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Daumen hoch. Christian Diener hat sich für Olympia in Rio qualifiziert.

©  dpa

Potsdamer Schwimmsport: Ticket hier, Traurigkeit dort

Nach Johannes Hintze ist ein zweiter Potsdamer Schwimmer offiziell für Olympia qualifiziert: Christian Diener. Hingegen wird Yannick Lebherz nicht in Rio dabei sein. Der 27-Jährige hat bereits entschieden, wie es nun mit seiner Karriere weitergeht.

Von Tobias Gutsche

Christian Diener war am Donnerstag überrascht. Von sich selbst. Der Schwimmer des Potsdamer SV hatte bei den German Open in Berlin über seine Paradestrecke 200 Meter Rücken sowohl im Vor- als auch Endlauf seine Bestzeit, die bei 1:57,16 Minute liegt, jeweils nur knapp verpasst. „So schnell zu sein, hatte ich nicht erwartet. Ich bin in der Woche davor nur ein bisschen mit den Kilometern im Training runtergegangen. Richtig ausgeruht war ich also nicht einmal“, erzählte Diener. Als motivierende Schlussfolgerung zog er daraus: „Für Rio ist noch ordentlich was drin.“

Sein Ticket zu Olympia am Zuckerhut hat der Vize-Europameister von 2014 mit seinen beiden starken Rennen am vergangenen Donnerstag gebucht. „Endlich habe ich es“, meinte Diener, der bei der deutschen Meisterschaft im Mai die erste Qualifikationshürde gemeistert hatte und nun – knapp zwei Monate später – auch die zweite Stufe überstand. Alle für die Rio-Teilnahme geforderten Normzeiten – insgesamt waren es vier – unterbot er deutlich. „Damit gibt es keine Diskussionen um meine Nominierung. Ich bin dabei“, sagte der 23-Jährige. Ebenfalls dabei ist Johannes Hintze. Der seit Dienstag 17 Jahre alte Lagenspezialist hatte bereits im Juni den Qualifikationsprozess erfolgreich abgeschlossen und wird der zweite Potsdamer Schwimmer bei Olympia 2016 sein. Dass mehr als nur ein Athlet aus der brandenburgischen Landeshauptstadt in olympische Gewässer eintaucht, war zuletzt 1992 in Barcelona der Fall.

Krankheit nahm Lebherz die Möglichkeit, sein starke Form zu beweisen

Während für Diener und Hintze der Traum von der ersten Teilnahme an den Sommerspielen Realität wird, bleibt Yannick Lebherz der zweite Olympiastart seiner Karriere verwehrt. Er wollte sich am Freitag in Berlin noch einen Platz in der deutschen 4x200-Meter-Freistilstaffel erkämpfen. Doch seine guten, nahezu an die persönliche Bestmarke heranreichenden Zeiten in Vorlauf und Finale genügten dafür nicht. Insgesamt ist der Potsdamer nur siebtschnellster Deutscher in diesem Jahr auf jener Distanz. Nach dem German-Open-Endlauf, als klar war, Rio findet ohne ihn statt, kletterte Lebherz traurig aus dem Becken, schleppte sich einige Meter an Land weiter zu seinen PSV-Teamkollegen und setzte sich dort an eine Wand gelehnt auf den Fliesenboden. Etwa eine halbe Stunde verharrte er so. In sich gekehrt versuchte der 27-Jährige, den ersten Moment der bitteren Enttäuschung zu verdauen. „Es ist immer hart, sein Ziel zu verpassen“, sagte er später: „Erst recht, wenn man weiß, dass man gar nicht viel falsch gemacht hat.“

Im Gegenteil sogar. Er sei diese Saison in der Form seines Lebens gewesen. Das bestätigte auch Trainer Jörg Hoffmann. „Doch dann kam diese Krankheit dazwischen“, erklärte Lebherz. Einen Tag vor Beginn der deutschen Meisterschaft hatte ihn eine Seitenstrangangina erwischt. Er ging trotzdem über 200 Meter Freistil an den Start, schwamm couragiert, war letztlich aber gesundheitlich zu geschwächt, um das hohe Tempo durchhalten zu können. Nach der Genesung habe er zwar mit Blick auf die verbliebene Quali-Chance bei den German Open nochmal alles im Training gegeben, doch an das Top-Niveau von vor den nationalen Titelkämpfen kam er nicht mehr heran. „Ich hatte dieses Jahr nicht die Möglichkeit, mein volles Leistungsvermögen richtig abzurufen“, haderte der Staffel-Europameister von 2014, der so gerne auch in Rio Teil des deutschen Quartetts gewesen wäre: „Ich habe alles auf den 9. August ausgerichtet. Da finden bei Olympia die 4x200 Meter Freistil statt.“

Lebhherz: "Ich mache auf jeden Fall weiter"

Nun aber muss der gebürtige Darmstädter umdenken. „Stattdessen“, sagte er, „werde ich zu diesem Zeitpunkt wieder mit dem Training anfangen.“ Denn für ihn stehe fest: „Ich mache auf jeden Fall weiter.“ Tokio 2020 im Blick? „Ich werde jetzt von Saison zu Saison gucken.“ In die nächste wird Lebherz immerhin mit dem Bundeskaderstatus B gehen. Diesen hat er sich bei den German Open gesichert, indem er das nötige zweite Mal im Jahr 2016 die Norm von 1:48,37 Minute erfüllte. Auf die Hundertstelsekunde genau gelang ihm das am Freitag. Es war zumindest eine positive Nachricht für ihn. 

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