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Zweite Chance. Bei der WM 2015 hatte der Potsdamer Stefan Kiraj im Canadier-Sprint keinen Olympia-Quotenplatz für das deutsche Team gesichert. Nun kann er dies nachholen.

©  Ute Freise

Potsdamer Kanu-Rennsport: Duisburger Dreierpack im Zeichen von Olympia

Gleich drei bedeutsame Kanu-Rennsport-Wettkämpfe finden diese Woche auf der Wedau-Regattabahn statt und jeweils wird dabei in Richtung Rio gepaddelt. Mittendrin im Geschehen sind mehrere Potsdamer Athleten.

Von Tobias Gutsche

Was Wimbledon für das Tennis ist, ist die Wedau-Regattabahn für den Kanu-Rennsport. Diesen Vergleich zog José Perurena, Präsident des Kanu-Weltverbandes ICF, vor knapp drei Jahren, als auf der Duisburger Anlage die WM stattfand. Keine andere Wettkampfstätte für den Kanu-Rennsport genießt weltweit mehr Anerkennung. Und in dieser Woche wird der herausragende Status des Standortes einmal mehr untermauert, denn in Duisburg werden gleich drei bedeutsame Veranstaltungen ausgetragen. In allen drei Fällen wird Richtung Sommerspiele in Rio gepaddelt – jeweils sind Potsdamer Athleten mittendrin im Geschehen.

Den Anfang der Wedauer Wettkampfwoche, an der insgesamt rund 1300 Aktive aus 70 Nationen teilnehmen, machen die paralympischen Kanuten. Seit gestern ermitteln sie bei der Weltmeisterschaft ihre Besten und kämpfen dabei auch um die restlichen Quotenplätze für die Paralympics. Ein solches Ticket wollen Daniela Sjöberg-Holtkamp und Stefan Volkmann ergattern. Die beiden 50-Jährigen starten für den Aktiv e.V. Stahnsdorf und trainieren unter der Leitung von Coach Paul Zech bei den Wassersportfreunden Pirschheide in Potsdam. Während Volkmann von seiner ersten Paralympics-Nominierung träumt, hat Sjöberg-Holtkamp bereits an den Spielen teilgenommen. Und zwar sehr erfolgreich. 1992 in Barcelona holte sie Gold und Bronze – damals aber noch als Schwimmerin.

Stefan Kiraj kämpft um einen Rio-Quotenplatz

Am heutigen Mittwoch und morgigen Donnerstag geht es dann bei der kontinentalen Olympia-Qualifikation auch für die nicht-gehandicapten Sportler um Rio-Quotenplätze. Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) versucht dabei, diese Startberechtigungen noch in fünf Bootsklassen, in denen die Vorgaben bei der WM 2015 nicht erfüllt worden waren, nachträglich zu buchen. Stefan Kiraj vom KC Potsdam soll jene Aufgabe im Canadier-Einer auf der 200-Meter-Sprintdistanz meistern. Erster oder Zweiter muss der WM-15. des Vorjahres dafür werden. „Das wird eine ganz schwere Nummer“, meint Ralph Welke, KCP-Cheftrainer und zugleich Canadier-Bundestrainer. Kirajs Konkurrenz sei „extrem stark“. Unter anderem trifft er auf den Olympiasieger von 2012 und Weltmeister von 2014, Jury Cheban aus der Ukraine, sowie den zweifachen WM-Bronzemedaillengewinner, Alfonso Benavides aus Spanien. „Das sind große Namen. Aber ich glaube an meine Chance“, sagt Kiraj.

Ein weiteres spannendes Qualifikationsrennen ist im Canadier-Zweier über 1000 Meter zu erwarten. Dort treten die WM-Siebten Peter Kretschmer und Michael Müller (Leipzig/Magdeburg) für Deutschland an. Der Ex-Potsdamer Kretschmer hatte 2012 in dieser Disziplin olympisches Gold gewonnen – gemeinsam mit seinem damaligen KCP-Kollegen Kurt Kuschela, der seine Karriere inzwischen beendet hat. „Als Sieger von London“, so Bundestrainer Welke, „muss es natürlich unser Ziel sein, auch in Rio wieder einen C2 dabei zu haben.“

Beim Weltcup können Olympia-Nominierungen gesichert werden

Entscheidungen darüber, welche Sportler zur deutschen Olympia-Flotte gehören werden, können nun bereits am Wochenende fallen – beim Weltcup, der den Duisburger Wettkampf-Dreierpack komplettiert. „Ein Ticket für Rio kann jetzt aber erst einmal nur über Kleinboot-Leistungen sicher gelöst werden. Und auch nur von Leuten aus der DKV-Kernmannschaft“, erklärt Coach Ralph Welke. Aus Potsdamer Sicht seien Sebastian Brendel (Canadier-Einer/1000 Meter), Ronald Rauhe (Kajak-Zweier/200), Franziska Weber (Kajak-Zweier/500) und Kiraj – vorausgesetzt er holt zuvor den Quotenplatz – heiße Anwärter. „Sie müssen unter die Top 3 fahren, bestes deutsches Boot sein und dürfen nur maximal 1,5 Prozent langsamer als das Siegerboot sein.“ Schaffen sie das, haben sie die Voraussetzungen für eine Olympia-Nominierung erfüllt. Die zweite Möglichkeit, um die nötigen Leistungsnachweise zu erbringen, bietet sich dann übernächstes Wochenende beim Weltcup in Racice. 

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