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Potsdamer Stabhochsprung-Meeting 2017: Höhenflüge durch das Stern-Center

Der Pole Piotr Lisek knackte beim Potsdamer Stabhochsprung-Meeting den Veranstaltungsrekord und katapultierte sich dabei in einen elitären Club. Bei den Damen sorgte Lokalmatadorin Annika Roloff mit persönlicher Hallen-Bestleistung für den ersten „Heimsieg“.

Diese Geschichte ist außergewöhnlich. Inmitten eines Shoppingcenters, wo sonst allenfalls der „Marathon“ von einem zum nächsten Laden sowie das Tragen von zig Einkaufstüten als sportliche Leistung betrachtet werden können, sorgt ein Top-Leichtathlet für ein Stück Sportgeschichte. Geschehen ist das am Samstagabend im Potsdamer Stern-Center. Dort schaffte Piotr Lisek beim 18. Internationalen Stabhochsprung-Meeting das, wovon jeder in seiner Disziplin träumt: Der Pole überquerte die magische Marke von 6,00 Metern, womit er eine Weltjahresbestleistung, einen Landes- sowie einen Meetingrekord aufstellte.

Piotr Lisek ist nunmehr das 21. Mitglied im „Club der Sechs-Meter-Springer“. In der Halle sind bislang sogar nur fünf Athleten jemals höher gesprungen als der 24-Jährige. „Ich bin selbst von mir überrascht und überglücklich“, sagte der Olympiavierte von Rio sowie WM-Dritte von 2015, der die Potsdamer Veranstaltungsbestleistung des Kölners Björn Otto um acht Zentimeter gesteigert hatte. „Diese Anlage“, urteilte Lisek, „liegt mir. Die Leistung hat das bestätigt.“

Roloff: "Es war ein perfekter Wettkampf"

Gleiches gilt für Annika Roloff. Auch sie kam am Freitag bestens mit der Anlage, bei der der Anlaufbereich als Steg gebaut ist, dadurch federt und so höhere Geschwindigkeiten der Aktiven ermöglicht, bestens zurecht. Die Lokalmatadorin meisterte 4,51 Meter und gewann damit die Damenkonkurrenz. Bislang hatte noch nie jemand aus Potsdam bei dem Heimevent triumphiert. „Es war ein perfekter Wettkampf“, sagte Annika Roloff nach getaner Arbeit. „Es lief einfach von vorn bis hinten.“

Und wer weiß, wie hoch hinaus es gegangen wäre, hätte die 25-Jährige an diesem Abend etwas länger Konkurrenz gehabt. In blendender Form zeigte sich die Olympiateilnehmerin, die seit gut einem Jahr im Luftschiffhafen unter der Regie von Stefan Ritter trainiert. Alle Höhen schaffte sie im ersten Versuch. Bei 4,21 Metern stieg sie ins Wettkampfgeschehen ein, nach vier Sprüngen hatte sie ihre persönliche Hallenbestleistung mit den 4,51 Metern um fünf Zentimeter gesteigert. 4,50 Meter seien des Mindestziel gewesen, erzählte sie später.

Herantasten an die Marke von 4,60 Metern

Sie habe noch nie so hart trainiert wie in diesem Winter, „ich habe mich echt wochenlang durchgequält“, sagte Roloff. Den Lohn dafür erntet sie nun in der laufenden Wettkampfsaison, in der sie mit 4,31 Metern begonnen hat und nun vorläufig bei 4,51 angekommen ist. An ihrer Freiluft-Bestleistung von 4,60 Metern, die sie am vergangenen Freitag auflegen ließ, scheiterte sie diesmal noch dreimal knapp. „Doch ich hab die drin“, meinte sie selbstbewusst. Vielleicht schon kommende Woche bei einem Meeting in Frankreich, spätestens aber eine weitere Woche später bei der deutschen Hallenmeisterschaft in Leipzig. Dort zählt sie als derzeit zweitbeste deutsche Stabhochspringerin in der Halle – nur Lisa Ryzih (Ludwigshafen/4,67) war diese Saison besser – zu den Favoritinnen. Die Norm von 4,70 Metern für die Hallen-EM im serbischen Belgrad – gleichzeitig Potsdamer Meetingrekord von Weltmeisterin Yarisley Silva aus Kuba – ist jedoch noch kein Thema.

„Die Meetings sind dafür da, um sich an die Höhen zu gewöhnen, um sie dann bei Meisterschaften zu springen“, erklärte Annika Roloff. Das gelingt ihr zunehmend besser. „Es geht richtig bergauf.“ Es sei die richtige Entscheidung gewesen, von Holzminden nach Potsdam zu kommen. Bis zu ihrem Wechsel hat Annika Roloff bei ihrem Vater trainiert, der am Freitag im Stern-Center war und zu den ersten Gratulanten zählte. Durch ihre Leistungssteigerung, die sie im vergangenen Jahr bis zu den Olympischen Spielen nach Rio brachte, hat die Studentin auch an Selbstvertrauen gewonnen. Wie selbstverständlich griff sie nach ihren ersten Versuchen über die 4,60 Meter am Freitag zu einem härteren Stab, um sich noch besser in die Höhe katapultieren zu können. „Früher hatte ich immer ein Problem damit, den Stab zu wechseln. Heute verschwende ich nicht mal mehr einen Gedanken daran“, sagte die aus Niedersachsen stammende Athletin.

Knäsche und Petershofen nicht zufrieden

Neben ihrer Leistung und der von „Sechs-Meter-Gigant“ Piotr Lisek gab es beim diesjährigen Stabhochspringen im Stern-Center auch weitere beachtliche Höhenflüge zu bestaunen. Zum Beispiel stellte Pia Kock vom Kaltenkirchener TS eine neue Meetingbestmarke der U20-Altersklasse auf – 4,06 Meter überflog sie. Zudem sprangen die beiden 23-jährigen Leverkusenerinnen Lilli Schnitzerling und Regine Kramer mit 4,31 Metern persönliche Hallenbestleistung.

Mit der gleichen Höhe wurde Anjuli Knäsche, die ebenfalls zur Potsdamer Trainingsgruppe von Stefan Ritter gehört, Vierte. Zufrieden war sie damit keineswegs, im Gegenteil: „Es läuft nicht rund“, sagte sie enttäuscht. Etwas mehr erhofft nach längerer Verletzungspause (Knöchelödem) hatte sich auch Friedelinde Petershofen: 4,01 Meter standen für die 21-Jährige vom SC Potsdam am Ende im Wettkampfprotokoll. Verkürzter Anlauf und Trainingsrückstand ließen ein besseres Resultat nicht zu. mit dpa

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