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Potsdamer Kanu-Rennsport: Schöne Erinnerungen und viele Emotionen

Ein historisch erfolgreiches Jahr liegt hinter dem Kanu Club Potsdam, der vor allem bei Olympia in Rio glänzte. Das wurde nun nochmal bei der Kanuparty gefiert, in deren Rahmen Katrin Wagner-Augustin und Ronald Verch aus dem Leistungssport verabschiedet wurden.

Von Tobias Gutsche

Voller Genuss ließ der KC Potsdam am Samstag bei seiner Kanuparty das Jahr 2016 Revue passieren. Ein historisch erfolgreiches, wie den Clubverantwortlichen klar wurde, als sie in Vorbereitung auf die Feierlichkeiten Bilanz zogen. Je zweimal Gold und Silber sowie einmal Bronze bei Olympia, acht Europameisterschaftsmedaillen, zwei Titel bei der U23-Weltmeisterschaft, dreimal auf dem Podest der Junioren-WM und zu zwölf Plaketten im Rahmen der Olympic Hope Games gepaddelt – so gut, hieß es vonseiten des KCP, habe man noch nie eine Saison absolviert. „2016 war einfach nur atemberaubend“, befand der Vereinsvorsitzende Torsten Gutsche, „und die Sommerspiele von Rio waren die Krone des Ganzen.“

Das Schwelgen in den Erinnerung an die Olympia-Auftritte der Potsdamer Kanu-Rennsportler sorgte vorgestern im Seminaris-Hotel für viel Gänsehaut. Das Höchstmaß an Emotionalität wurde jedoch nicht beim Blick auf die sechs glorreichen Wettkampftage in der Lagoa Rodrigo de Freitas erreicht. Sondern mit der Würdigung von Leistungen, die sich über rund drei Dekaden hinweg entwickelt hatten. Es gab für Katrin Wagner-Augustin und Ronald Verch die offizielle Verabschiedung aus dem Leistungssport – in Form von bewegenden Laudationen ihrer langjährigen Trainingsgefährten Franziska Weber beziehungsweise Stefan Kiraj. Warme Worte, stehende Ovationen, tosender Applaus und steigender Pegelstand in den Augen vieler Anwesender – zum Teil trat das Wasser dann auch über die Ufer.

Laufbahn als Trainerin und auf dem Weg zum Doktortitel

So etwa bei Katrin Wagner-Augustin selbst. „Abschiede sind doch nicht so mein Ding“, meinte die vierfache Olympiasiegerin und zehnmalige Weltmeisterin, während sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. Zuvor hatte die inzwischen mit vier Olympiamedaillen dekorierte Franziska Weber in ihrer Rede ein eindrucksvolles Bild von der ehrgeizigen, trainingsfleißigen Athletin und dem direkten, herzlichen Menschen Katrin Wagner-Augustin gezeichnet. Sie dankte ihr für die tolle gemeinsame Zeit und erklärte: „Wie viele Leute können von sich sagen, dass sie das Glück hatten, hautnah von ihrem großen Vorbild im Training und im Wettkampf lernen zu dürfen. Ich kann es.“ Bereits im Frühjahr 2015 hatte Wagner-Augustin ihr Karriereende bekanntgegeben, weil die Geburt ihres zweiten – inzwischen schon über ein Jahr alten – Kindes bevorstand. Nunmehr steckt die 39-Jährige aber wieder im Kanugeschehen, seit Anfang Januar gehört sie zum Coaching-Stab des Stützpunkts am Luftschiffhafen. „Es kann uns doch nichts Besseres passieren, als so eine erfolgreiche und erfahrene Frau als Trainerin für unseren Nachwuchs zu bekommen“, sagte Clubchef Gutsche.

Dass auch Ronald Verch nach dem Ausklang seiner Laufbahn dem Verein weiter eng unterstützend – in welcher Art auch immer – verbunden bleibt, ist sehr wahrscheinlich. Der Canadierfahrer, der einmal Welt- und zweimal Europameister wurde, engagierte sich schon jüngst, indem er die Gestaltung des KCP-Jahreskalenders 2017 übernahm. Dessen Titelbild zeigt den Jubel von Sebastian Brendel und Jan Vandrey, nachdem sie in Rio olympisches Canadierzweier-Gold gewonnen hatten. „Ich bin stolz, den Jungs dabei geholfen zu haben und ein Teil des Erfolgs gewesen zu sein“, erzählte der vor dem Abschluss seines Sportwissenschaft-Promotionsstudium stehende Verch. Er sammelte zwar zehn internationale Medaillen, eine Olympiateilnahme blieb ihm jedoch verwehrt, weil er im Einer an Top-Star Brendel nicht vorbeikam und kein Doppel mit ihm bestreiten konnte, weil beide Linksschläger sind. Sowohl für London 2012 als auch Rio 2016 war Verch Ersatzmann. Dank seines herausragenden Eifers trieb er im Training die Kollegen unermüdlich an.

Die neue, vielversprechende Generation kommt bereits nach

Zum Beispiel auch Kurt Kuschela, der in London mit Peter Kretschmer den Zweiertriumph gelandet hatte und Ende 2015 von der Spitzensportbühne abgetreten war. Der Berufsfeuerwehrmann sollte vorgestern ebenfalls offiziell verabschiedet werden, konnte allerdings nicht bei der Kanuparty dabei sein. „Aber das“, versprach Sebastian Brendel, „holen wir nach.“

Wagner-Augustin, Verch, Kuschela: Drei absolute Top-Leute des KC Potsdam haben also in jüngerer Vergangenheit das Paddel aus der Hand gelegt. Doch das Besondere an diesem Verein, dem weltweit erfolgreichsten seiner Zunft, ist, dass die neue Generation bereits heranrast. „Bei den internationalen Nachwuchsmeisterschaften vergangenes Jahr konnten wir zeigen, dass wir etliche sehr vielversprechende Talente haben. Da kommt was nach“, urteilte Torsten Gutsche. Der beziehungsweise die eine oder andere solle bestenfalls schon 2020 unter den olympischen Ringen ihr Können zeigen.

In Tokio finden die Spiele dann statt. Für den KC Potsdam ist das fast schon ein mythischer Ort. Denn in der japanischen Metropole gewann Canadiereiner-Fahrer Jürgen Eschert 1964 die erste KCP-Olympiamedaille – es war eine goldene. Danach kamen 18 weitere Siege, elf Silber- sowie fünf Bronzeplaketten hinzu. Und in den nächsten vier Jahren wird nun daran gearbeitet, dass Tokio erneut einen Platz in der langen Auflistung Potsdamer Kanu-Olympiaerfolge erhält. 

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