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Überrascht und überwältigt. Stabhochspringerin Friedelinde Petershofen vom SC Potsdam kann es kaum fassen, dass sie bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Erfurt ihre Bestleistung um 25 Zentimeter verbesserte und nun Kandidatin für die Weltmeisterschaften in London ist.

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Potsdamer Leichtathleten bei DM in Erfurt: Und plötzlich deutsche Spitze

Potsdams Leichtathleten überraschen bei den nationalen Meisterschaften mit Bestmarken und Medaillen. Gespannt wartet man nun in der märkischen Landeshauptstadt auf die WM-Nominierungen des Verbandes. Einen goldigen Abschluss feierte zudem die U20-Staffel.

Am Tag danach hatte Stefan Ritter noch immer Gänsehaut. Der Stabhochsprung-Trainer des SC Potsdam wartete gestern Vormittag auf dem Flughafen Frankfurt (Main) auf den Abflug nach Nairobi, wo in der kommenden Woche die U18-Weltmeisterschaften stattfinden. Als Bundes-Nachwuchstrainer betreut er dort unter anderem Leni Wildgrube vom RSV Eintracht 1949. Abgehoben war am Tag zuvor ein anderer Schützling seiner Trainingsgruppe: Friedelinde Petershofen steigerte bei den Deutschen Leichtathletikmeisterschaften in Erfurt ihre persönliche Bestmarke um 25 Zentimeter auf 4,55 Meter. Folge: Bronze und Erfüllung der Norm des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV) für die Weltmeisterschaften in London kommenden Monat.

Und am gestrigen frühen Abend machte es ihr Vereinskollege Bernhard Seifert gleich: Der Speerwerfer verbesserten sich in einem tollen Wettkampf um mehr als zwei Meter auf die neue Bestweite von 84,62 Meter – sicherte sich damit Bronze und die WM-Norm. Der Potsdamer gehört damit zu einem Sextett deutscher Speerwerfer, aus dem der DLV nun drei WM-Fahrer wählen muss.

Petershofen nun Medaillenkandidatin bei Junioren-EM

Für Friedelinde Petershofen begann der Wettkampf keineswegs optimal. „Ich hatte zunächst mit der Hitze im Stadion zu tun und habe mich völlig schlapp gefühlt“, erzählt sie. Doch ihr Trainer war zuversichtlich. „Sie ist die bisherige Saison immer sehr konstant bei 4,30 Meter gewesen“, so Ritter, „alle Versuche waren deutlich drüber.“ Daher habe es sich angedeutet, dass es höher hinaus gehen kann. Tatsächlich wurde Petershofen nach einer biomechanischen Auswertung ihrer Sprünge in der Vorwoche ein aktuelles Leistungsvermögen von 4,48 Meter prognostiziert. Als am Samstag 4,35 Meter auflagen, „musste ich etwas laut werden und sie wachrütteln“, verrät Ritter. Mit Erfolg: Petershofen griff zu einem härteren Stab, überquerte im zweiten Versuch die 4,35 Meter und machte zum ersten Mal an diesem Tag einen Haken hinter einer neuen Bestmarke. Die 4,45 Meter meisterte sie auf Anhieb, die 4,55 Meter schließlich im zweiten Versuch. „Ich bin einfach drübergeflogen. Das war ein unglaubliches Gefühl“, sagt Friedelinde Petershofen. Dass sie eine neue Bestleistung springen kann, sei ihr klar gewesen, doch mit dieser Steigerung hatten weder sie noch ihr Trainer gerechnet.

Ob die Potsdamerin tatsächlich für die WM nominiert wird, entscheidet sich Anfang dieser Woche. Mit den 4,55 Meter hat sie nur ein Kriterium des DLV erfüllt. Dieser verlangt außerdem eine Stabilitätsnorm von übersprungenen 4,45 Meter im Laufe der aktuellen Saison – dies kann Friedelinde Petershofen nicht nachweisen. „Wir sind da ganz gelassen“, meint Ritter, wichtigste Aufgabe sei ohnehin die U 23-Europameisterschaft in Bydgoszcz, wo am kommenden Donnerstag für die Stabhochspringerinnen zunächst die Qualifikation und am Samstag das Finale terminiert sind. Mit ihrem Erfurter Sprung ist die Studentin bei der Junioren-EM nun plötzlich eine Medaillenkandidatin. Nur ein Trio mit jeweils 4,60 Metern liegt in Europa vor ihr. „Wenn ich die Höhe bestätigen kann, habe ich in jedem Fall Chancen auf eine Medaille“, blickt die 21-Jährige voraus.

Felix Wenzel sichert sich den Silberplatz im Dreisprung 

Zu den überraschend guten Potsdamer Ergebnissen gehört auch der Vize-Meistertitel im Dreisprung von Felix Wenzel. Auch er konnte sich beim nationalen Höhepunkt auf 16,15 Meter steigern und dafür Silber in Empfang nehmen. Sein Trainingspartner Max Pietza legte auch zu und seine Saisonbestleistung von 15,76 Meter bedeuteten am Ende den fünften Platz.

Wieder eine Medaille gab es für Diskuswerfer Markus Münch, dessen großes Ziel auch die Welttitelkämpfe sind (Norm: 65,00 Meter). Seine 62,04 Meter bedeuteten Bronze, damit ließ er immerhin Olympiasieger Christoph Harting (60,06) deutlich hinter sich. Für Potsdams U23-EM-Starter Henning Prüfer gingen in Erfurt 58,44 Meter ins Protokoll ein, damit wurde er Neunter.

U20-Staffel vom Luftschiffhafen läuft auf Rang eins

Diskuswerferin Kristin Pudenz vom SC Potsdam wurde mit 58,71 Metern Fünfte, womit sie trotz zuvor erfüllter WM-Norm keine Chance für eine London-Nominierung hat. Zu den guten Ergebnissen des SC Potsdam in Erfurt zählt auch der vierte Platz von Speerwerferin Annika-Maria Fuchs, die mit ihren 50,35 Metern nur knapp unter der eigenen Bestmarke lag.

Komplett machte den glänzenden Potsdamer Auftritt die 4x400-Meter-Staffel der U 20, die ihren Meister im Rahmen der Titelkämpfe ermittelten. In der Besetzung Marvin Wenzel, Jean-Paul Bredau, Tim Konitzki und Justus Ringel lief das Quartett vom Luftschiffhafen in guten 3:17,33 Minuten unerwartet zu Gold. (mit Gerhard Pohl)

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