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Kleine Änderung, große Wirkung. Um vier Schritte hat die Potsdamerin Anjuli Knäsche ihren Anlauf verringert und kommt damit nun besser bei ihren Sprüngen zurecht.

©  Gerhard Pohl

Potsdamer Stabhochsprung-Meeting 2018: Mit falschem Beat und kurzem Anlauf

Beim Potsdamer Stabhochsprung-Meeting im Stern-Center überzeugten die Lokalmatadorinnen. Während Anjuli Knäsche nach einer Umstellung zurück zu alter Stärke findet, glänzte Friedelinde Petershofen mit Bestleistung. Petershofen sorgte zugleich für Kopfschütteln bei ihrem Trainer.

Weniger ist manchmal mehr. Um vier Schritte hat Anjuli Knäsche für ihre Wettkämpfe in der aktuellen Hallensaison ihren Anlauf verkürzt. Vier Schritte weniger zum Nachdenken, was alles schiefgehen könnte beim Absprung oder ob sie schnell genug ist, ob sie ausreichend Energie auf den Stab bringen kann, um sich in die Höhe zu katapultieren. Die etwa anderthalb Sekunden weniger tun der 25-Jährigen gut: Beim Stabhochsprung-Meeting des SC Potsdam im Stern-Center sprang sie 4,41 Meter – persönlicher Saisonbestwert und bis dato von noch keiner Deutschen dieses Jahr in der Halle geschafft.

Letzteres hatte sie jedoch nicht exklusiv: Dass vier weitere deutsche Springerinnen diese Höhe meisterten und am Ende Potsdams Lokalmatadorin Friedelinde Petershofen sogar noch die 4,51 Meter überwand – womit sie höhengleich hinter Siegerin Iryna Szuk aus Weißrussland und der Tschechin Jirina Ptácinková Dritte wurde – ließ Bundestrainer Stefan Ritter von einem „zu diesem Saisonzeitpunkt starken Wettkampf“ sprechen.

Sprung für Sprung aus der Krise 

Zufrieden hat Stefan Ritter, der neben seiner Mission als Cheftrainer der deutschen Stabhochspringerinnen weiterhin am Potsdamer Olympiastützpunkt arbeitet, am Freitagabend protokolliert, dass die Leistungskurve der Athletinnen vom Luftschiffhafen weiter nach oben geht. Friedelinde Petershofen und Anjuli Knäsche trainieren seit dreieinhalb Jahren in Potsdam und zählen aktuell zur nationalen Spitze. „Ich habe mich jetzt bei den letzten drei Wettkämpfen jeweils um zehn Zentimeter gesteigert“, sagte Anjuli Knäsche nach dem Springen im Stern-Center.

Sie profitiert davon, dass sich seit Herbst Potsdams Disziplintrainer Toralf Neumann speziell um sie kümmert. Nachdem die vergangene Saison zum Krisenjahr geraten war, gewinne sie derzeit viel an Selbstvertrauen und Stärke zurück, so Neumann. Durch den kürzeren Anlauf und die geringere Geschwindigkeit könne sie sich mehr auf die Technik konzentrieren – das zahlt sich nicht nur in Höhe aus. „Ich bin viel stabiler“, sagte Knäsche selbst, die weiterhin für ihren Heimatverein SG TSV Kronshagen/Kieler TB startet. Sie springe sogar im Training nah an ihre Wettkampfhöhen, habe wieder Freude. „Mit längerem Anlauf kann sie in der Freiluftsaison über 4,60 Meter springen“, wagt Coach Neumann eine Prognose.

Ziel für Hallensaison bereits erreicht

Für die Drittplatzierte Friedelinde Petershofen vom SC Potsdam waren die übersprungenen 4,51 Meter neue persönliche Hallenbestleistung und zudem nah dran an ihrem absoluten Top-Wert. Vier Zentimeter höher flog die 22-Jährige im vergangenen Sommer, was ihr das Ticket für die letztjährige Weltmeisterschaft in London bescherte. Inzwischen hat sich die deutsche U23-Meisterin weiterentwickelt, athletisch zugelegt und ihr selbst gestecktes Hallensaisonziel mit der Leistung vom Freitagabend bereits geschafft.

Nur Wettkampfroutine habe sie noch immer nicht. Vor Wochenfrist scheiterte sie bei der Berlin-Brandenburgischen Landesmeisterschaft dreimal an der Anfangshöhe, sodass sie im Stern-Center zur Sicherheit gleich bei der ersten Runde – den 4,01 Metern – einstieg. Die übersprang sie locker, dennoch stand sie mit hochgezogenen Augenbrauen und kopfschüttelnd von der Matte auf. Grund ihres Haderns: Das falsche Lied bei ihrem Sprung. Die Besonderheit der Meetings in Einkaufszentren ist die laute Musik, die die Athleten beim Anlauf begleitet und zu einem Höhenflug verhelfen soll. „Das war nicht der richtige Beat“, erklärte sie nach ihrem ersten Versuch auch ihrem Trainer Stefan Ritter. Der schüttelte seinerseits nur den Kopf: „Wenn das das einzige Problem ist, haben wir keins.“ Die 4,51 Meter gaben ihm am Ende recht.

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