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Für wen schwimmst du? In Potsdam gibt es zwei Möglichkeiten.

© Petter Arvidson/dpa

Potsdamer Schwimmsport: Aus Unzufriedenheit entstanden

Wie einst hat Brandenburgs Landeshauptstadt wieder zwei Schwimmvereine. Das Schwimm-Team Potsdam wurde neu gegründet und besteht nun neben dem Platzhirschen Potsdamer SV im OSC. Die Konkurrenz kann bereichern – oder Konflikte befeuern.

Von Tobias Gutsche

Eins plus eins ist größer als zwei. Sinngemäß wurde im Jahr 2006 so darum geworben, die bis dato bestehenden zwei großen Schwimmclubs in Potsdam zu vereinen, um dank Kräftebündelung noch mehr schwimmerische Stärke zu erzeugen. Die Fusion aus 1. Potsdamer SV und OSC Potsdam wurde letztlich beschlossen, trat 2007 in Kraft. Seitdem ist der Potsdamer SV im OSC Potsdam die maßgebliche Adresse für den Schwimmsport in Brandenburgs Hauptstadt gewesen.

Gründung sei "nicht im Affekt" geschehen

Jener Verein hat Medaillengewinner bei Europa- und Weltmeisterschaften der Elite und Junioren in seinen Reihen, Olympiateilnahmen zu verbuchen sowie den deutschen Männer-Mannschaftsmeistertitel geholt, was mit der Kür zum märkischen Team 2015 honoriert wurde. Doch offenbar sind einige mit den Entwicklungen der vergangenen elf Jahre nicht zufrieden, weshalb nun das Vereinsleben wieder auseinander subtrahiert werden soll. Ende 2017 hat sich das Schwimm-Team Potsdam neu gegründet. Es ist bereits Mitglied im Stadtsportbund, Landessportbund Brandenburg und Deutschen Schwimm-Verband (DSV), bestätigt Theo Niederberger schriftlich auf PNN-Anfrage. Er ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender, seine Frau Grit Niederberger Schatzmeisterin, Peter Trämmler Präsident, dessen Frau Petra Trämmler Sportwartin und komplettiert wird die offizielle Führungsriege durch Jugendwart Jürgen Gustavus.

„Viele ehemalige Vereinsmitglieder des 1. Potsdamer Schwimmvereins sind heute der Meinung, dass der Zusammenschluss zum Potsdamer SV damals ein Fehler gewesen sei“, begründet Theo Niederberger, der mit seiner Frau einen Wohnsitz in der Schweiz sowie in Potsdam hat und auch Präsident des Schwimm-Teams Züri-Oberland ist. Der Akt zur Gründung eines neuen Potsdamer Vereins sei „nicht im Affekt“ entstanden, betont er. Vielmehr sei es „eine Folge von langen Gesprächen und intensiven Überlegungen vieler Familien und Sportler. Sie eint die Leidenschaft am Schwimmsport, der Wille zur Kinder- und Jugendförderung bis hin zur Unterstützung des Spitzensports“. Laut Theo Niederberger wurden dem Verein bereits Wassertrainingsflächen zugesprochen. Ein Wunsch sei, perspektivisch eine eigene Nachwuchsarbeit zu realisieren – ein solches Angebot hänge jedoch von den weiteren Verhandlungen über die Benutzung von Wasserflächen ab.

Aufbegehren von drei Sportschul-Lehrertrainern

Solange wird das Schwimm-Team Potsdam vorrangig eine Art Wettkampfclub sein, unter dessen Flagge ambitionierte Sportler antreten können, während sie ihren hauptsächlichen Trainingsschliff anderweitig erhalten: primär an der Sportschule Potsdam. Dieses Konzept lässt zumindest ein Blick auf die Vereinsinternetseite vermuten. Dort werden die beteiligten Trainer des Schwimm-Teams Potsdam aufgelistet. Neben den Niederbergers sind es Petra Trämmler, ehemalige Landestrainerin an den Standorten Potsdam und Brandenburg an der Havel, sowie Marko Letz, Thomas Luckau und Katrin Seitz.

Die drei zuletzt Genannten sind derzeitig Sportschul-Lehrertrainer und hatten ihren Unmut über die Situation des Potsdamer Schwimmsports schon vor einigen Monaten deutlich zum Ausdruck gebracht. Als Jörg Hoffmann leitender Bundesstützpunkttrainer am Luftschiffhafen werden sollte, lehnten sie dies vehement ab, weil zwischen ihnen und Hoffmann problematische Differenzen bestehen. Das Präsidium des Landesschwimmverbandes Brandenburg, das den Lehrertrainern nahesteht, setzte daraufhin das offizielle Veto. Der Stützpunktstatus drohte verloren zu gehen. Erst nach zahlreichen Vermittlungsgesprächen konnten die Wogen geglättet werden. Die Chefcoachstelle für Potsdam wurde dann nochmal ausgeschrieben und sollte eigentlich zum 1. Januar 2018 besetzt sein – seitens des verantwortlichen DSV ist allerdings noch keine Entscheidung verkündbar.

Potsdamer SV sieht sich in der besseren Position

Letz, Luckau und Seitz scheinen nun also als Teil des Schwimm-Teams Potsdam ihre Ideen umsetzen zu möchten. „In den letzten Wochen und speziell in den letzten vier Tagen“, berichtet Vize-Clubchef Theo Niederberger, „haben sich einige Mitglieder und Athleten für einen Beitritt in unseren Verein entschieden.“ Konkrete Angaben macht er dazu nicht. Dem Vorwurf, junge Sportler vom Platzhirsch Potsdamer SV abzuwerben, wie es in einer unlängst veröffentlichten Meldung auf der PSV-Internetseite anklingt, weist Niederberger vehement zurück.

Naturgemäß bringt die wiederkehrende Konkurrenz in Potsdams Schwimmbecken weiteres Konfliktpotenzial mit sich. Darauf möchte sich PSV-Präsident Michael Prenz zumindest nach außen nicht einlassen, stattdessen bleibt er pragmatisch. „Es herrscht Wettbewerbsfreiheit. Das kann ja beleben. Also lassen wir dem neuen Verein diese Freiheit. Aber ich bin gespannt, wie das Projekt gestemmt werden soll. Sponsoren gibt es hier eben nicht wie Sand am Meer“, erklärt er. Seinen Club sieht Prenz jedenfalls gewappnet: „Wir sind gut aufgestellt und daher in einer starken Position, unsere Spitzenathleten und Top-Talente zu halten.“ 

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