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Er kurbelt etwas an. Der ehemalige Radsportprofi Paul Voß (Mitte) hat sein „Paul Voss Development Team“ für Junioren in Potsdam angesiedelt. Seine Talente Pepe Voß (r.) und Jost Zankel fahren demnächst in der Junioren-Bundesliga.

© Matthias Schütt

Potsdamer Radsport: Unter den Fittichen eines Ex-Profis

Im Vorjahr fuhr Paul Voß noch bei der Tour de France. Inzwischen ist er vom Sattel gestiegen und führt nun ein Potsdamer Rad-Nachwuchsteam. Mit diesem möchte Voß in der "Radsport-Entwicklungsstadt" Potsdam etwas aufbauen.

Man nehme einen ehemaligen Radsportprofi, ein halbes Dutzend Talente und eine gute Prise Entwicklungspotenzial garniert mit etwas Risikofreude. Fertig ist ein Potsdamer Nachwuchsteam, das in knapp dreieinhalb Wochen in der „Müller – Die lila Logisitik-Rad-Bundesliga“ der Junioren an den Start geht. Sechs 17 und 18 Jahre alte Rennradfahrer des „Paul Voss Development Teams“ (PVDT) aus Potsdam werden in dem Liga-Peloton in die Pedalen treten. Sie gehören zur Nachwuchs-Mannschaft des ehemaligen Radprofis Paul Voß, die Anfang des Jahres 2016 gegründet wurde. Zum Auftakt der Saison geht es am 1. Mai im Rennen „Rund um den Finanzplatz“ in Frankfurt am Main über die Distanz von 127,2 Kilometer. Die Rad-Bundesliga umfasst für die U19-Sportler zehn Rennen in ganz Deutschland.

Das PVDT mit seinen sechs Nachwuchsfahrern hat in seiner Premierensaison ehrgeizige Ziele. „Die Jungs haben das Zeug, vorne mit reinzufahren. Es ist Potenzial vorhanden“, sagt Teammanager Paul Voß, der bis zum vergangenen Jahr selbst noch in der Männer-Elite für das Bora-Argon18-Team Rennen fuhr. In seiner Karriere startete Paul Voß drei Mal bei der Tour de France, wo er 2016 sogar für einen Tag das gepunktete Trikot des Führenden in der Bergwertung trug. Ebenso fuhr der gebürtige Rostocker beim Giro d'Italia sowie bei der spanischen Vuelta-Rundfahrt mit. Der 31-Jährige bekam aber in dieser Saison keinen neuen Vertrag mehr und wechselte daraufhin schnell die Seiten. „Das war ein fließender Übergang vom Profi zum Teammanager. Viel Zeit, meiner Karriere hinterherzutrauern, hatte ich nicht“, so Voß. Nach 13 Jahren stieg er vom Sattel ab und kümmert sich in der märkischen Landeshauptstadt nun intensiv um Talente seiner Zunft. „Das war schon immer mein Ziel für die Zeit nach der aktiven Karriere. Ich will Talente finden und entwickeln. Die Jungs sollen sich ausprobieren und alle Facetten des Radsports kennenlernen.“

Potsdamer Radvereine begrüßen Voß-Initiative

Es ist auch der Job eines Entwicklungshelfers. „Die aktuellen Strukturen für Radsportler in Berlin und Brandenburg passen nicht“, sagt Voß. Er wolle „eine Alternative bieten, einige Sachen anders machen und meine Erfahrungen weitergeben“, so der Ex-Profi, der nebenbei noch als sportlicher Leiter beim britischen Team Wiggins tätig ist. Im PVDT arbeitet auch Sarah Voß, Sportwissenschaftlerin „und meine rechte Hand“, wie Paul Voß über seine Schwester sagt. Zudem sind ein Sportpsychologe, ein Trainer sowie ein sportlicher Leiter dabei. Das fünfköpfige Team kümmert sich um alle Belange der aktuell sechs Radsportler aus Berlin, Brandenburg, Bremen und Rheinland-Pfalz. Alle sind in Vereinen gemeldet, fahren in der Rad-Bundesliga aber für das private PVDT. Das Saisonbudget soll idealerweise 20.000 Euro betragen. Voß und seine Mitstreiter sind gerade dabei, es zusammenzustellen.

Nach Potsdam kehrt der gebürtige Rostocker Voß, der zu seinen Profi-Zeiten viel von den Straßen der Welt gesehen hat, zurück in seine alte Sportheimat. Immerhin fuhr er früher für den Olympischen Sportclub (OSC) Potsdam und startete daraufhin zu einer großen Radsportkarriere durch. Aufgrund seiner Erfolge sieht man sowohl bei der Radsportabteilung des OSC als auch beim RSC Sturmvogel Potsdam die Entwicklung rund um das PVDT positiv. „Wir freuen uns über Pauls Engagement, besonders, weil wir selbst keinen eigenen Nachwuchs mehr haben“, so Andreas Koch vom OSC. Dana Skowrnowski, Jugendsprecherin beim RSC, ist ebenfalls angetan von der Idee: „Das ist super für den Radsport in Potsdam und macht die Sportart sicher wieder interessant. Wir selbst haben einige jüngere Sportler, vielleicht schafft es von denen ja mal einer in das PVDT.“

Paul Voß: "Ich identifiziere mich mit der Stadt"

Voß hat sich sehr wohl überlegt, wo er sein Engagement ansiedelt. „Meine Mutter lebt seit knapp 14 Jahren hier in Potsdam, und ich zeitweilig auch. Ich identifiziere mich mit der Stadt. Wir als Team wollen in Potsdam etwas aufbauen und uns entfalten. Zumal Potsdam in Sachen Radsport doch noch Entwicklungsstadt ist“, meint der 31-jährige, der nun gespannt vorausschaut: „Wir sind alle heiß darauf, dass es in Frankfurt am Main mit der Rad-Bundesliga losgeht.“

Matthias Schütt

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