möchte mir keinen übermäßigen Druck machen.“

Das Team durch Paraden beflügeln und mitreißen

Bislang sei er mit dieser Einstellung ganz gut vorangekommen in seiner sportlichen Laufbahn. Die hatte der aus Cottbus stammende Athlet einst als Schwimmer begonnen. „Einzelsport war aber nicht so mein Ding. Das hat mich nicht gereizt. Ich fand es besser, in einer Mannschaft zu sein und gemeinsam für den Erfolg zu kämpfen.“ Deshalb schloss sich Paul Twarz dann zunächst einem Fußballverein an, ehe ihn 2008 ein damaliger Schulkamerad für das Handballspielen begeistern konnte. Zwei Jahre später wurde er an der Sportschule in Cottbus aufgenommen. Als Feldspieler. „Aber gleich in den ersten Wochen bin ich ins Tor gegangen, nachdem wir Personalprobleme hatten und man mir den Wechsel auf diese Position angeboten hatte“, erinnert er sich und findet: „Das war ein guter Schritt.“

Denn Paul Twarz, der 2013 an die Potsdamer Eliteschule kam, weil er dort eine bessere Perspektive sah, hat dadurch seinen perfekten Platz auf dem Handballfeld gefunden. Als letzter Mann übernimmt er im drei mal zwei Meter großen Kasten viel Verantwortung, was ihn fasziniere: „Ich mag, dass ich meine gesamte Mannschaft beflügeln und mitreißen kann, indem ich stark halte.“ Jede Parade ist ein Motivationsschub für das Team – und für ihn persönlich ein kribbelndes Glückserlebnis. 

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