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Sport: Potsdamer Sportlandschaft droht Domino-Effekt

Speer: Auch Handballer, Volleyballerinnen und Judokas in Gefahr / Funktionäre dementieren

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Nach dem Rückzug von Sponsoren des Fussball-Drittligisten SV Babelsberg 03 und des deshalb drohenden Lizenz-Verlustes sind offenbar auch andere Potsdamer Sportvereine bedroht. SVB-Präsident Rainer Speer, der zudem auch Präsident des Olympischen Sportclubs Potsdam (OSC) ist, sagte am Dienstag gegenüber den PNN, er sei sich sicher, dass nicht nur der SVB Probleme bekommt. Auch die Etats des Handballvereins, der Volleyballerinnen und der Judokas könnten in Gefahr geraten, so Speer gestern.

Hintergrund für den voraussichtlichen Zwangsabstieg der Nulldreier ist laut Speer, dass bereits ausgehandelte Sponsorenverträge für die kommende Saison bisher nicht unterzeichnet worden seien. Die Geldgeber zeigten sich wegen des Untersuchungsausschusses im brandenburgischen Landtag zu Grundstücksverkäufen des Landes und Sponsoring-Verträgen für Vereine zurückhaltend. Zudem sorge die Spitzel-Affäre um den Ex-Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen zusätzlich für Verunsicherung, so Speer, der wegen des Verkaufs der Krampnitz-Kaserne selbst im Mittelpunkt des Untersuchungsausschusses steht.

Trotz Speers Andeutung, auch die Handballer des VfL Potsdam, die Volleyballerinnen des SC Potsdam und die Judoka des UJKC Potsdam könnten in Geldnot geraten, heißt es aus allen drei Vereinen, sämtliche Sponsoren hielten nach wie vor ihre Zusagen ein. Zu ihren Geldgebern gehört auch die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP), deren Geschäftsführerer ebenfalls Paffhausen war. „Bei uns haben bereits alle Sponsoren, auch die EWP, ihre Verträge für dieses Jahr verlängert“, versicherte etwa Axel Kirchner, Cheftrainer beim UJKC. Zum Zeitpunkt der Vertragsunterschriften sei zumindest die Entwicklung um die Spitzelaffäre noch nicht absehbar gewesen. Auch Ralf Kutzner, Sportlicher Leiter des VfL Potsdam, sagte, es gäbe derzeit „keine Anzeichen, dass sich Sponsoren zurückziehen wollen“. Sollten sich aber zwei oder drei der größeren Geldgeber zurückziehen, sei die Lizenz des Handball-Zweitligisten ebenfalls gefährdet, so Kutzner. Torsten Bork, Präsident von Brandenburgs größtem Sportverein SC Potsdam, sagte, er gehe fest davon aus, dass Sponsoren auch in Zukunft zum Verein halten würden. Zur Debatte um mehr Transparenz bei der Sportförderung sagte Bork, er begrüße jede Aktivität, die zu mehr Gerechtigkeit führt – das schließe Transparenz mit ein. Anders als andere Vereine hat der SC beispielsweise sein Kuratorium parteiübergreifend besetzt und dazu mit weiteren Personen aus dem öffentlichen Leben in Potsdam.

Beim Stadtsportbund (SSB), unter dessem Dach 53 Sportvereine mit rund 25 500 Mitglieder vereint sind, schrillen dagegen angesichts der Diskussion die Alarmglocken. „Wir sind extrem besorgt“, sagte Geschäftsführerin Anne Pichler. Angesichts der „Unterstellungen“ gegen Sponsoren und Sport sei dessen Finanzierung gefährdet. Zudem sei verwunderlich, dass sich die Diskussion ausschließlich auf den Sport, nicht aber auf andere Bereiche wie Kultur beziehe. Zugleich fürchte sie, dass sich künftig weniger Ehrenamtler für Sportvereine engagieren könnten, da auch diese mit „Unterstellungen“ rechnen müssten. Chancen bei der Diskussion um mehr Transparenz bei der Sportförderung durch städtische Unternehmen und die dabei fließenden Geldströme könne sie daher nicht erkennen. „Extrem bedauerlich“ sei es, wenn das gesamte System des Sports in Potsdam als „Klüngel“ bezeichnet werde, so Pichler.

Jürgen Eschert, erfolgreicher Team- Manager der Kanuten des KC im OSC Potsdam, sieht es ähnlich: „Es wurde alles kaputt gemacht, was über Jahre in Potsdam aufgebaut wurde.“ Die politischen Turbulenzen und ihre Folgen könne er nicht „nachvollziehen“. Dem OSC zumindest stünden die Sponsoren weiterhin „treu zur Seite“, versicherte Eschert. Auch die EWP zählt dazu. „Ich denke, da wird auch nichts passieren.“

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