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Spektakel im Herzen der Stadt. Der Kanalsprint lockt stets Tausende Zuschauer in die Yorckstraße. 

© Manfred Thomas

Potsdamer Kanu-Kanalsprint: Schaufahrt zum Saisonende

Zum 14. Mal rasen Weltklasse-Kanuten durch den Stadtkanal in der Yorckstraße. Mit dem heimischen Event schließen die Potsdamer Paddler ihr glorreiches Wettkampfjahr 2018 ab. Die Freude über starke Ergebnisse wurde beim KC Potsdam allerdings auch etwas getrübt.

Von Tobias Gutsche

Natürlich war Jann Jakobs (SPD) dabei. Die Anfrage vom Kanu Club Potsdam, bei einem Empfang für die diesjährigen WM-Helden mitzuwirken, bestätigte er prompt. Also genoss Jakobs diese Woche auf den letzten Metern seiner Zeit als Oberbürgermeister das Zusammensein im Kreise der Paddler. Sie hatten ihm so intensiv wie sonst niemand über all die Jahre geholfen, Potsdams Ruf der Sportstadt zu manifestieren. Daher ist er auch mit der „traditionellen Potsdamer Kanu-Abfolge“ vertraut, wie Jakobs es formuliert. Jedes Jahr aufs Neue. Erst Abräumen beim internationalen Saisonhöhepunkt, danach Glänzen beim nationalen Championat und zum Abschluss die sympathisch-volksnahe Schaufahrt beim Kanalsprint in der Yorckstraße.

Am Sonntag findet Letzterer zwischen 14 und 17 Uhr bereits zum 14. Mal statt. Einer-Rennen der Männer und Frauen im Kajak und Canadier werden dann wieder über sechs K.o.-Duellrunden ausgetragen. 32 Teilnehmer aus Potsdam, anderen Leistungszentren Deutschlands sowie sechs weiteren Nationen sorgen für einen attraktiven Mix aus lokaler und internationaler Weltklasse. Für den KC Potsdam endet damit ein erneut herausragendes Jahr. Vergangene Woche holte der Verein 80 Medaillen bei der Deutschen Meisterschaft – so viele wie noch nie. Und davor sammelten die Top-Stars siebenmal Edelmetall bei der Weltmeisterschaft und erreichten mit fünf Goldplaketten ihre beste WM-Titelausbeute seit 2007.

Ikone. Zehnfach-Weltmeister Sebastian Brendel ist auch wieder im Kanal dabei. 
Ikone. Zehnfach-Weltmeister Sebastian Brendel ist auch wieder im Kanal dabei. 

© Manfred Thomas

Annika Loske gewann in Portugal zwar kein Gold, aber sie schrieb dennoch Geschichte. Als erste deutsche Canadierfahrerin überhaupt sicherte sich die Potsdamerin eine WM-Medaille der Eliteklasse. Silber im Einer über 5000 Meter. Bei ihrem dritten Kanalsprintstart wird die 20-Jährige also übermorgen in ungewohnter Rolle sein. Neben gestandenen Athleten wie Sebastian Brendel, Ronald Rauhe und Franziska Weber ist sie dann ein Aushängeschild. Daran – unter dem Label „Vizeweltmeisterin“ vorgestellt zu werden – müsse sie sich noch gewöhnen, erklärt die Sportsoldatin und Psychologiestudentin.

Der silberne Erfolg werde ihr jetzt zusätzlichen Schub für die Karriere verleihen, betont Annika Loske. „Den Schwung mitnehmen, dranbleiben, hart trainieren und an den Schwächen im Kraftbereich und in der Technik arbeiten.“ Das nimmt sie sich vor. Auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2020, bei denen Canadierfrauen erstmalig antreten werden. Die Qualifikation dafür sei schwierig, meint sie. „Aber ich werde alles probieren.“

Geschichte geschrieben. Annika Loske gewann als erste deutsche Canadierfahrerin eine WM-Medaile.
Geschichte geschrieben. Annika Loske gewann als erste deutsche Canadierfahrerin eine WM-Medaile.

© Ute Freise

Ähnlich sieht es bei KCP-Mann Tamas Gecsö aus. Der 21 Jahre alte Kajakfahrer hatte nach Bronze 2017 nun dieses Jahr Gold mit dem Vierer über die in dieser Bootsklasse nicht mehr olympischen 1000 Meter geholt. „Das war super. Er hat sich klasse entwickelt“, sagt Arndt Hanisch, leitender Bundestrainer aus Potsdam. Doch es schon ins Olympiateam 2020 zu schaffen, erfordere einen enormen weiteren Sprung. Bei den Kajakmännern ist Deutschland derzeit die weltbeste Nation. „An den Etablierten vorbeizukommen, ist sehr schwer. Aber Tamas wird angreifen – und sobald einer Schwäche zeigt, wird er auch dastehen. Da bin ich mir sicher“, so Hanisch.

Goldteam. Der Potsdamer Tamas Gecsö sowie Jacob Schopf, Jakob Thordsen und Lukas Reuschenbach (v.r.) holten den WM-Titel im Kajak-Vierer über 1000 Meter. 
Goldteam. Der Potsdamer Tamas Gecsö sowie Jacob Schopf, Jakob Thordsen und Lukas Reuschenbach (v.r.) holten den WM-Titel im Kajak-Vierer über 1000 Meter. 

© Ute Freise

Für Überraschungen ist Gecsö jedenfalls gut. Das hat er dieses Jahr bewiesen. Der gebürtige Ungar, der seit 2013 in Deutschland lebt und inzwischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft hat, riss sich vergangenen Herbst mehrere Bänder in der Schulter. Erst im Januar konnte er wieder paddeln. „Die ganze Grundlage für die Saison fehlte ihm“, sagt sein Coach. „Wir nahmen die U23-WM als Saisonziel.“ Aber Tamas Gecsö stürmte trotz Trainingsrückstandes ins A-Nationalteam – und zu Gold bei der Elite-WM. „Beeindruckend“, findet Hanisch. Beim Kanalsprint kann sein Schützling allerdings nicht starten. Als Sportsoldat macht er seit dieser Woche die Grundausbildung der Bundeswehr mit.

+++ Hoher Schaden durch Motorendiebstahl +++

Die Freude des KC Potsdam über die sensationelle Erfolgsbilanz bei der Deutschen Meisterschaft wurde getrübt. Während die Sportler und ihre Trainer vergangene Woche zum Championat in Hamburg weilten, kam es zu einem dreisten Diebstahl am Vereinsgelände. Unbekannte raubten fünf Motoren von Booten, die die Coaches nutzen. KCP-Cheftrainer Ralph Welke spricht von „gut und gern 20 000 Euro Schaden“. Schon mehrfach hatten Diebe Bootsmotoren am Potsdamer Kanu-Stützpunkt abgebaut. Welke: „Wir appellieren daher an die Verantwortlichen des Luftschiffhafens, Maßnahmen einzuleiten, um das Risiko für solche Vorfälle zu verringern.“ Beispielsweise eine Beleuchtung, Videoüberwachung oder komplette Umzäunung der Steganlage.

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