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Kenner der Szene. Dirk Thiele begleitet seit Jahrzehnten die Leichtathletik.  

© Andreas Klaer

Potsdamer Kugelstoß-Meeting 2019: „Wir machen nicht die gleiche Soße“

Dirk Thiele ist als langjähriger TV-Sportreporter ein ausgewiesener Leichtathletikexperte. Im Interview spricht der Potsdamer über Reformbedarf der Leichtathletik, das Kugelstoß-Meeting in der MBS-Arena und Überlegungen zu einem Patent. 

Von Tobias Gutsche

Herr Thiele, das internationale Potsdamer Kugelstoß-Meeting entwächst langsam seinen Kinderschuhen. Es findet nun bereits zum dritten Mal statt. Wie schätzen Sie das Projekt ein?

Es war eine super Entscheidung, das Meeting anzuschieben. Beim ersten Mal hatten wir noch Schwierigkeiten in der Umsetzung, daraus aber gelernt. 2017 lief es dann weitaus besser. Wir hatten an Stellschrauben gedreht, die Veranstaltung wurde knackiger und übersichtlicher

Warum braucht es Ihrer Meinung nach solche Formate wie „K.o. durch die Kugel“?

Die gesamte Leichtathletik ist stark reformbedürftig. Seit Jahrzehnten ist das die gleiche Soße – und das lockt die Menschen einfach nicht mehr so an wie früher. Man darf sich nicht an alten Traditionen festklammern, sondern muss außergewöhnliche Erlebnisse schaffen. Durch Nähe zum Publikum beispielsweise. Und die Wettkämpfe müssen schneller ablaufen, nachvollziehbarer sein. Niemand möchte mehr stundenlang etwas sehen, das dann auch nicht ordentlich für das Publikum aufbereitet wird.

Weshalb eignet sich das Kugelstoßen so gut für Innovation?

Weil es zunächst einmal eine faszinierende Disziplin ist. So kraftvoll, explosiv und technisch anspruchsvoll. Aber es benötigt eben auch nicht so viel Platz, was eine kompakte Veranstaltungsfläche möglich macht. Bei der Europameisterschaft vergangenes Jahr in Berlin war die Idee, die Qualifikation der Kugelstoßer in einer kleinen Arena am Breitscheidplatz durchzuführen, gut. Wir müssen mit der Leichtathletik zu den Menschen.

Welches Potenzial sehen Sie im Potsdamer Meeting?

Aktuell lebt es von David Storl. Er ist das erfolgreiche Gesicht des deutschen Kugelstoßen, ohne ihn wäre Deutschland in dieser Disziplin international unter dem Mittelmaß. Aber „K.o. durch die Kugel“ kann selbst eine lange Erfolgsgeschichte werden, weil das Format einfach einmalig ist – weltweit. Nach einer Qualifikation die Sportler in direkten Duellen antreten zu lassen, hat seinen besonderen Reiz. Da geht es um alles oder nichts. Es sind Überraschungen möglich, die großen Favoriten können mal einen schwachen Durchgang erwischen. Und weil es dieses spezielle Konzept bisher auf der ganzen Welt nur bei uns in Potsdam gibt, haben wir auch die Überlegungen, es rechtlich schützen zu lassen. 

ZUR PERSON: Dirk Thiele (76) gewann 2008 den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Sport. Der Potsdamer Sportreporter ist Initiator, Mitorganisator und Moderator des Kugelstoß-Meetings in der MBS-Arena.

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