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Im Endspurt. Es gibt die große Hoffnung, dass Potsdam ab Januar 2018 Schwimm-Bundesstützpunkt mit entsprechendem Cheftrainer ist.

© imago/Xinhua

Potsdamer Schwimmsport: Zweite Chance

Erneut ist die Cheftrainerstelle für einen Schwimm-Bundesstützpunkt in Potsdam ausgeschrieben. Das ist ein sehr gutes Zeichen für die Zukunft des Schwimmlandes Brandenburg. Enden nun die mehrmonatigen Querelen und Unsicherheiten?

Von Tobias Gutsche

Üblicherweise wird bei Schwimmwettkämpfen rigoros durchgegriffen. Wer einen Fehlstart macht, muss die Disqualifikation über sich ergehen lassen. Schluss, aus, vorbei. Anders läuft es im Kampf um den Status als künftiger Schwimm-Bundesstützpunkt. Potsdam hatte eigentlich seine Chance vergeben, bekommt nun aber eine zweite. Vorige Woche veröffentlichte der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) auf seiner Internetseite die neue Stellenausschreibung für „eine/n Bundesstützpunkttrainer/in Schwimmen in Potsdam“. Für die Zukunft des Schwimmlandes Brandenburg ein sehr gutes Zeichen. „Wir sind weiterhin im Geschäft“, sagt Sylvia Madeja.

Die Präsidentin des märkischen Landesschwimmverbandes (LSVBB) gehörte zu den Protagonisten der zurückliegenden Potsdamer Posse um den Bundesstützpunkt. Bereits nach anfänglichen Unstimmigkeiten hatte der DSV im Januar beschlossen, den Standort am Luftschiffhafen mindestens für den Olympiazyklus bis 2020 zu einem seiner nationalen Zentren machen zu wollen. Ab dem 15. Februar 2017 sollte die entsprechende Cheftrainerstelle besetzt werden. Doch Probleme bezüglich einer Personalie taten sich zwischen DSV und LSVBB auf, weshalb zunächst die Bewerbungsfrist verlängert wurde. Und letztlich schien es, als wäre das Projekt komplett gescheitert.

Streitpunkt war die Besetzung der Trainerstelle

Der Konflikt rankte sich um Jörg Hoffmann. Seit 2005 arbeitet der frühere Weltmeister und Weltrekordhalter über 1500 Meter Freistil als Trainer für die Spitzenschwimmer in Potsdam, verbuchte dabei mit Gold und Silber bei der Europameisterschaft sowie einer Olympiafinalteilnahme Erfolge, die es hier zuletzt während seiner aktiven Zeit gab. Chefbundestrainer Henning Lambertz ist ein Verfechter von Hoffmanns Wirken, schwärmt von dessen „trainingsmethodisch innovativer Art“. Darum wollte er ihn auch auf die Leitungsposition am Luftschiffhafen hieven.

Doch zwischen Jörg Hoffmann und anderen Coaches in der Potsdamer Talentschmiede hatten sich über die vergangenen Jahre hinweg Differenzen entwickelt. Die Nachwuchstrainer bemängelten seinen kommunikativen Umgang mit ihnen und seine fehlende Wertschätzung für ihre Verdienste, was die Landesschwimmverbandsspitze um Sylvia Madeja – auch nach Abstimmung mit den LSVBB-Mitgliedsvereinen – veranlasste, die Bundesstützpunktvereinbarung mit dem DSV nicht zu unterzeichnen, wenn Hoffmann „Chef“ sein soll. Stattdessen wurde angeregt, ihn weiter als Elite-Coach zu beschäftigen, als Führungskraft jedoch jemanden zu holen, der unvoreingenommen und unbelastet agieren kann. „Wir sind optimistisch, dass wir nun im zweiten Bewerbungsverfahren eine Einigung erzielen“, meint Sylvia Madeja.

Goebel: "Keine Bedenken mehr, Potsdam zu stärken"

Im Hause Deutscher Schwimm-Verband herrscht ebenso positives Denken. Ganz gelegen kommt es dabei womöglich, dass dort inzwischen ein, auf die bisherigen Querelen bezogen, unbefangener Verantwortlicher neu am Werk ist. Seit September – einen Monat nachdem bereits zahlreiche Wogen glättende Gespräche dazu geführt hatten, dass Potsdam vom DSV, Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und Bundesinnenministerium zurück auf die Liste der geplanten Schwimm-Bundesstützpunkte gesetzt worden war – ist Ruben Goebel Leistungssportdirektor im DSV und nun erster Ansprechpartner für die Potsdamer Stellenbesetzung. Er betont: „Von den Strukturen, der Kaderstärke und den Bedingungen vor Ort stand Potsdam für unseren Verband nie infrage.“ Allerdings gab es eben die offene Detailfrage, wie die durch den DOSB geforderte Richtlinienkompetenz umgesetzt wird. Sie besagt: Sämtliche Coaches am Stützpunkt folgen den Maßgaben des Chefbundestrainers, dessen verlängerter Arm in den Leistungszentren der entsprechende Standortleiter ist. „Wir befinden uns gemeinsam mit allen Partnern auf außerordentlich gutem Weg, diese Probleme auszuräumen, sodass wir keine Bedenken mehr haben, Potsdam mit einem Bundesstützpunkttrainer zu stärken“, erklärt Ruben Goebel.

Am 30. November endet die Bewerbungsfrist für den nochmals ausgeschriebenen Posten. „Den besten Bewerber, der sich nach unserem hochanspruchsvollen Auswahlverfahren herauskristallisiert, werden wir einstellen“, sagt der DSV-Leistungssportdirektor und versichert: „Es ist kein Kronprinz von uns vorgesehen. Wir gehen völlig offen an die Sache heran.“ Im Dezember soll dann die Entscheidung fallen, damit Potsdams „Bundesstützpunkttrainer/in“ ab dem 1. Januar 2018 das Amt bekleiden kann. Zehneinhalb Monate später als ursprünglich geplant. Besser spät als nie, werden sich diejenigen denken, denen der Schwimmsport in Potsdam und Brandenburg am Herzen liegt.

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