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Potsdamer Stadtwerke und der Sport: Schärfere Regeln für Sponsoring

Über die Unterstützung der Potsdamer Stadtwerke für hiesige Sportvereine wird seit Jahren debattiert. Nun sollen Änderungen bei der Vergabepraxis vollzogen werden. Stadtwerke-Interimschef Horst Müller-Zinsius verlangt mehr Vereinstransparenz.

Potsdam - Der seit einem halben Jahr tätige Interims-Stadtwerke-Chef Horst Müller-Zinsius drängt auf mehr Transparenz beim Sportsponsoring seines Unternehmens. Gegenüber den PNN kündigte er am Donnerstag neue Regeln für die Förderung an. Ab dem kommenden Jahr sollen nach seinem Willen Vereine – speziell aus dem Profibereich – ihren Anträgen zur Unterstützung auch eine Bilanz beilegen. Damit seien die Stadtwerke in der Lage, für die Sponsoring-Entscheidung künftig auch die wirtschaftliche Entwicklung und den Bedarf der Vereine zu berücksichtigen. Dazu gehöre auch die Veröffentlichung der Chef- beziehungsweise Geschäftsführergehälter in den Vereinen. Ohnehin müssten alle Sportvereine bei den Stadtwerken künftig entsprechende Anträge auf Unterstützung stellen, die dann positiv oder negativ beschieden würden – bei der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, die Müller-Zinsius ebenso führt, sei das längst so üblich: „Der Antrag ist auf unserer Internetseite einfach zu finden.“

Der 65-Jährige ist seit Juli auch übergangsweise Chef der kommunalen Stadtwerke, nachdem diese infolge einer Affäre um Vetternwirtschaft und überbordende Gehälter an eine Ex-Prokuristin mehrere Führungskräfte verloren hatten. Seitdem organisiert Müller-Zinsius zusammen mit weiteren Übergangsgeschäftsführern den städtischen Unternehmensverbund neu, der als einer der wichtigsten Sponsoren für Sportvereine in Potsdam gilt. Laut dem zuletzt 2015 veröffentlichten Stadtwerke-Sponsoringbericht geht es um rund 800.000 Euro pro Jahr. Davon hatte der SC Potsdam, Brandenburgs größter Sportverein mit rund 4000 Mitgliedern, in jenem Jahr aus einem Kooperations- und Werbevertrag 165.000 Euro erhalten. Der SV Babelsberg 03 kam auf 190.000 Euro. Die Fußballerinnen von Turbine Potsdam erhielten 120.000 Euro. Noch vor fünf Jahren hatte der Fußball-Viertligist SV Babelsberg sogar 300.000 Euro aus dem Stadtwerke-Topf bekommen, der SC Potsdam hingegen noch rund 100.000 Euro.

Erste Reaktion aus dem Sport durchaus wohlwollend

Die Pro Potsdam ihrerseits fördert Sportvereine wie den SC Potsdam oder Turbine jährlich mit rund 30.000 bis 35.000 Euro. Dazu müssen sie zweiseitige Anträge ausfüllen: mit einer Projektbeschreibung und zum Beispiel der Antwort auf die Frage: „Warum sollte die Pro Potsdam Ihr Projekt unterstützen?“ Zudem müssen die wichtigsten Positionen zur Finanzierung der eigenen Arbeit aufgelistet und mögliche Gegenleistungen für die Unterstützung genannt werden.

Eine erste Reaktion aus dem Sport klingt durchaus wohlwollend. SBV-Vorstand Archibald Horlitz sagte den PNN, er begrüße es, wenn künftig geprüft würde, dass Förder- und Sponsoringgelder nicht in Vereine fließen, in denen womöglich horrende Geschäftsführergehälter gezahlt würden. Der SVB selbst habe seit dem Drittliga-Abstieg keinen Geschäftsführer mehr, der gesamte Vorstand arbeite ehrenamtlich. Die Bilanzen des Vereins würden bereits den Stadtwerken und ihrer für das Sponsoring wichtigsten Gesellschaft, der Energie und Wasser Potsdam (EWP), vorgelegt, so Horlitz. Zudem sei der Verein zuletzt von der Wirtschaftsprüfergesellschaft KPMG ohne Beanstandung geprüft worden.

Über das Sponsoring der Stadtwerke wird seit Jahren debattiert. In den Aufsichtsräten sitzen zum Beispiel Stadtpolitiker, etwa von der Linken, die zugleich als Vereinsfunktionäre von dem Sponsoring profitieren.

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