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An der Spitze der Welt. Christopher Linke vom SC Potsdam hat im 20-Kilometer-Rennen bei der Weltmeisterschaft in London lange den Taktstock geschwungen. Den Klang der Medaillen verpasste er mit Platz fünf knapp.

©  Philipp Pohle

Potsdamer in London: Leichtathletik-WM: Hohes Risiko über 20 Kilometer

Der Potsdamer Geher Christopher Linke diktierte das 20-Kilometer-Rennen bei der Weltmeisterschaft in London lange mit. Am Ende wurde er erneut Fünfter - wie 2016 bei Olympia. Einen guten WM-Auftritt legten auch die anderen beiden Potsdamer Nils Brembach und Hagen Pohle hin.

Potsdam/London - Er hat alles versucht und riskiert, doch der glänzende Lohn blieb ihm verwehrt. Potsdams Geher Christopher Linke hat bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in London die erhoffte Medaille über 20 Kilometer verpasst. Der 28-Jährige kam am gestrigen Sonntag nach 1:19:21 Stunden wie bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro auf den fünften Platz. Weltmeister wurde der Kolumbianer Eider Arévalo in 1:18:54 vor dem unter neutraler Flagge startenden Russen Sergej Shirobokow (1:18:55) und dem Brasilianer Caio Bonfim (1:19:04). Linkes Clubkollegen Nils Brembach und Hagen Pohle vom SC Potsdam belegten auf dem Rundkurs die Plätze 15 und 17.

Anders als bei den Olympischen Spielen in Rio im vergangenen Jahr, als Linke im Nachhinein selbst von etwas fehlender Courage sprach, um aufs Podest zu gehen, diktierte der Werderaner am gestrigen Nachmittag das Rennen maßgeblich mit. Nach zehn Kilometern ergriff der das erste Mal selbst die Initiative, erhöhte das ohnehin schon schnelle Tempo nochmals und dezimierte dadurch die Spitzengruppe. Nach einer erneuten Attacke nach Kilometer 16 durch Arévalo konnten zunächst nur noch Linke und der Russe Shirobokow folgen. Doch mit einem unglaublichen Zwischenspurt schloss der Südafrikaner Lubogang Shange zu dem Trio auf und hielt das Tempo hoch. Zu hoch für Linke, der zwei Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen musste. Der Südafrikaner wurde am Ende mit drei Sekunden Vorsprung auf Linke Vierter. „Ich wusste, dass Arévalo und der Russe stark sind. Aber der Südafrikaner hat mich echt überrascht“, sagte Linke nach dem Rennen und gestand: „Ich hätte nicht gedacht, dass man heute so schnell für eine Medaille gehen muss.“

Heim-Europameisterschaft 2018 im Blick

Linke hatte nach seinem Sieg beim Europacup im Frühjahr, neuer persönlicher Bestzeit über 20 Kilometer und starken Trainingsleistungen den Anspruch und das Zutrauen, in London unter die ersten Drei zu kommen. „Geträumt habe ich davon die ganze Zeit“, sagte er nach dem gestrigen Rennen. „Aber am Ende wurde es zu schnell und hart.“ Der Wettkampf hätte gerne zwei Kilometer kürzer sein dürfen, dann hätte er vielleicht um die Medaillen mitkämpfen können, sagte er.

Doch letztlich zeigte er sich mit seiner zweitbesten 20-Kilometer-Zeit und Platz fünf beim Kräftemessen der Weltbesten zufrieden. „Ich bin der zweitbeste Europäer, damit kann ich gut auf nächstes Jahr hintrainieren“, sagte er mit Blick auf die Europameisterschaften 2018 in Berlin.

Nils Brembach steigert seine Bestzeit

Mit neuer Bestzeit von 1:20:42 Stunden wurde Nils Brembach 15. auf dem Rundkurs vor dem Buckingham Palace. „Ich wollte unter die Top 20 kommen. Das ist mir gelungen“, sagte er nach dem Zieleinlauf. „Aber dass man mit so einer guten Zeit nur 15. wird, zeigt das gute Niveau im Gehen“, meinte der Potsdamer. „Ich wusste, dass es schnell wird“, erklärte sein Vereinsgefährte Hagen Pohle, der mit 1:20:53 Stunden Saisonbestleistung ging. Er sei das Rennen bewusst verhalten angegangen – ohnehin verfügt Pohle nicht über die Tempohärte wie Linke und die Top-Geher über die 20 Kilometer. Doch solange überlegt wird, die 50 Kilometer aus dem Wettkampf-Programm zu streichen, werde sich Pohle weiter auf die kürzere Distanz konzentrieren.

Der Beeskower hatte mit einem schwierigen Saisonverlauf zu kämpfen, eine Borreliose-Diagnose verbunden mit der Einnahme von Antibiotika schränkten das Training zeitweilig ein. Am Ende sei er mit der erreichten Saisonbestleistung beim Höhepunkt in London zufrieden.

„Mehr kann man sich als Geher nicht wünschen“

Beeindruckt zeigten sich die Potsdamer Geher von der Stimmung und der Atmosphäre an der Strecke. „Die Unterstützung war heute super“, sagte Linke. Er fand es klasse, die Meisterschaften in die City zu legen. Auch Brembach befand: „Die Kulisse war super am Buckingham Palace. Es gab eine Menge Zuschauer. Mehr kann man sich als Geher nicht wünschen.“

Linke, Brembach und Pohle waren drei der vier Athleten des SC Potsdam, die für die Leichtathletik-WM nominiert waren. Zum Quartett gehörte zudem Stabhochspringerin Friedelinde Petershofen, die am ersten Wettkampftag in der Qualifikation gescheitert war.

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