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Boxt sich durch: Vezir Agirman.

© Manfred Thomas

Potsdamer Talente: Boxer Vezir Agirman: Adrenalin bis in die Fäuste

Der Babelsberger Nachwuchsboxer Vezir Agirman wurde bei der Junioren-Europameisterschaft Dritter. Er ist keiner, der im Ring wild draufhaut. Stattdessen ist er ein Faustfechter mit Kopf und Verstand, der von einer Olympiateilnahme 2020 träumt.

Wie er so dastand beim Potsdamer Stadtsportball vor wenigen Tagen – im blau-weißen Hemd, sportlichen Jacket und mit modischem Schal, sah Vezir Agirman äußerst charmant aus. Im Dresscode für einen Ball empfing er die Ehrung des Stadtsportbundes als Nachwuchssportler des Jahres. Steht der 17-Jährige aber im Boxring, ist von Charme nichts zu spüren. 48 seiner bisher 53 Gegner haben das zu spüren bekommen, denn die hat der Potsdamer alle besiegt. „Von der Physis her ist Vezir bärenstark“, sagt sein Trainer Ralph Mantau, der das Box-Talent beim SV Motor Babelsberg betreut.

Vezir Agirman selbst spricht von reichlich Adrenalin, das er spürt, wenn ihm im Ring ein Gegner gegenübersteht. Dann pulsiert es in den Fäusten, doch mit dem ersten Gongschlag ist der Kopf klar. „Ich habe eine gute boxerische Linie, die ich in meinen Kämpfen versuche durchzuhalten“, sagt er. Also kein wildes Haudrauf, sondern ein Faustfechter mit Kopf und Verstand.

Eine Karriere als Profiboxer kann er sich nicht vorstellen

Mit dem Boxen begonnen hat Vezir Agirman, der in der Türkei geboren und kurdischer Abstammung ist, als er neun Jahre alt war. Da lebte er mit seiner Familie bereits in Potsdam und sein Vater war es, der ihn in die Motor-Sporthalle zum Training schickte. „Aber eigentlich war es mein Onkel, der wiederum meinem Vater sagte, dass ich boxen sollte“, erzählt der Mittelgewichtler. Ob der Onkel die Begabung seines Neffen erkannt hatte oder schlicht der Meinung war, dass ein Junge boxen sollte, weiß Vezir Agirman nicht mehr. Sicher indes ist: „Ich hatte sofort Spaß beim Training.“ Allerdings hat ihn Ralph Mantau, der in seiner jahrzehntelangen Trainerlaufbahn zahlreiche Talente geformt hat, zunächst gar nicht boxen lassen. „Ich habe ihn nur spielerisch mitlaufen lassen. In der ersten Zeit hatte er kaum Boxhandschuhe an“, erinnert sich der Boxlehrer. Er habe seinem Schützling viele Koordinationsübungen abverlangt, was sich heute auszahle.

Inzwischen trainiert der Zehntklässler am Bundesstützpunkt Frankfurt (Oder), wo schon Henry Maske und Axel Schulz ihre Karriere begannen, ehe sie später ins Profigeschäft wechselten. Dass er einmal Profi-Boxer wird, kann sich Vezir Agirman nicht vorstellen. „Das ist mir zu viel Show“, sagt er. Seine Nah-Ziele sind die diesjährigen deutschen Meisterschaften und der Brandenburg-Cup in Frankfurt (Oder), der in diesem Jahr zum 20. Mal ausgetragen wird. Das internationale Turnier für Nachwuchs-Boxerinnen und -Boxer ist wegen seines gewachsenen Renommees erstmals als Veranstaltung der International Boxing Association (AIBA) zertifiziert worden. Seit der Premiere vor 20 Jahren haben 1805 Kämpfer aus 40 Nationen bei dem Turnier geboxt. Für Vezir Agirman wäre es eine erneute Bewährungsprobe auf internationaler Bühne. Im vergangenen Jahr wurde er bei den Junioren-Europameisterschaften Dritter. Der erfolgreiche Kampf im Viertelfinale, der ihm die Bronzemedaille sicherte, sei sein bislang schönster gewesen. Zeit, seine Kampfbilanz weiter mit Siegen zu schmücken, hat der 17-Jährige sich zumindest vorgenommen, denn sein großes Ziel ist noch fünf Jahre entfernt: die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.

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